Umbau altes Pfarrhaus

 
8630 Rüti ZH,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. Juli 2020
Joos & Mathys Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Historische Wand Detail Froschauer Raum Treppenantritt Treppengeländer Türdetail Eingangshalle mit Gewülbe Farbkonzept Sanitärräume Farbkonzept Historische Türe Reutlinger Zimmer Sekretariat Täferzimmer

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Amthofstrasse 12, 8630 Rüti ZH, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
12.2019

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Grundstücksfläche
1426 m²
Gebäudevolumen
2620 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,7 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
12

Beschreibung

Das ehemalige Pfrundhaus ist das älteste Wohnhaus von Rüti. Der Umbau verfolgt Massnahmen unterschiedlicher Eingriffstiefen, massive für den Lifteinbau und Anheben des Bodens. Der punktuelle Rückbau reaktiviert wertvolle Substanz (Scharten, Gewölbe, Türdurchbruch). Punktuelle Ergänzungen vervollständigen den Bau.

Ausgangslage

Das ehemalige Pfrund- und heutige Pfarrhaus ist das älteste Wohnhaus von Rüti und wird ins frühe 14. Jahrhundert datiert. Nach der Reformation diente das Gebäude fortan als Pfarrhaus und im Erdgeschoss wurde eine Schule eingerichtet. 1706 wurde das zweite Ober- und das Dachgeschoss abgetragen und in Riegelbauweise neu aufgebaut. Diese Aufstockung ist heute noch ablesbar und zeigt vorbildlich, wie Altes und Neues zusammenwachsen kann. Mit dem Umbau des alten Pfarrhauses und dem Neubau des Kirchgemeindesaals werden alle öffentlich genutzten Räume der Kirchgemeinde an einem Ort zusammengeführt.

Entwurfsidee

Wir sind überzeugt, dass sinnvoller Denkmalschutz dadurch erreicht wird, indem die vorgefundene Bausubstanz für den zeitgemässen Gebrauch tauglich gemacht wird: Wo nötig sind die Eingriffe tiefgreifend, wo möglich ist der Umgang sanft. Im vorliegenden Umbauprojekt wird mit dem Lifteinbau punktuell tief in die Substanz eingegriffen. Hingegen werden vorhandene Wand- und Deckentäferungen sorgfältig instandgestellt.
Der Lift ist in der nördlichen Raumschicht des Gebäudes eingeschrieben. Er ist nicht direkt auf den Korridor geöffnet, sondern wird über einen Vorraum erreicht. Der Liftschacht leistet im Verbund mit den angrenzenden ertüchtigten Holzbalkendecken die für die Erdbebensicherheit verlangte Stabilität. Durch verglaste Doppeltüren wird das Treppenhaus brandschutztechnisch vom Korridor abgetrennt. Derart können die originalen Zimmertüren im dahinterliegenden Korridor erhalten werden. Die vorhandenen Schreinerarbeiten werden mit neuwertigen Massivholzkonstruktionen ergänzt, wo nötig in der für die Brandschutzanforderungen gewünschten Qualität. Vorhandene Türfutter werden erhalten und mit den neuen gestemmten Türen wird eine stimmige Gesamterscheinung der Holzarbeiten erzielt.

Projektierung

Im vorliegenden Umbauprojekt wird mit dem Lifteinbau punktuell tief in die Substanz eingegriffen. Im Erdgeschoss wird für den Liftvorraum ein Gewölbe freigelegt und mit Tonziegeln aus dem Bestand am Boden aufgewertet. Der ehemalige Heizungskeller wird angehoben und über eine freigelegte historische Türöffnung direkt von der Eingangshalle zugänglich gemacht. Im Vorraum im 1. OG wird das auf drei Seiten vorhandene Wandtäfer entlang der neuen Liftwand ergänzt. Im «Froschauer Raum» gelingt durch gezielten Rückbau ein denkmalpflegerischer Glücksgriff: Die freigelegten Aussenwände bringen eine historisch interessante Wand zum Vorschein.
Die beiden neuen Küchen sind gestalterisch auf die jeweiligen Raumwirkungen ausgebildet: in der «Bullinger Stube» ist die Küche als eine Art Buffet ausgebildet. Im «Froschauer Raum» mit den kräftigen Putz- und Riegelwänden ist eine einfache Teeküche als Tischkonstruktion in Anlehnung an eine Werkbank eingestellt. Im 2. Obergeschoss sind die Räume weiss gestrichen, die Holztüren und Lamperien hellgrau abgesetzt. Die vorhandenen Wand- und Deckentäfer werden als farbliche Flächen abgesetzt ausgeführt. Die Raumbezeichnungen und Logos sind direkt auf die Wände oder Türen aufgemalt. Die zeitgenössischen, raffinierten Deckenleuchten von Serien Lighting, sowie die klassische Leuchte VL45 von Poulsen wurden eingesetzt. Die frei an den sichtbaren Holzbalken gehängten Kugelleuchten erzeugen eine lebendige Lichtstimmung.

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