Pfarreizentrum Gerliswil
,
Schweiz
Veröffentlicht am 04. April 2024
Lussi + Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Mit dem Umbau und der Aufstockung des Pfarrzentrums in Gerliswil ist ein Gebäude mit variablen Nutzungsmöglichkeiten entstanden. Der Bestand bildet den massiven Sockel für den neuen Saalbau, der mit seiner markanten Silhouette und der Kupferverkleidung wie eine Krone auf dem Bestand thront. Die von Lussi + Partner Architekten ausgeführte Sanierung ist ein Beispiel für die Umnutzung eines typisch brutalistischen Baus seiner Zeit. Sie zeigt nachhaltig, wie bestehende Bausubstanz durch sinnvolle Umnutzung und Erweiterung zeitgemäss genutzt werden kann. Die Symbiose von Alt und Neu schafft eine überraschende architektonische Vielfalt und fügt das Gebäude harmonisch in seinen Kontext ein.
Ausgangslage
Das bestehende Gemeindehaus aus den 1970er-Jahren stellt sich als monolithischer Betonbau dar, der seitlich in den Kirchenhang eingegraben ist. Das Volumen nimmt sich gegenüber der Kirche zurück, wirkt aber als zeittypische Architektur expressiv skulptural. Durch die Staffelung im Hang können die drei Bestandsgeschosse jeweils ebenerdig erschlossen werden. Das bestehende Gebäude ist vom Kirchenplateau aus nicht sichtbar. Das Gebäude soll nach der Erweiterung über 500 bis 600 Quadratmeter mehr Nutzfläche verfügen. Dies konnte durch Teilanbauten und eine Aufstockung erreicht werden.
Entwurfsidee
Der Umbau und die Erweiterung des Pfarrzentrums werden zum Anlass genommen, die Volumetrie zu klären und die Prägnanz des Gebäudes zu stärken. Der bestehende Sichtbetonbau wird zum massiven Sockel des neuen Saalaufbaus. Die Erweiterung erhält eine markante Silhouette und eine differenzierte Materialität. Wie eine Krone liegt der kupferne Aufbau auf dem Bestand und strahlt so die neue Bedeutung als öffentliche Institution aus.
Das Treppenhaus bleibt die verbindende Ader durch das ganze Haus. Es wird bis zum neuen obersten Geschoss weitergeführt und ermöglicht so einen direkteren Zugang zur Kirche. Die Transparenz des Erschliessungsraums wird durch Durchbrüche zwischen den Geschossen erhöht und schafft eindrucksvolle Durchblicke über alle Ebenen. Es entsteht eine spielerische und überraschende Innenwelt, die einen angenehmen und inspirierenden Aufenthalt ermöglicht. Das vielfältige Raumprogramm wird entsprechend seiner Funktionen in eigenständigen Clustern auf den Geschossen organisiert.
Die Konstruktion der Mehrzweckhalle ist als Holzbau konzipiert. Dementsprechend sind auch die Innenflächen mit Holz verkleidet. Eschenholz schafft ein freundliches Raumgefühl und einen angenehmen Raumklang. Die Verkleidung des Aufbaus mit Kupferblech nimmt das Dachmotiv der Kirche auf und verstärkt die ikonografische Gesamtwirkung des Gebäudes.
Projektierung
Die Anordnung des Gebäudes am Hang ermöglicht jeweils direkte ebenerdige Zugänge für die vielfältigen Nutzungen wie zum Beispiel als Jugendraum, Vereinsräume, Pausencafé, Pfarramt, Sozialberatung, Verwaltungs- oder Mehrzweckraum. Materialisierung und Stilelemente aus der Bauzeit des Bestandes finden sich neu interpretiert im Neubauteil wieder. Es entsteht eine Collage aus Alt und Neu in Material, Form und Farbe.
Die Konstruktion des Mehrzwecksaals und des Foyers wird als leichte, vorgefertigte Holzkonstruktion ausgeführt. Dies reduziert das Gewicht und ermöglicht eine effiziente Bauausführung.
Die bestehende Betonfassade wird gereinigt und saniert und erscheint wieder frisch und authentisch. Der Bestand wird innen neu gedämmt und die Fenster erneuert. Der robuste, charaktervolle Bodenbelag aus Klinkerplatten bleibt erhalten und wird im Neubauteil neben einem Linoleumbelag in den Schul-, Vereins- und Büroräumen weitergeführt. Durch die Beheizung mit Erdwärme wird das Haus frei von fossilen Brennstoffen. Freecooling über die Erdsonden ermöglicht eine leichte sommerliche Kühlung einzelner Räume.
Besonderheiten
Die Renovierung des Pfarreizentrums repräsentiert beispielhaft die Umnutzung eines typischen brutalistischen Baus seiner Zeit. Sie zeigt nachhaltig, wie man vorhandene Bausubstanz durch sinnvolle Wiederverwendung und Erweiterung in zeitgemässer Weise nutzen kann. Die Symbiose von Alt und Neu schafft eine überraschende architektonische Vielfalt und verbindet das Bauwerk harmonisch mit seinem Kontext.
Das Projekt von Lussi + Partner Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.