Wohn- und Geschäftshaus Merenschwand

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5634 Merenschwand,
Schweiz

Veröffentlicht am 06. Februar 2025
Sik Partner Architektur AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Wohn- und Geschäftshaus Zentrum Merenschwand Fassadendetail Fassadendetail Kalksteinbeton gestockt - glatt Fassadendetail Kalksteinbeton gestockt - glatt Fassadenansicht Haus B / Dorfplatz mit Bushaltestelle Tankstelle und Haus B Haus A Eingang und Balkone Haus A Treppenhaus und Balkone Fassadendetailansicht Haus A offenes Treppenhaus Haus A Eingangshalle Haus A offenes Treppenhaus Wohnraum Wohnraum Wohnraum

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Moosstrasse / Zürichstrasse, 5634 Merenschwand, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
06.2024

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
20
Geschossfläche
6528 m²
Nutzfläche
5391 m²
Gebäudevolumen
24'904 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
19,5 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
10
Parkplätze
60

Beschreibung

Die städtebauliche Setzung der Neubauten reagiert sensibel auf den historischen Kontext und die ortsbaulichen Gegebenheiten. Das grössere der beiden Gebäude orientiert sich mit seiner Längsachse an der Hauptstrassenkreuzung sowie am neu errichteten Verkehrskreisel. Die markante Giebelfront unterstreicht diese städtebauliche Ausrichtung. Das kleinere Gebäude hingegen verläuft parallel zur Zürichstrasse, wodurch eine Verdichtung des Strassenraums erreicht wird. An dessen östlichem Ende, unmittelbar an der Strasse positioniert, schliesst sich die neue Tankstelle an. Die Dimensionen der Baukörper vermitteln zwischen dem historischen Dorfkern und der grossformatischen Bebauung des angrenzenden Schulareals. Zwischen den beiden Häusern entsteht ein zur Strasse hin offener Platz, der sich als hochwertiger öffentlicher Raum in den Bestand einfügt und sich dem historischen Ortskern zuwendet. Dieser Bereich ist ausschliesslich für Fussgänger vorgesehen und gewinnt an Belebung durch die angrenzenden Geschäfte, die Bushaltestelle sowie die Verbindung zur rückwärtigen Begegnungszone, in der die Parkplätze angeordnet sind. Eine zentrale Linde fungiert als schattenspendendes Element und setzt zugleich einen markanten Akzent innerhalb der Platzgestaltung. Eine Stichpassage verknüpft diesen Platz mit den tiefer gelegenen Parkplätzen im Südosten. Dadurch wird auch die rückwärtige Erschliessungszone als integraler Bestandteil in die Gesamtplanung eingebunden. Die verkehrliche Konzeption beruht auf der Prämisse, motorisierte Abläufe auf eine einzige Gebäudeseite zu konzentrieren. Damit bleibt nicht nur der kleine Platz, sondern auch die Moosstrasse als fussgängerfreundlicher Raum erhalten. Hierfür wurde im Südosten des Planungsareals eine leistungsfähige Erschliessungszone entwickelt, die neben der Anlieferung auch die Kundenparkplätze, die Zufahrten zur Tankstelle sowie die Tiefgarage der Wohnhäuser aufnimmt.

Drei Ladengeschäfte prägen das neue Zentrum. Grossflächige Verglasungen zum Dorfplatz hin machen den VOLG-Laden mit integrierter Metzgerei sichtbar und zugänglich. Ihm gegenüber liegt eine kleinere Verkaufsfläche, die als Drogerie fungiert und die Ensemblewirkung des Areals unterstützt. Die Erreichbarkeit für Fussgänger, Radfahrer, Buspassagiere und Autofahrer wurde gleichermassen berücksichtigt. Als drittes Ladengeschäft wurde gegenüber der Tankstelle der Albis Beck platziert. Die Wohnnutzung verteilt sich auf zwei Gebäude mit unterschiedlichen Typologien. Das größere Haus ist als Doppelstruktur mit zwei Zweispännern organisiert. Die offene Erschließung wird durch Balkonloggien ergänzt. An den Stirnseiten befinden sich jeweils 3,5-Zimmer-Wohnungen, in der Mittelzone zwei 2,5-Zimmer-Wohnungen. Sämtliche Wohnräume sind nach Süden ausgerichtet und verfügen über grosszügige Balkone. Im Dachgeschoss wurden vier weitere 2,5-Zimmer-Wohnungen realisiert. Das kleinere Wohnhaus ist als dreispännige Typologie konzipiert, mit einer 2,5-Zimmer-Wohnung in der Mitte sowie zwei 3,5-Zimmer-Wohnungen an den Flanken. Das zur Zürichstrasse orientierte Treppenhaus wurde innerhalb des Dämmperimeters untergebracht. Das Dachgeschoss beherbergt zwei 4,5-Zimmer-Wohnungen. Alle Einheiten sind barrierefrei ausgeführt. Die Gestaltung der Tankstelle greift das architektonische Konzept des Ensembles auf. Das geschwungene Dach trägt zur gestalterischen Integration in das Gesamtbild bei. In ähnlicher Weise orientiert sich der Witterungsschutz der Postautohaltestelle an der Architektursprache der Bebauung und fügt sich harmonisch in das Gesamtbild ein.

Die Fassade des Erdgeschosssockels besteht aus beigefarbenem, gestocktem Kalksandsteinbeton. Damit wurde ein langlebiges, robustes und wartungsarmes Material mit einem massiven Ausdruck gewählt. Der erdige, beige Farbton erzeugt ein warmes Erscheinungsbild, welches in den Obergeschossen durch Waschputz auf einer Aussenwärmedämmung in einer möglichst monochromen Weise weitergeführt wurde. Zusätzlich zu seiner besonderen Formgebung hebt sich der Ladenbereich im Erdgeschoss durch eine feine Strukturierung der Betonoberflächen von den Wohnhäusern ab. Dabei wechseln sich gestockte und nicht gestockte Bereiche ab. Das geschwungene, gestockte Betonvordach verleiht dem Sockelgeschoss einen eleganten Abschluss. Die grossen Schaufenster besitzen eine Brüstung, die im Aussenraum als Sitzfläche genutzt werden kann. Ortstypische, traditionelle Elemente vermischen sich mit Formen und Materialien der Gegenwart und verschmelzen zu einem eigenständigen, zeitgemässen Ganzen. Die Wohnungstrennwände sowie einzelne aussteifende Querwände sind in Beton erstellt worden, während sämtliche anderen Wände in Backstein ausgeführt wurden. Durch die Verwendung einer klaren, rhythmischen Tragstruktur, die die Gebäude vom Untergeschoss bis ins Dach durchzieht, werden grosse Spannweiten vermieden, der Bauprozess vereinfacht und ein hohes Mass an Serialität erzielt. Dies betrifft beispielsweise die Fenstertypen. Dennoch bieten die Gebäude eine Vielzahl an Wohnungsgrundrissen und -grössen sowie eine hohe räumliche Qualität.

Das Projekt wurde von Sik Partner Architektur AG für den Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert. 

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