Interview: Der Transparenz Tür und Tor öffnen

Anton Kempf, Geschäftsführer der TS Tor und Service AG
Ästhetik und die farbliche Gestaltung haben auch bei grossformatigen Bauteilen und insbesondere bei Toren stark an Bedeutung gewonnen. Hinzu kommen hohe Anforderungen an die Energieeffizienz sowohl beim Material als auch bei der Schnelligkeit der Öffnungs- und Schliessvorgänge. Zu diesen Themen sprach die Redaktion mit Anton Kempf, dem Geschäftsführer der TS Tor und Service AG in Muolen.
Bei vielen Gebäuden zum Beispiel der öffentlichen Hand, wie Feuerwehr oder Einsatzkräften, sieht man heute Toranlagen mit grossen Glasflächen, die gar nicht mehr an die Toranlagen früherer Zeiten erinnern. Können Sie erklären, worum es sich bei diesen modernen Toren genau handelt?
Architekt*innen und Bauherrschaften wünschen sich heute meist grossflächige Glaselemente in den Toren, um die Maschinen und Fahrzeuge im Inneren zu zeigen. Auch der grosszügige Lichteinfall ist wichtig. Das erzeugt ein angenehmes Klima im Inneren und schafft optimale Arbeitsbedingungen. Darüber hinaus sind hohe Anforderungen an Sicherheit und Dämmung zu erfüllen. Aus diesen Gründen werden die Scheiben aus Sicherheits- und hochisolierten Dreifachgläsern mit sehr guten U-Werten ausgestattet. Diese schweren grossflächigen Glasfüllungen werden durch ein thermisch getrenntes Flügelrahmensystem mit kräftigen Bändern und Laufwagen in einer stabilen Laufschiene spielend leicht gehalten und bewegt. Vierseitig umlaufende Gummiprofile mit drei Dichtungsebenen schliessen die Faltflügelrahmen untereinander absolut zugfrei ab. Die Bedienung der Flügelrahmen kann manuell oder mittels elektromechanischen Antriebs erfolgen. Durch die vollautomatische Öffnung der grossflächigen vier Flügel (2 + 2) kann die volle Öffnungsbreite in der halben Zeit realisiert werden, verglichen mit einem Tor, bei dem alle Flügel zu einer Seite aufgefaltet werden.
Welche Möglichkeiten der farblichen Gestaltung der Rahmenkonstruktion gibt es?
Die gesamte Metallkonstruktion, ob aus Stahl, Aluminium oder thermisch getrenntem Aluminium, kann in allen RAL- und/oder NCS-Farben pulverbeschichtet werden. Ebenso können die Aluminium-Flügelrahmen natureloxiert oder in sechs anderen Tönen eingefärbt werden.

Foto: © TS Tor und Service AG
Müssen sich Bauherrschaften an vorgegebene Abmessungen oder Standardmasse der Tore halten?
Bei Stahlrahmenprofilen sind maximale Breiten von 15,6 Metern und Höhen von 7 Metern möglich. Bei Aluminiumrahmenprofilen beträgt die maximale Breite ebenfalls 15,6 Meter und in der Höhe 5,6 Meter. Die Flügelrahmen können bis zu 1,3 Meter breit sein. Durchgehende Verglasungen ohne Querkämpfer können wir mit bis zu 4,8 Metern Höhe erstellen. Alle Torsysteme werden millimetergenau nach Kundenwunsch gefertigt.
Sie haben erwähnt, dass die hochgedämmten Gläser ein hohes Gewicht haben. Wie wird der Antrieb solch schwerer Torflügel bewerkstelligt?
Unsere Faltflügeltore können von Hand ohne grossen Kraftaufwand geöffnet werden. Entscheidend für die Leichtgängigkeit ist nicht der Antrieb, sondern die ausgeklügelte obere Laufschiene, die schweren, dreidimensional geführten Laufwagen mit speziellen kunststoffummantelten Kugellagern und die starken Flügelbänder. Der Antrieb führt den Falttor-Flügelrahmen die entsprechende Drehbewegung zu. Er ist für das sichere Schliessen der Toröffnung verantwortlich.

Foto: © TS Tor und Service AG
Bei einem Feuerwehreinsatz zählt jede Minute. Können Sie sagen, wie lange es dauert, bis ein Falttor vollständig geöffnet ist?
Eine fünf mal fünf Meter grosse, vierflügelige Falttoranlage – mit zwei Flügeln links und zwei Flügeln rechts – öffnet sich in 13 bis 15 Sekunden.
Ein elektrisch betriebenes Falttor funktioniert bei Stromausfall nicht. Welche Notlösung muss dafür eine Toranlage nach heutigem Standard bieten?
Die Faltflügeltorantriebe funktionieren wie grosse Türschliesser, nur dass sie die Faltflügeltore nicht nur schliessen, sondern auch öffnen können. Bei einem Stromausfall können die Antriebe vom Personal mittels Bowdenzugs vom Boden aus entkuppelt und manuell geöffnet werden.

Foto: © TS Tor und Service AG
Im Gegensatz zu den Aussentoren ist bei Innentoren der Brandschutz ein wichtiger Aspekt. Wie erfolgt zum Beispiel in einer grossen Industriehalle die Trennung der Brandabschnitte?
Grossflächige Industriehallen und Produktionsräume werden durch feuerbeständige Trennwände in Raumabschnitte getrennt. Sie sollen verhindern, dass Feuer auf andere Räume übergreift. Da diese Raumabschnitte mit Material bestückt werden müssen, werden in den Trennwänden Toröffnungen ausgeschnitten. Diese Öffnungen müssen ebenso wie die Wände feuerfest sein, um ein Übergreifen eines Brandes zu verhindern. Die Hauptaufgabe des Torsystems im Brandfall ist das stromlose Schliessen der Toröffnungen mittels Gegengewichts oder Akku. Das geschlossene Torsystem muss das Feuer im brennenden Raumabschnitt für 30 oder 90 Minuten daran hindern, auf den nächsten Raumabschnitt überzugreifen. Damit die schweren Brandschutztorsysteme nicht ständig bewegt werden müssen, wenn Stapler oder Personen zwischen den Raumabschnitten zirkulieren, wird auf der Gegenseite des Brandschutz-Torsystems ein Schnelllaufrolltor-System mit einer leichten Plane angebracht. Somit ist die Toröffnung innert Sekunden geöffnet und wieder verschlossen. Selbst wenn man mit einem Stapler gegen die Planen fährt, gehen diese nicht kaputt. Sie fädeln sich sogar von allein wieder in die Führungsschienen ein, falls die Fahrzeuge sie dort herausdrücken. Sie werden mittels Zugseilschalter, Funkhandsender oder Radarbewegungsmelder gesteuert und geöffnet.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit der TS Tor und Service AG.