Scheune Einraum-Studio

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9650 Nesslau,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. April 2024
Noun GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Klapptüren Einraumstudio Kontext Nesslau Ankunftssituation aus Süden Ansicht Nordfassade Fassadendetail Neue Einbauten in Bestand Unterkonstruktion Einraumstudio Neue Heubodenkonstruktion Konstruktionsdetail Holzverbindung Neuer Aufstieg zum Heuboden Ausblick in die Landschaft Zugang zum Einraumstudio Einraumstudio

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
10.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
14'189 m²
Geschossfläche
250 m²
Nutzfläche
40 m²
Gebäudevolumen
540 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
700'000 CHF

Beschreibung

Das Projekt von Noun geht der Frage nach, wie die bestehende Scheune in Nesslau einer neuen Nutzung als Refugium dienen kann. Der lokalen Baukultur verpflichtet, steht der Erhalt des Strickbaus im Fokus – neue Elemente bleiben eigenständig. Handwerk und Gestaltung verbinden sich zu einer ortssensiblen Architektur.

Ausgangslage

Am oberen Rand des Dorfkerns von Nesslau stellt die bestehende Scheune aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wichtigen Bestandteil des Ortsbildes dar. Sie gehört seit ihrer Entstehungszeit zum bürgerlichen Haupthaus Hürnli. Ursprünglich diente sie als Pferdestall und Unterstand für das Fuhrwerk. Nach einem Besitzerwechsel und jahrelangem Leerstand sollte in der Scheune wieder etwas Neues entstehen: Ein Rückzugsort der besonderen Art, um der Stadt zu entfliehen und sich auf die eigene Herkunft, die heimische Kultur im Einklang mit der Natur zu besinnen.

Entwurfsidee

Im Vordergrund der Bauaufgabe stand die Erhaltung des Bestands und die nachhaltige Bewältigung der notwendigen Um- und Erweiterungsbauten. So wurde die für ihr Alter gut erhaltene Scheune äusserlich kaum wahrnehmbar verändert. Ihre Hülle wurde, wo nötig, instand gesetzt, das alte Scheunentor auf der Ostseite durch ein gestalterisch verwandtes ersetzt. Auf der Südseite fügt sich ein neues Fenster analog zur bestehenden Giebelöffnung im Norden ein. Durch das Schliessen eines Schiebeladens verschwindet das Fenster in der Fassade, sodass diese jederzeit in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden kann. Das Innere der Scheune wird im Bereich der bestehenden Strickerei durch ein Studio ergänzt. Im Bereich des Heubodens ruht es auf einer neuen, vom Bestand entkoppelten Konstruktion. Die mangels Tragfähigkeit notwendige Sanierung des alten Heubodens bot die Möglichkeit, diesen in verkleinerter Form neu zu gestalten. Zusammen mit einer neuen Treppe erschliesst er das Studio, das als schlichter Einraum konzipiert ist. Der Wohnbereich ist offen um den neuen Holzspeicherofen mit Kochmöglichkeit angeordnet. Die Nasszelle und die Schlafnische fügen sich unter der Dachschräge hinter grünen Holzklapptüren ein. Je nach Positionierung der Klapptüren können die Nischen mit dem Wohnraum verbunden oder funktional entkoppelt werden. Durch die Beweglichkeit der Türen entsteht eine räumliche Schaltbarkeit, die eine flexible Nutzung des Studios ermöglicht.

Projektierung

Durch den Rückgriff auf traditionelle Handwerkstechniken knüpft die Scheune an ihre Geschichte an und bleibt der regionalen Baukultur verpflichtet. Besonders charakteristisch für das hier angewandte Konstruktionsprinzip ist die Kombination zweier unterschiedlicher Holzarten, Fichte und Esche. Der gezielte und ergänzende Einsatz von Esche ermöglicht die ungewöhnlich schlanke Dimensionierung der aussteifenden Diagonalen bei gleichzeitiger Aufnahme grosser Kräfte. Alle konstruktiven Verbindungen werden weitestgehend mit klassischen Holzverbindungen mittels Eschendübeln ausgeführt, um die Vielseitigkeit des Baustoffes zu nutzen und den Einsatz endlicher Rohstoffe auf ein Minimum zu reduzieren.

Das Projekt von Noun wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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