
Pfarreizentrum St. Josef, Schlieren
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Oktober 2020
C/O Architektur AG Architektur Innenausbau Design
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Neubau Pfarreizentrum St. Josef mit Gemeindesaal und Nebenräumen für Unterricht, Betreuung, Empfang und Verwaltung der Kath. Kirchgemeinde Schlieren. Hindernisfreie Erschliessung Areal und Gebäude. Gestaltung in denkmalpflegerischer Umgebung. Nachhaltig, ökologisch und wirtschaftlich.
Ausgangslage
Die bestehende Kirche liegt auf der Wiese zwischen Bahndamm, Parkplatz und Strasse. Ihre äussere Erscheinung ist differenziert, skulptural und prägnant. Eindrückliche Bäume bilden ein Ensemble mit der Kirche und dem neuen Pfarreizentrum. Kirche, Kirchgemeindeplatz und Pfarreizentrum formen einen neuen Ort und geben einander Halt. Zwischen Kirche und Pfarreizentrum wird der Besucher auf dem Platz empfangen. Ein Ort in der Natur zum Verweilen. Ein Ort für Hochzeiten, Taufen, Feste, Märkte, Theater, Spiel. Mit dem Kirchgemeindeplatz werden «Kirche» und «Gemeinde» miteinander verbunden.
Entwurfsidee
Das neue Pfarreizentrum ist von aussen gesehen ein einfacher, kompakter und dennoch vielschichtiger Baukörper. Ähnlich der bestehenden Kirche ist das äussere Volumen in der Form unscharf. Ohne diese in ihrer äusseren Differenziertheit zu spiegeln, nimmt das Gebäude einzelne Elemente der Kirche auf und interpretiert sie neu. Das Pfarreizentrum ordnet sich der Kirche unter: ergänzend, bescheiden, nach innen gerichtet und konzentriert. Dennoch bildet das Pfarreizentrum ein Volumen mit selbständigem Ausdruck. Grosse Fassadenöffnungen wirken einladend und öffnen sich zu hellen, weiten Eingangsbereichen. Vorzonen verbinden die Nutzungen und Ebenen miteinander, sie sind fliessend, weiten sich aus und schaffen Nischen und Orte zum Verweilen. Räume und Zwischenräume sind entsprechend ihrer Nutzung differenziert vorgesehen. Ein ‚Lichtraum‘ verbindet Ebenen und Nutzungen miteinander.
Projektierung
Die drei Nutzungsbereiche Gemeinde, Gruppen und Verwaltung stehen in dem dreigeschossigen Bau optimal zueinander in Bezug. Eine zentrale Vertikalerschliessung in der Nähe der Eingänge ermöglicht kurze Wege, der Lichtraum verbindet die Bereiche mit Licht und Sichtbeziehungen. Mit direktem Zugang vom Vorplatz an der Strasse sind Empfang, Verwaltung und Betreuung auf der Ebene 01 zu erreichen. Gegenüber der Kirche liegen an einem gedeckten Vorplatz das Foyer und der Gemeindesaal mit seinen Nebenräumen auf der Ebene 02. Gruppenräume und ein aussenliegender Hof auf der Ebene 03 sind für unterschiedlichste Nutzungen vorgesehen.
Die bestehende Gruppe der denkmalgeschützten kolchischen Ahornbäume verbindet Kirche und Gemeindehaus und prägt den Kirchgemeindeplatz. Die bestehenden Beläge werden erhalten und auf den Plätzen und Zugängen werden diese weitergeführt. Die Vorfahrt für Kirche und Saal wird mit Stellplätzen für Fahrzeuge und Zweiräder ergänzt.
Realisierung
Ebene 01: Das Pfarreizentrum öffnet sich dem Besucher auf der Ebene 01 direkt über grosse Verglasungen. Der Besucher wird beim Sekretariat empfangen. Der Lichtraum gibt den Blick in die oberen Ebenen und Nutzungen frei. Die Räume für die Verwaltung und Betreuung, für Beratung sowie Büroarbeit sind optimal angeordnet, belichtet und zum Korridor raumhoch verglast.
Ebene 02: Der gedeckte Vorplatz zwischen Kirche, Platz und Pfarreizentrum schafft eine Zone der Begegnung zwischen Innen und Aussen auf der Ebene 02. Das Foyer als Eingang vom Kirchgemeindeplatz ist offen und lichtdurchflutet. Kirchplatz, Vorplatz und Foyer werden zu einem grosszügigen Raum. Der Saal kann für unterschiedlichste Anlässe genutzt werden. Bei Festen und besonderen Anlässen kann die verglaste Fassade zum Platz geöffnet werden. Grosse Fenster erweitern den Raum zur baumbestandenen Wiese. Die Fenster bilden Sitznischen und können verdunkelt werden.
Ebene 03: Gruppenräume und Besprechungszimmer sind direkt um die zentral gelegene Treppe auf der Ebene 03 angeordnet. Jugend-, Bastel- und Unterrichtsräume sind grossflächig verglast. Ergänzt werden die Räume mit einem Pausenbereich am Lichtraum. Einzelne Räume sind dem stillen Innenhof zugewandt.
Besonderheiten
Materialien: In den allgemeinen Bereichen Saal, Treppen und Sanitär sind mineralische Beläge (Kunststein, Terrazzo) und in der Verwaltung und den Gruppenräumen Linoleumböden ausgeführt. Allgemein sind die Wände und Decken verputzt. Die Wand- und Deckenbekleidungen im Saal wurden in Tafelbauweise erstellt. Einbaumöbel sind einfach und robust. Die Fassadenkonstruktion erfüllt die Ansprüche an Einfachheit und Wärmedämmung: Stahlbetonkonstruktion, Wärmedämmverbundsystem, mineralisch/diffusionsoffen, hydroaktiv verputzt. Die Fassadenöffnungen sind mit schmalen Metallprofilen eingefasst.
Nachhaltigkeit: Besondere Aufmerksamkeit kommt der Nachhaltigkeit und der Verwendung ökologisch unbedenklicher und wirtschaftlicher Materialien zu. Der kompakte Baukörper entspricht diesen Anforderungen. Fenster sind nur, wo Sichtbezüge erwünscht oder Tageslicht notwendig ist, angeordnet. Eine nachhaltige Wärmeerzeugung ist für Kirche und Pfarreizentrum mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit einer Gasheizung für den Spitzenbedarf vorgesehen. Auf dem Dach ist eine Fotovoltaikanlage angeordnet.