Zelthaus Biel

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2504 Biel / Bienne,
Schweiz

Veröffentlicht am 06. November 2024
VERVE Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

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Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Mühlestrasse 32a, 2504 Biel / Bienne, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
09.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
650 m²
Geschossfläche
295 m²
Nutzfläche
240 m²
Gebäudevolumen
950 m³
Anzahl Arbeitsplätze
1

Beschreibung

Das Zelthaus befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Schüssinsel in Biel. Zusammen mit dem denkmalgeschützen Herrschaftshaus bildet es ein Gebäudeensemble für altersdurchmischtes und gemeinschaftliches Wohnen.

Ausgangslage

Die Eigentümerschaft des Baudenkmals wollte auf dem Grundstück mehr Wohn- und Lebensraum für eine Gemeinschaft schaffen. Gesucht wurde eine harmonische Erweiterung oder Ergänzung des 1928 erbauten Herrschaftshauses. Neben denkmalpflegerischen und baurechtlichen Aspekten wird ein besonderes Augenmerk auf den Schutz des prächtigen Baumbestandes auf dem Grundstück gelegt.

Entwurfsidee

Im Entwurfsprozess wurde rasch klar, dass das Baudenkmal durch seine stimmigen Proportionen und der ausgeprägten Symmetrie als Solitärbau bestehen bleiben soll. Ein allfälliger Neubau soll vom Bestandsbau abrücken. Die Geometrie des Grundrisses vom neuen Zelthaus ergibt sich aus den minimal erforderlichen Gebäude- und Grenzabständen. Es schöpft damit das baurechtlich zulässige Maximum aus.
Im unregelmäßigen Viereck des Grundrisses ist die statische Struktur aus gleichschenkligen Dreiecken bereits eingeschrieben. Alle Innenräume folgen konsequent diesem Raster. Obwohl der Neubau in etwa die gleiche Grundfläche wie das bestehende Gebäude hat, wirkt er durch seine Form deutlich kleiner. Die Individualräume für die Bewohner*innen sind im rückwärtigen Bereich angeordnet, die Kollektivräume sind vorne zum Garten hin organisiert. Diese sind durch die vollverglasten Fassaden lichtdurchflutet und haben einen starken Bezug zum Aussenraum. Mit dem schräg von Nordwest nach Südost verlaufenden First und den weit heruntergezogenen Ecken des Dachs kauert das Gebäude gleichsam unter der mächtigen Krone der Blutbuche und der Traufe des Baudenkmals.

Projektierung

Durch den Entwurfsprozess resultierte die zeltartige Gestalt, welche VERVE vor planerische und konstruktive Herausforderungen stellt. Eine dreidimensionale CAD-Planung und zusätzlich viele analoge Modelle waren unabdingbar um die Projektierung zu meistern. Zum Beispiel musste auf die Frage, wie sechs Balken und eine Stütze einen Knotenpunkt bilden, eine Antwort gefunden werden. VERVE Architekten haben alle Bauteile, bis zum letzten Detail virtuell im CAD bestimmt. Die Schnittstelle zur Holzbauplanung und somit zu den Holzbearbeitungsmaschinen funktionierte einwandfrei. Das war für VERVE Architekten eine erfreuliche Erkenntnis.

Realisierung

Um die empfindlichen Wurzeln des Baumes nicht zu tangieren ist das Gebäude nur punktuell auf Mikropfählen fundiert. Ein kleiner Naturkeller bietet den minimalen Bedarf an Raum für Haustechnik und Weinlager. Über dem unangetasteten gewachsenen Terrain wird in schwebender Erscheinung ein Holzbau aufgerichtet. Er folgt streng dem oben hergeleiteten Raster und bildet ein Ständerbau mit Ausfachungen in Holz und Lehm. Die spezielle Geometrie und die Montage unter der Blutbuche war eine grosse Herausforderung, der Vorfertigungsgrad war deutlich geringer ist als bei einem konventionellen Holzelementbau.
Der Innenausbau und die Oberflächen sind Massanfertigungen. Die Lehmbauplatten an den Wänden werden mit einem mit Pflanzenkohle vergütetem Naturkalkputz verputzt. Die Anhydrith-Böden wurden mit einen Lehm-Kasein-Spachtelbelag versehen. Ein filigranes Spaliersystem für eine begrünte Fassade und ein begrüntes Dach überspannt das gesamte Gebäude und lässt nun die Pflanzen den Gestaltungsprozess übernehmen.

Besonderheiten

Ein Novum im Bereich Wärmeerzeugung bildet die Pyrolyse-Heizung, welche im Bestandsgebäude eingebaut wurde.
Es handelt sich um die erste vollautomatisierte Pyrolyseheizung für kleine Mehrfamilienhäuser, welche das Zelthaus mit einer Fernwärmeleitung erschliesst. Die PyroHeat 30P produziert Heizwärme und Pflanzenkohle gleichzeitig. Damit wird beim Heizen CO₂ langfristig gebunden – eine Weltneuheit.

Das Projekt von VERVE Architekten  wurde von Jeannine Bürgi publiziert.

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