Vom Bauernhaus zur Ruheoase

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8154 Oberglatt,
Schweiz

Veröffentlicht am 27. März 2025
Studiogomez AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Im Hof 12, 8154 Oberglatt, Schweiz
Fertigstellung
04.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Gebäudekosten (BKP 2)
500'000 CHF
Anzahl Arbeitsplätze
2
Parkplätze
2

Beschreibung

Die Intention bestand darin, die Scheune und den Stall als einen Ort wirtschaftlicher Aktivität wiederzubeleben – an jenem Ort, wo einst Vieh- und Ackerwirtschaft zur Selbstversorgung beitrugen. Heutzutage übernimmt das Yoga- und Meditationszentrum der Bauherrin die Verantwortung für die Sicherung der Versorgung. Diese Transformation reflektiert nicht nur eine zeitgemässe Anpassung, sondern auch eine tiefere Verbindung zwischen traditionellen landwirtschaftlichen Wurzeln und zeitgenössischen Bedürfnissen nach innerem Wohlbefinden und Selbstpflege. Der einstige Wirtschaftsort erlebt somit eine Metamorphose artige Entwicklung, bei der die Essenz der Selbstversorgung in einem neuen Kontext erhalten bleibt und durch die Praktiken des Yoga und der Meditation weitergedacht wird.

Was ist das Besondere an der Bauaufgabe?
Die bewusste Entscheidung für Low-Tech-Lösungen und die Verwendung natürlicher Materialien, die auf den bestehenden Baustrukturen basiert, prägt das Projekt. Ein zentrales Anliegen war dabei, die Tradition des Handwerks an diesem Ort zu bewahren und weiterzuführen. In diesem Kontext spielte der Beitrag des Zimmermanns eine entscheidende Rolle, indem er etwa 90 Prozent der Arbeiten übernahm.

Die Konstruktion des Tragwerks durch den Zimmermann ist besonders bemerkenswert, da sie darauf ausgerichtet ist, ohne Mühe wieder in seine Einzelteile zerlegt zu werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, die Primärmaterialien erneut zu verwenden, was einen klaren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit darstellt. Die Verwendung handelsüblicher Holzbalkenlängen und die Vorstellung, dass diese in 100 Jahren für etwas anderes wiederverwendet werden können, unterstreichen das Bestreben, eine langfristige und ressourcenschonende Bauweise zu verfolgen.

Die Pflege sämtlicher Holzoberflächen durch das Laugen und Seifen betont nicht nur die ästhetische Wertschätzung des Materials, sondern auch den respektvollen Umgang mit den natürlichen Eigenschaften des Holzes. Diese Gestaltungsentscheidungen zeugen von einem tiefen Engagement für ökologische Verantwortung und die Fortführung der Handwerkstradition an diesem besonderen Ort.

Was war Ihre Inspiration?
In kurzer Zusammenfassung handelt es sich bei diesem Projekt um eine Raum-in-Raum-Lösung, die den bestehenden Zustand unangetastet lässt. Eine Holzbox wurde in die Scheune platziert und dort Material herausgeschnitten, wo es nicht benötigt wurde. Die Raumhöhe ist in Abhängigkeit von der Raumfläche gestaltet. Diese gestalterische Entscheidung orientiert sich an Prinzipien der traditionellen japanischen Architektur, wo die Raumhöhe durch eine einfache Faustregel definiert wird: Die Höhe eines Zimmers beträgt 190 Zentimeter plus (9,4 x die Zahl der Tatami in einem Zimmer). Diese Überlegung führte dazu, dass der Meditationsraum, um eine intimere Atmosphäre zu schaffen, kleiner und daher auch niedriger gestaltet wurde, während der Yogaraum, um eine offene und öffentliche Atmosphäre zu erzeugen, höher gestaltet wurde. Diese differenzierte Nutzung der Raumhöhe und die bewusste Entscheidung, Licht nicht nur als funktionales Element, sondern als Oberflächenmaterial zu betrachten, schafft unterschiedliche Stimmungen in den Räumen, was zu einem dynamischen Raumerlebnis beiträgt.

Welche Rolle hatten Standort und Bestand auf den Entwurf?
Dieses Projekt schöpft aus der reichen Historie des Ortes, insbesondere der traditionellen Vieh- und Ackerwirtschaft, die einst zur Selbstversorgung beitrug. Die Entscheidung, die Scheune und den Stall wieder als Wirtschaftsort zu etablieren, wurzelt tief in der Verbindung zur lokalen Geschichte und dem Erbe. Die Bauherrin fand Anregung in der Idee, die landwirtschaftlichen Wurzeln mit zeitgenössischen Bedürfnissen zu verschmelzen. Das Konzept, ein Yoga- und Meditationszentrum in diesen historischen Gebäuden zu integrieren, wurde durch die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und modernen Lebensstilen inspiriert. Dabei diente die Vergangenheit als Quelle für Authentizität und Nachhaltigkeit, während die Integration von Yoga und Meditation eine innovative Perspektive auf das Wohlbefinden und die Selbstversorgung darstellt.

Das Projekt von Studiogomez wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

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