Verkehrsstützpunkt Kantonspolizei Chur

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7000 Chur,
Schweiz

Veröffentlicht am 07. Februar 2025
Comamala Ismail
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Sommeraustrasse 35, 7000 Chur, Schweiz
Fertigstellung
08.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Grundstücksfläche
2711 m²
Gebäudevolumen
9305 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
9,5 Mio. CHF

Beschreibung

Der neue Verkehrsstützpunkt der Kantonspolizei in Chur ist aus einem Planungswettbewerb hervorgegangen, der 2019 vom Hochbauamt durchgeführt wurde. Im Zusammenhang mit dem «Aktionsplan Green Deal für Graubünden» wurde ein innovatives Leuchtturmprojekt gesucht, das sich explizit durch nachhaltiges Bauen und Netto-Null auszeichnet. Das Siegerprojekt «FAR» überzeugte die Fachjury in funktioneller und nachhaltiger Hinsicht aber auch im architektonischen Ausdruck; Nachhaltigkeit und Netto-Null werden als integrale Projektbestandteile verstanden.

Das turmartige Gebäude zeichnet sich durch ein kompaktes Volumen aus, eine klare Struktur und einen haushälterischen Umgang mit dem Boden. Durch eine kluge Organisation des Raums und mittels Flexibilität in der Nutzung  kann der Bedarf an Baumaterialien und Energie verringert werden, ohne dabei auf Komfort und Funktionalität zu verzichten.

Nachhaltig bauen – Suffizienz als Innovation
Bei der Planung und Umsetzung ist es der Bauherrschaft zusammen mit dem Planungsteam gelungen, die Idee  des Leuchtturmprojekts weiterzuentwickeln und zukunftsweisende Beiträge zum Thema nachhaltiges Bauen und Netto-Null umzusetzen. Im Mittelpunkt steht dabei das Prinzip der Suffizienz, das sich auf verschiedene Aspekte des Bauens anwenden lässt, um eine nachhaltigere Bauweise zu erreichen. Nach dem Prinzip «weniger ist mehr» wurden unnötige Schichten und Materialien konsequent weggelassen. Ungebrannte Lehmbausteine bei den nichttragenden Innenwänden prägen das Gebäudeinnere und sorgen für ein angenehmes Raumklima. Bei der sichtbar geführten Gebäudetechnik wurde gezielt ein «Low-Tech»-Ansatz verfolgt und bei der Autoeinstellhalle wurde zur Reduktion des Materialverbrauchs auf eine betonierte Bodenplatte verzichtet. 

Neben der Einsparung von Ressourcen ist auch die Gewinnung von Energie ein wichtiger Aspekt des Neubaus. Photovoltaikmodule an sämtlichen Fassaden und auf dem Dach prägen den Gebäudeausdruck und ermöglichen es, erneuerbare Energie direkt vor Ort zu erzeugen. Diese Anlagen produzieren mehr Energie als für den Betrieb notwendig ist. Durch diese Negativemissionen können Emissionen aus der Erstellung (Graue Energie) kompensiert und über die Jahre abgebaut werden.

Idee und Geburt eines Leuchtturms
Bereits in der Wettbewerbsphase wurden neben ökologischen Kriterien auch wichtige ökonomische Indikatoren thematisiert. Bei den Lebenszykluskosten spielen strukturelle Aspekte eine direkte, grosse Rolle. Insbesondere die Bewirtschaftungskosten lassen sich so gut auf einem tiefen Niveau halten – dies unter anderem auch durch die kompakte Bauform.

Die Themen Bauweise, Bauteile und Bausubstanz beziehen sich bezüglich Zugänglichkeit zu den Haustechnikinstallationen und deren Rückbaubarkeit. Die Installationen sind durchgehend offen und zugänglich konzipiert und die Trennung von Primär- und Sekundärstruktur ist vollständig umgesetzt. Durch diese konsequente Trennung wird eine maximale Flexibilität für spätere Umnutzungen im Lebenszyklus sowie eine gute Rückbaubarkeit aller Konstruktionen und Materialien erzielt.

Bei den umwelt-, entsorgungs- und gesundheitsrelevanten Bestandteilen sind Ausbauentscheide zur Materialisierung entscheidend. Die Zertifizierung nach Minergie­Eco, stellt sicher, dass der Verkehrsstützpunkt auch in dieser Hinsicht exemplarisch ist. Die Aussenraumgestaltung bietet trotz der grosszügigen Parkplatz­ und Manövrierflächen an seinen Rändern ein grosses Potenzial zum Beitrag an vernetzten Lebensräumen mit Förderung und dem Schutz der Biodiversität. Es wird bei diesen Aussenbereichen auf eine Auswahl standortgerechter Pflanzen und Gehölze geachtet. Unterschiedliche Zonen (trocken, feucht, sonnig, schattig, usw.) bieten auch Lebensräume zur Förderung der Tierwelt. Auf den unversiegelten Flächen versickert das Meteorwasser direkt. Die mineralischen Flächen werden über die Schulter oder über Versickerungsschächte entwässert. Das begrünte Flachdach hält das anfallende Meteorwasser zurück.

Das Projekt von Comamala Ismail wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert. 

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