Überbrückungsbau Opernhaus Zürich

 
8001 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 27. März 2025
EM2N, Mathias Müller, Daniel Niggli, Architekten AG ETH SIA BSA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Falkenstrasse , 8001 Zürich, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Geschossfläche
462 m²
Nutzfläche
330 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
4,6 Mio. CHF

Beschreibung

Das Opernhaus Zürich leidet unter erheblichen betrieblichen Mängeln aufgrund von Platzmangel. Viele Räume sind mehrfach belegt, schlecht belüftet oder ohne Tageslicht. Zudem fehlen Aufenthaltsräume, Garderoben und Veranstaltungsflächen. Besonders problematisch sind die unzureichende Anlieferung und fehlende Lagerflächen. Eine langfristige Lösung soll durch das Projekt «Zukunft Oper» entstehen. Um die Situation kurzfristig zu verbessern, plante die Opernhaus Zürich AG jedoch einen temporären Überbrückungsbau (ÜBB). Da die Nutzung auf zehn bis fünfzehn Jahre begrenzt ist, soll der Bau wiederverwendbar sein.

Die zeitliche Begrenzung der Nutzung sowie seine exponierte Lage in einem historischen Umfeld – am See und am Sechseläutenplatz – schaffen einen komplexen Kontext für die Konstruktion und Gestaltung des ÜBB. Einerseits soll er als temporäres Vorhaben erkennbar bleiben und durch seine modulare Holzkonstruktion im Sinne der Kreislaufwirtschaft an anderer Stelle nachnutzbar sein. Andererseits muss er der städtebaulichen Situation an diesem Ort gerecht werden. Durch die Holzbauweise wird die Belastung der bestehenden Decke minimiert und eine spätere Wiederverwendung ermöglicht. Die Bauteile sind grossformatig und einfach demontierbar. Die Aussenwände bestehen aus Holzrahmenbau mit aussteifenden Wänden aus Brettsperrholz. Auch die Verlängerung des Lift- und RWA-Schachts erfolgt in Holzbauweise, da dies eine schnelle Montage ermöglicht. Das Dachtragwerk ist als regelmässiges Raster aus Pfetten und Sparren konstruiert, wodurch im Inneren kaum tragende Wände nötig sind und eine flexible Raumnutzung entsteht.

Die Grundgeometrie des Überbrückungsbaus ist regelhaft und bezieht sich auf die Hauptgeometrie des Opernhauses. Der eingeschossige ÜBB versteht sich als pavillonartiger Dachaufbau und entwickelt daraus eine eigenständige architektonische Sprache mit geneigten Wänden und einer prägnanten Dachform. Die Stirnseiten reagieren auf die axialsymmetrischen Fassaden des Bestands und verleihen ihm eine zeichenhafte, elegante Silhouette. Die in die Volumetrie integrierte Brise Soleil verstärkt die Horizontalität der beiden Längsfassaden und lässt die Befensterung in einer Schattenfuge zurücktreten. Auch der Technikaufbau wird mit grosser architektonischer Sorgfalt behandelt und integriert auf selbstverständliche Art und Weise die bestehenden Kamine, während die beiden PV-Anlagen flächig auf den schrägen Dachebenen zu liegen kommen.

Die Materialisierung der Dachflächen mit beschieferten Bitumenbahnen zieht sich textilartig bis über die Ränder und sucht in Farbigkeit und Materialität die Nähe zu den umliegenden historischen Dachaufbauten. Die Stirn- und Längsfassaden werden dagegen mit einer gestrichenen Holzverkleidung versehen. Es werden also einfache und «arme» Materialien eingesetzt, die in ihrer sorgfältigen Verarbeitung jedoch nicht billig wirken, über die Jahre Patina annehmen und in ihrem Zusammenspiel dem temporären Charakter des Pavillons entsprechen. 

Das Projekt von EM2N | Mathias Müller | Daniel Niggli Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

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