Umbau und Erweiterung Wohn- und Geschäftshaus
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Schweiz
Veröffentlicht am 27. März 2023
Lussi + Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das erhaltenswerte Bauwerk an der Baselstrasse wurde für die GSW Luzern zeitgemäss und nachhaltig erweitert und saniert. Die Verdichtung fügt sich selbstverständlich zwischen die Nachbargebäude ein. Das Projekt trägt zur Aufwertung des multikulturellen Quartiers bei und stärkt die Sozialstruktur.
Ausgangslage
Die Stiftung GSW Luzern bezweckt die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum in der Stadt Luzern. Die Liegenschaft wurde 1936 von Vogt Vallaster erbaut und gilt mit seinen charakteristischen Gestaltungselementen des neuen Bauens im Bauinventar als erhaltenswert. Eine Machbarkeitsstudie ergab ein Ausbaupotenzial von 500 Quadratmetern. Dies wurde zeitgemäss und nachhaltig ausgeschöpft, mit dem Ziel, Wohnraum im preisgünstigen Segment anzubieten. Das Gebäude wies einen Bestand von 18 Wohnungen auf. Mit der Erweiterung wurden 34 Wohneinheiten mit dem Fokus auf Kleinwohnungen realisiert.
Entwurfsidee
Das Wohn- und Geschäftshaus ist Teil der östlichen Häuserzeile am Kreuzstutz. Das Gebäude liegt in einer Häuserzeile zwischen Basel- und Lädelistrasse. Die Hauptfassade orientiert sich zur Baselstrasse. Die erhaltenswerte Fassade zur Baselstrasse wurde denkmalpflegerisch saniert. Die Erweiterung an der Lädelistrasse füllt den Rücksprung und stärkt damit die Strassenflucht an der Hintergasse. Angestrebt wurde eine intelligente Verdichtung, die sich selbstverständlich zwischen die beiden Nachbargebäude einfügt und die Strassenflucht klärt. Mit zwei Einschnitten in das neue Volumen kann die zusätzliche Wohnfläche mit Licht und Luft versorgt werden. Die vertikal übereinander angeordneten Balkone bieten für die neu konzipierten Kleinwohnungen an der Lädelistrasse einen attraktiven Aussenraum mit Blick zur Reuss.
Durch die Einführung eines Lichthofes im tieferen Einschnitt wurde eine verbesserte Belichtung der dahinterliegenden Räume erreicht. Weiterer zusätzlicher Wohnraum wurde durch den Aufbau eines Attikageschosses realisiert. Weiterhin bestehen grosszügige Erdgeschossflächen für eine gewerbliche Nutzung. Das bestehende Treppenhaus wurde erhalten und diskret mit einer Liftanlage ergänzt.
Der Ausdruck der neuen Fassade spielt gezielt mit dem Bestand. Die Klappläden und die axial übereinander angeordneten Fenster, die das Fassadenbild stark prägen, wurden in der Erweiterung aufgenommen und neu interpretiert.
Projektierung
Das in Massivbauweise erstellte Wohn- und Geschäftshaus wurde auf Seite Lädelistrasse in derselben Bauweise ergänzt. Für die nichttragenden Elemente kamen Leichtbauwände zum Einsatz, um die bestehende Struktur nicht zusätzlich belasten. Nach Möglichkeit wurden bauliche Elemente wie z. B. das Treppenhaus erhalten und farblich auf den Originalzustand zurückgeführt. Die Farbgebung in verschiedenen beigen, braunen und grauen Nuancen orientiert sich an der ursprünglichen Farbgestaltung des Gebäudes, die in einer Farbanalyse ermittelt wurde. Die Details der neuen Türen und Abschlüsse wurden im Sinne des Altbaus gestaltet. Damit wird der Geist der Moderne der 1930er-Jahre gewahrt. Die Weiterverwendung der bestehenden Bausubstanz sowie die Umrüstung des Heizungssystems stehen im Sinne der Nachhaltigkeit. Die Totalsanierung umfasste sämtliche Bauteile. Das Tragwerk musste gefestigt, das Dach und die Fassade gedämmt und erneuert, die Fenster ausgewechselt, ein Ersatz für die Heizung gesucht sowie die gesamten Sanitär- und Elektroleitungen neu verlegt werden. Die alte Gasheizung wurde mit einer Grundwasserwärmepumpe ersetzt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert den Strom. Im Innenausbau wurden Küchen und Bäder erneuert sowie der Brand- und Schallschutz optimiert. Den barrierefreien Zugang zu allen Räumen ermöglicht die neue Liftanlage und, wo nötig, entsprechende Rampen. Für zusätzliche Sicherheit sorgt ein digitales Zutrittssystem.
Realisierung
Der Umbau war anspruchsvoll. Der Standard der Wohnungen musste an die heutigen Bauvorschriften und Komfortansprüche angepasst werden. Diese Massnahmen wurden so ausgeführt, dass der Charme der bestehenden Architektur weiterhin spürbar bleibt. So wurde z. B. das schöne Treppenhaus mit einer neuen Liftanlage diskret ergänzt. Es wurde so viel Bausubstanz wie möglich erhalten. Die Türen in den bestehenden Wohnungen wurden und Schreinerarbeiten wurden aufgefrischt.
Aufwendig war die Ertüchtigung der bestehenden Böden. Die sehr schlank gehaltene Konstruktion der Böden aus einem hourdisähnlichen System musste aus Schall und Brandschutzgründen mit einer abgehängten Gipsdecke optimiert werden. Die Ansprüche an das hindernisfreie Bauen im Bestand waren herausfordernd. Der Lifteinbau erforderte einen Durchbruch durch das ganze Haus, welcher integrativ ohne invasiven Eingriff in die bestehende Typologie erreicht wurde.
Besonderheiten
Aus dem Jahresbericht der GSW Luzern: «Die Gratwanderung zwischen günstiger Miete und attraktivem Wohnraum ist mit der Renovation ausgezeichnet gelungen. Die entstandenen Wohnungen überzeugen mit ihrem zeitgemässen Ausbau und ihrer kompakten Grösse... Ein Pilotprojekt, das für weitere sanierungsbedürftige Objekte der GSW Luzern richtungsweisend sein wird.»