Wohnen im Bethlehem
,
Schweiz
Veröffentlicht am 31. März 2023
Lüscher Bucher Theiler Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Missionshaus Bethlehem schafft auf seinem Gelände in Immensee ein neues Wohnquartier. Vielseitiges gemeinschaftliches Leben soll in preisgünstigen Wohnungen stattfinden können. Historische Kontinuität, Leben in Gemeinschaft und Schlichtheit verleihen dem neuen Wohnquartier seine Identität.
Ausgangslage
Zwischen Küssnacht und Immensee wächst seit 100 Jahren ein neuer Ortsteil heran, entwickelt von der Missionsgesellschaft Bethlehem. Zum Missionshaus Bethlehem gehörten das Mutterhaus, ein Gymnasium, diverse Werkstätten und ein grosser landwirtschaftlicher Gutsbetrieb. Aus dem Gymnasium ist heute eine eigenständige Mittelschule gewachsen und aus den Werkstätten ein kleines Gewerbeareal. Die Missionsgesellschaft hat sich 2011 im Sinne ihres sozialen Engagements entschlossen, auf ihrem Gelände ein neues Wohnquartier zu bauen mit vielseitigem gemeinschaftlichem Leben in preisgünstigen Wohnungen.
Entwurfsidee
Auf dem Bauland des Missionshauses entstehen in den kommenden Jahren zwölf neue Wohnhäuser mit rund 150 Wohnungen. Das Herzstück des neuen Wohnquartiers bildet weiterhin der 1957 angelegte Hof des Architekten Otto Glaus, der damals auch das neue Mutterhaus errichtete. Glaus projektierte die Bauten rund um einen intimen Innenhof, dem Breviergang, der ausschliesslich den Mitgliedern der Missionsgesellschaft zugänglich war. Dieser Hof ist heute der eindrücklichste Aussenraum auf dem Areal. Der zweigeschossige Bau von 1957 bleibt erhalten und ist innen umgebaut worden. Er fasst den Hof in originaler Substanz auf drei Seiten. Auf der vierten Seite ersetzt ein Neubau den ehemaligen Haupttrakt. Zwei weitere Neubauten docken sich von aussen an den Hof. In der neuen Anlage wird der Hofraum zum offenen Zentrum des neuen Quartiers. Zu diesem Zweck werden im ehemals geschlossenen Breviergang gezielt neue Öffnungen gesetzt. In der neuen Form verkörpert der Hof historische Kontinuität, Leben in Gemeinschaft und Schlichtheit. Er ist das sichtbare Erbe der Missionsgesellschaft.
Die erste Etappe wurde im Frühling 2021 bezogen. Im Erdgeschoss liegen Bistro, Infopoint, Lingerie, Sauna, Werkstatt für Bewohner und ein Raum der Stille. Im Geschoss darüber befinden sich eine Kindertagesstätte und der Waschsalon. Gebaut wurden insgesamt 51 Wohnungen (21⁄2 bis 51⁄2-Zimmer). Acht Jokerzimmer und über zehn zumietbare Zimmer stehen für temporäre und wechselnde Bedürfnisse der Bewohner zur Verfügung.
Projektierung
Der Bestandsbau von Glaus wurde auf den Rohbau zurückgebaut. Der Sichtbeton wurde gegen innen wärmegedämmt. Die originalen Bauteile des Brevierganges von 1957 blieben erhalten.
Die Neubauten sind in Massiv-Bauweise in Beton und Backstein ausgeführt und mit einer hinterlüfteten Eternit-Fassade verkleidet.
Das Farb- und Materialkonzept differenziert und identifiziert verschiedene Freiräume, indem die Fassaden der Häuser als raumbildende Elemente für die Freiräume behandelt werden. Insgesamt werden acht Freiräume identifiziert. Umgesetzt wird das Konzept mittels Well-Eternitplatte verschiedener Farbtöne, welche mit Streifen versehen werden. Festgelegt sind nun fünf Platten in grau, rot, hellgrün, dunkelgrün, braun. Auf allen Platten ist der gleiche, hellgraue Streifen auf die obere Welle appliziert. Dies führt zu einer Verfeinerung der Farbwirkung und zu einem interessanten Spiel mit der Wahrnehmung, je nach Lichtverhältnissen oder Standpunkt des Betrachters. Es verleiht den neuen Fassaden eine leichte und textile Wirkung, welche mit der filigranen und gleichzeitig kräftigen Beton-Architektur des Bestandes auf komplementäre Weise korrespondiert. Bestand und Neubau bilden ein neues, ausgewogenes Ensemble. Die Häuser sind Minergie zertifiziert, geheizt wird mit Fernwärme, die Dächer sind mit PV-Anlagen bestückt.