Schloss Rapperswil
,
Schweiz
Veröffentlicht am 20. März 2025
PARK ARCH AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
crepaccio e mulini
In der letzten Eiszeit stiess der Linthgletscher bis ins heutige Limmattal vor. Bei seinem Rückzug bildeten sich der Zürichsee und die Ufertopografie, auf welcher das Schloss Rapperswil steht. Gletscherspalte und Gletschermühlen des Projektes beziehen sich bildhaft darauf. Sie machen als zentrale Motive die immensen Kräfte der Natur sichtbar, die langsamen, manchmal abrupten Veränderungen über lange Zeiträume. Ähnlich hat sich das Schloss und die Stadt Rapperswil selbst während Jahrhunderten stetig verändert. Die baulichen Erneuerungen zollen dem Bestehenden Respekt. Im Gespräch Alt – Neu erhält das Historische, das Heutige und das Zukünftige eine Stimme.
Das Schloss Rapperswil bildet den Ausgangspunkt des Projekts. Nicht als historisch abgeschlossenes Monument, sondern als Architektur, als Raum, als Organisation von Flächen und Ebenen und als materielle Konstruktion. Die Eingriffe werden vom Bestand abgeleitet. Ein wesentlicher Charakterzug des Gebäudes ist die Senkrechte. Drei weithin sichtbare Türme markieren ein fast gleichseitiges Dreieck. Von der Fläche des Sees über den Fischmarkt, den leicht geneigten Hauptplatz, die Treppenanlage aus dem 19. Jahrhundert und dem Weg entlang der Südwand zum Lindenhügel in den Innenhof führt eine Linie aufwärts. In der Erschliessungszone Ost findet sich die Referenz an die Gletscherspalte, die Öffnung zwischen dem neuen Warenlift und dem leicht geneigten Personenlift. Der Blick wird nach oben geführt. Die neuen Treppen winden sich nach unten wie Gletschermühlen, radial mit wechselnder Richtung oder regelmässig. Die abrupte Senkrechte der Gletscherspalte kontrastiert zur Langsamkeit der waagrechten Gletschermühlen gegenüber.
Die bestehenden Strukturen werden nachgezeichnet, hervorgehoben und verstärkt. Die Lösung von früheren Zwängen schafft neuen Spielraum. Der Stein erscheint in verschiedenartigen Ausführungen. Die Fassade besteht aus geschlagenem Bollinger Sandstein, die Fenster- und Türeinfassungen sind gesägt, scharriert und teilweise gekröndelt. Die Treppenstufen sind von den Menschen über die Jahrzehnte ausgetreten. Die Kiesel im Schlosshof und im Kräutergarten sind lose und knirschen beim Begehen. Schalungsglatter Beton der Liftschwände und gestockter Beton der Treppenbrüstungen ergänzen den Bestand.
Das Schloss Rapperswil ist im schweizerischen Inventar für Kulturgüter von nationaler Bedeutung eingetragen. Das Neue fügt sich ans Bestehende. Die inneren Widersprüche werden akzeptiert, Identität bildet sich in der Differenz. Gerade dank der Heterogenität der Teile entsteht wiederum ein Ganzes. Die kulturelle Nutzung im Rittersaal unter dem Dach bleibt bestehen und wird über das Foyer mit der neuen Erschliessung verbunden. Der Rundgang im Museum zur Geschichte des Schlosses im Palas und im Wehrgang beginnt im zweiten Obergeschoss ausgehend von der neuen Treppe. Die Gastronomie bedient das ganze Haus, die einzelnen Säle, den Innenhof und den Lindenhügel. Durch die neu gestaltete Anlieferung und die Neuorganisation des Untergeschosses werden die Betriebsabläufe optimiert. Einfache Holzhütten sind vor die imposanten Schlossmauern gestellt.
Das Projekt von Park Arch wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.