Umbau Stadttheater Solothurn

 
4500 Solothurn,
Suisse

Publié le 01 janvier 2016
phalt Architekten AG
Participation au Swiss Arc Award 2015

Stadttheater_Aussenansicht_mit_Altstadtsilhouette_Solothurn.jpg Stadttheater_Südfassade_mit_Haus_Krieg.jpg Stadttheater_Foyer.jpg Stadttheater_Foyer.jpg Stadttheater_Theatersaal.jpg Stadttheater_Bühne.jpg Stadttheater_Theaterbar.jpg Stadttheater_Maske.jpg Stadttheater_Mehrzwecksaal.jpg Stadttheater_Administration.jpg

Données du projet

Données de base

Situation de l'objet
Theatergasse 16-18, 4500 Solothurn, Suisse
Catégorie de projet
Achèvement
12.2014
Liens

Données du bâtiment selon SIA 416

Étages
de 6 à 10 étages
Nombre de sous-sols
1 étage
Surface de terrain
674 m²
Surface utile
17'542 m²
Volume bâti
11'419 m³
Coûts de construction (BKP 2)
10,5 mio. CHF
Nombre de postes de travail
35

Description

Das Stadttheater Solothurn ist aus einem Gebäudekomplex des frühen 17. Jh. gewachsen. Einer der prägenden Eingriffe der umfassenden Sanierung ist die Neugestaltung und Öffnung des Foyers zu den flankierenden Gassen hin, welches als erweiterter Strassenraum inszeniert wird. Eine Raumskulptur empfängt und leitet den Besucher durch die drei Geschosse und wird selbst zur Bühne. Nach der Wiederentdeckung barocker Brüstungsmalereien wurde der Theatersaal auf die Balkenkonstruktion zurückgebaut und unter Einbezug der restaurierten Malereien und der Geometrie der Ränge neu gestaltet. Neben dem Ersatz der Bühnen- und Gebäudetechnik lag das Augenmerk auf der Optimierung der funktionalen Abläufe.

Vielhäuserhaus
Das Stadttheater dehnte sich seit dem frühen 17. Jahrhundert sukzessive von einem Gebäude mit direktem Eingang in den Theatersaal auf über fünf Altstadthäuser aus. Die ursprünglichen Gebäudestrukturen wurden im Laufe der letzten Jahrhunderte im Rahmen von diversen Eingriffen den jeweiligen Nutzerbedürfnissen angepasst. Die einzelnen Häuser sind heute nach wie vor in ihrer Gebäudestruktur sowie Fassadengestaltung ablesbar. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurden diese in ihrer Eigenheit gestärkt, funktional jedoch zu einer Einheit verflochten. Die Fassaden des Theaterhauptgebäudes mit Foyer und Administrationsgebäude wurden sanft saniert. Risse und Beschädigungen wurden geschlossen, Unebenheiten belassen und mit Kalkschlemme beschichtet. Im Sockelgeschoss der Südfassade wurden die alte Fluchttreppe entfernt, der neue Eingang ins Foyer eingeschnitten und im Rhythmus der oberen Fenster grossflächige Vitrinen entlang der Fischergasse angebracht. Der neue repräsentative Zugang sowie das Theatercafé im «Haus Krieg» beleben die Fischergasse und verleihen dem Theater eine prominente, öffentliche Präsenz an der Aareseite. Die Aussenhülle des «Haus Krieg» musste – mit Ausnahme der massiven Erdgeschosswände aus Naturstein – komplett ersetzt werden. Ausgehend von der Gliederung und Gestaltung der alten Struktur, wurde eine neue, zeitgemässe Holzfassade komponiert.

Bühne der Zuschauer
Das Foyer öffnet sich neu zweiseitig sowohl zur Theater - als auch zur Fischergasse und bildet eine «innere Gasse» zwischen den beiden Strassenräumen. Damit kann das Theater gegen aussen ädaquat wahrgenommen werden und erhält mehr Öffentlichkeit. Eine grosszügige, gewendelte Erschliessungsskulptur führt die «innere Gasse» weiter und verbindet die drei Geschosse im Foyer untereinander. Die daraus resultierende Raumfigur prägt die Erscheinung des Foyers. Die grosszügigen Öffnungen über mehrere Geschosse erzeugen abwechslungsreiche Sichtbezüge und bieten den Besuchern eine angemessene «Bühne der Zuschauer». Hier kann das «Sehen und gesehen werden» ausgiebig zelebriert werden. Als räumliche und funktionale Erweiterung des Foyers werden im «Haus Krieg» etliche öffentliche Nutzungen schlüssig angeordnet. Im Eingangsniveau wurden das Café mit integrierter Theaterkasse, im Zwischengeschoss die bedienten Zuschauergarderoben und im ersten Obergeschoss die Toilettenanlage eingepasst. Diese Räume werden über die neue Treppenanlage im Rundlauf über das Foyer erschlossen. Ein fein geschliffener Terrazzo findet als Bodenbelag in allen öffentlichen Räumen des Foyers seine Verwendung und soll das Bild der öffentlichen, inneren Gasse stärken. Die akzentuiert eingesetzte, goldfarbene Brüstung der Erschliessungsfigur unterstreicht das festliche Ambiente des Theaters und überträgt die goldenen Verzierungen der Brüstungsmalereien im Theatersaal aufs Foyer.

Theatersaal
Die Typologie der Guckkastenbühne, die bestehende Geometrie der Galerien sowie die entdeckten barock-klassizistischen Malereien der Brüstungsbretter waren massgebend und Ausgangspunkt für die Neugestaltung des Theatersaals. Der ganze Saalausbau wie die Bestuhlung, die Beleuchtung, sämtliche Abschlüsse der Brüstungen, das Portal, die Deckenausbildung sowie die akustisch wirksamen Saalrückwände wurden exklusiv für den Theatersaal in Solothurn massgeschneidert entwickelt. Die neue Komposition des Theatersaals orientierte sich farblich an den restaurierten Brüstungsmalereien sowie formal an der bestehenden Geometrie der Guckkastenbühne. Die alten Brüstungsbretter mit den aufgefundenen Malereien wurden zu Baubeginn vorsichtig demontiert und während der Bauarbeiten im Atelier sorgfältig und fachgerecht restauriert. Der Saal wurde bis auf die primäre Tragstruktur der originalen Holzbalken aus dem 17. Jahrhundert und der später hinzugefügten Gusseisenstützen aus dem 19. Jahrhundert behutsam rückgebaut. Die alte Tragstruktur der Galerien konnte als Ganzes übernommen werden. Nur bereichsweise wurde die Statik entsprechend der heute gültigen Normen verstärkt. Der Bodenaufbau wurde inklusive der Bodenplatte aufgrund technischer Vorgaben neu erstellt. Die Saalzuluft wird über den neuen Zwischenboden, welcher als Druckboden ausgebildet wird, eingeblasen. Die alte Saaldecke wurde abgebrochen und die neue Decke aufgrund des zusätzlichen Platzbedarfs der Haustechnik angehoben erstellt. Im Zwischenraum der Saaldecke erfolgt die Leitungsführung für Saalabluft, Bühnentechnik und die sanitäre Erschliessung mittels schallgedämmter Rohre der darüberliegenden Garderoben. Das bestehende, schwülstige Portal aus den 30erJahren wurde rückgebaut und durch ein wohlproportioniertes, leicht abgerundetes Portal mit zurückhaltender Formensprache ersetzt, welches sich formal an der Gestaltung der Brüstungen des Theatersaals orientiert. Die Portalöffnung konnte leicht vergrössert und die Portaltiefe gleichzeitig verkleinert werden. Damit konnte der nutzbare Bühnenraum für den Theaterbetrieb vergrössert werden. Der neu komponierte «alte» Theatersaal erscheint als ausgewogenes, stimmiges Ganzes. Die wiederentdeckten, restaurierten Brüstungsmalereien verleihender einzigartigen Stimmung der Guckkastenbühne einen zusätzlichen, unverwechselbaren Charme.

Hinter den Kulissen
Die für den reibungslosen Theaterbetrieb benötigten privaten Arbeits-, Neben- und Lagerräume wurden im heterogenen Raumgefüge funktional und betrieblich optimal neu angeordnet und über das neue Treppenhaus mit Warenlift im Administrationsgebäude erschlossen. Künstlergarderoben, Schneiderei und Fundus, welche über dem Theatersaal positioniert wurden, sind zu den Stockwerkniveaus des seitlich angeschlossenen Administrationsgebäude um jeweils ein halbes Geschoss in der Höhe versetzt. Damit ein für den Betrieb erforderlicher, schwellenloser und behindertengerechter Zugang gewährleistet werden kann, werden diese Stockwerke über das Treppenpodest des Administrationsgebäudes mit dem Warenlift erschlossen. Ein direkter und einfacher Umschlag der täglich zu transportierenden Kostüme und Requisiten wird mit der neuen Infrastuktur sichergestellt. Die Materialisierung ist entsprechend der Funktion schlicht, robust und dennoch elegant gewählt. Ein fugenloser, strapazierfähiger dunkler Gummigranulatbelag zieht sich über die gesamten Böden der rückwärtigen Räume des Theaters und bildet einen Kontrast zu den dezent weiss gehaltenen Wänden. Das feine hellgrau sämtlicher festen Holzeinbauten wie Schränke, Türen und Sockelleisten ergänzt die farbliche Komposition des Ausbaus. Das flexible Mobiliar aus dunkel gebeiztem Schichtholz mit seiner schlichten, zeitlosen Formgebung vervollständigt die stimmige, elegante Gesamterscheinung und bietet einen angemessenen Rahmen für erfolgreiches Theaterschaffen.

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