Quai de Cologny

6 von 10

 
1223 Genève,
Schweiz

Veröffentlicht am 18. März 2022
ADAo architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Quai de Cologny, 1223 Genève, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2020

Gebäudedaten nach SIA 416

Geschossfläche
800 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
2,2 Mio. CHF

Beschreibung

Wasser war oft ein zentrales Element bei der Gründung einer Stadt. Die Stadt Genf wurde am Ufer des Genfersees und der Rhone gegründet, die heute die grössten öffentlichen Räume der Stadt bilden. Eine grosse politische und bürgerliche Bewegung verlangt seit 2008 nach einer vollständigen Neugestaltung dieser Räume. In diesem Kontext ist das Projekt zur Neugestaltung des Quai de Cologny entstanden.
Um dem Bedürfnis der Bevölkerung nach mehr öffentlich zugänglichen Badestellen gerecht zu werden, bemühen sich die grossen Schweizer Städte bereits seit mehreren Jahren mehr kostenlose und natürliche Flächen zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 2019 war das Schwimmen in offenen Gewässern auch Gegenstand einer Ausstellung im Architekturmuseum Basel, in der das Konzept der «SWIM CITY» vorgestellt wurde. Die Veranstaltung machte deutlich, dass insbesondere Städte, die an Seen oder Flüsse grenzen, vermehrt auf dieses zeitgenössische Phänomen reagieren und dabei eine Vorreiterrolle einnehmen.

Ausgangslage

Der Quai de Cologny verläuft auf einer Länge von etwa zwei Kilometern dem See entlang und ist einer der schönsten Eingänge zu Genf. Bis anhin befand sich dort eine breite Fahrbahn und eine Promenade aus Bäumen. Das machte diesen öffentlichen Raum trotz seiner aussergewöhnlichen Lage bislang wenig attraktiv und wurde daher auch wenig genutzt. Obwohl aus administrativen Gründen in zwei Teile geteilt, geteilt in den Land- und Seeteil, erscheint der neugestaltete Quai als ein untrennbares Ganzes.

Entwurfsidee

Die Grösse des Projekts und dessen Kontext erlaubten es nicht, aus dem Vollen zu schöpfen. Sehr schnell wurde klar, dass die Ziele des Projekts auf eine einfache und einheitliche Weise erreicht werden müssen. Le Corbusiers Aphorismus «Einheit im Detail, prächtiger Tumult im Ganzen» diente uns als Leitlinie. So stützt sich das Projekt hauptsächlich und fast ausschließlich auf zwei natürliche Baumaterialien: den massiven Kalkstein aus dem Jura und das Holz der Schweizer Eiche.
Die Neugestaltung des Seeufers beruht auf zwei Prinzipien: Zum Einen auf der linearen Baustruktur des Quais: Promenade, Mauern und Steinschüttungen sollen beibehalten werden. Zum anderem in dessen Ausdruck für einfache Einrichtungen und der damit verbundenen einheitlichen Materialisierung entlang des gesamten Ufers.
Die Freizeitbereiche und der Zugang zum Wasser bestehen aus einer neuen Anordnung von Kalksteinplatten. Sie bilden eine Art Stufe, welche zur Entspannung und zum Baden einlädt. Die Sitzstufen sind in die Steinschüttungen integriert, welche den Quai schützen und haben nur einen sehr geringen Einfluss auf den See. Leichte, mit Holz verkleidete Plattformen punktieren die Uferlinie. Zwischen den Freizeitangeboten befinden sich naturbelassene Räume, die mit der Landschaft und dem angrenzenden See harmonieren.

Projektierung

Der kreisförmige Steg besteht aus zwei Ringen zwischen welchen eine wellenförmig gebogene Bank eingefügt ist. Er verfügt über eine Fläche von 800 m² und einen Durchmesser von 40 Metern. Badende können sich so entweder im geschützten inneren Bereich des Rings aufhalten oder im offenen Wasser schwimmen. Angesichts der Grösse und der aussergewöhnlichen Schönheit der Landschaft erschien es uns als wesentlich, eine Konstruktion mit einer einfachen Form und einer starken, selbstbewussten Ästhetik vorzuschlagen. Der Kreis erinnert an eine unendliche Linie, einen Strudel, eine Welle oder den Aufprall eines Tropfens auf der Wasseroberfläche. Der Ponton ist mit Holz verkleidet, deren Relief mit den Wellen des Sees und dem Panorama harmonieren. Die wellenförmig gestaltete Oberfläche symbolisieren eine Düne, welche bei den Badegästen Strandgefühle auslösen sollen. Zudem bietet sie zahlreiche verschiedene Möglichkeiten, es sich gemütlich zu machen: Man kann sitzen, liegen oder sich anlehnen. Und von jedem Platz aus bietet sich eine andere, schöne Aussicht auf die Landschaft.

Realisierung

In Absprache mit dem Bauherrn wurde Eichenholz verwendet, dies aufgrund dessen Rückverfolgbarkeit, Verfügbarkeit, aussergewöhnlicher Haltbarkeit, angemessenen Kosten und dem Fehlen von Splittern. Mit der Zeit wird es wie alle Hölzer vergrauen, was dessen Haltbarkeit aber nicht mindert.
Aus struktureller Sicht ist der Ponton eine «leichte» Konstruktion, die auf dem Wasser zu schweben scheint. Die runde Plattform aus Stahlbeton ist auf Pfählen abgestützt und bildet eine Art Schutzschild, das den Steg vor den Wellen schützt. Die auf der Betonplatte liegende Wellenform der Bank stützt sich auf eine Struktur aus rostfreiem Stahl, die an die Rippen eines Flugzeugflügels erinnert.
Um die Konstruktion dieser komplexen Oberfläche zu ermöglichen, modellierten wir den gesamten Steg dreidimensional und zeichneten die abgeschrägte Geometrie und die Position jeder einzelnen der 5000 Holzlamellen. Diese Methode ermöglichte einen idealen Informationsaustausch zwischen den Designern und den konstruierenden Zimmerleuten. Ein zweiter kreisförmiger Ponton soll zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden.

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