Alters-und Pflegeheim Bachwiesen
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Schweiz
Veröffentlicht am 10. April 2024
kathrinsimmen Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die Erweiterung und Sanierung des Alters- und Pflegeheims Bachwiesen in Ramsen umfasst die Neustrukturierung des Betriebs und eine Erhöhung des Angebots auf 32 Pflegeplätze. Der Speisesaal, der Mehrzweckraum, die Wäscherei, die Personalinfrastruktur und die Umgebungsflächen wurden erneuert und von kathrinsimmen Architekten modernisiert. Durch die geschickte Planung von vier Bauetappen konnte der Betrieb trotz Vollbelegung und Pandemie über die gesamte Bauzeit aufrechterhalten werden. Durch die räumliche Trennung von Neubau und Bestand konnte auf kostenintensive Provisorien verzichten werden.
Ausgangslage
Das Alters- und Pflegeheim Bachwiesen liegt am Dorfrand von Ramsen und bietet seinen Bewohnern ein ländliches Zuhause. Es besteht aus einem Gebäudeteil aus den 1960er-Jahren und einem Erweiterungsbau von Frei & Ehrensperger Architekten aus dem Jahr 1992. Der anstehende Sanierungsbedarf des Bestandes löste den Generalplanerwettbewerb für einen Erweiterungsbau aus. Ziel war die Schaffung neuer, demenzgerechter Pflegezimmer für Schwerstpflegebedürftige sowie eine Totalsanierung des Bestandes mit Neuorganisation der Personalbereiche.
Entwurfsidee
Das Altenheim wird als Dorf im Dorf verstanden: Das Gefüge aus unterschiedlichen Baukörpern und Dachformen zeugt von der zeitlichen Entstehung des Heims. Ein zweigeschossiger Baukörper schliesst an den C-förmigen Bestand an und ergänzt diesen zu einem O mit innenliegendem Hof und Garten. Die Neugestaltung der Eingangsfassade im Osten ordnet zusammen mit dem neugestalteten Vorplatz die Zugangssituation neu. Die Zufahrt für Anlieferung und Personal ist von der öffentlichen Zufahrt getrennt. Besucher*innen werden optisch entlang einer Baumreihe zum gut sichtbaren Haupteingang geleitet. Der neu gestaltete Gartenhof hat einen introvertierten Charakter und ermöglicht kurze, anregende Rundgänge zwischen geschwungenen Pflanzflächen. Die Gestaltung bietet einen freien Blick in die bäuerliche Landschaft.
Das Farb- und Materialkonzept lehnt sich an den bestehenden Baukörper an: Stützen und Wände sind in Le Corbusiers Rouge Vermillon gestrichen. Die Holzarbeiten sind in Buchenfurnier ausgeführt, ergänzt durch grauen PU-Boden und Sichtbetondecken. Die Primärfarben Rot, Blau, Gelb und Grün stehen stellvertretend für die Bepflanzung im Hof und die umgebende Landschaft, um die Orientierung im Rundgang zu erleichtern. Die Gebäudeflügel erhalten so eine wiedererkennbare Identität, was für die älteren Menschen von grosser Bedeutung ist.
Projektierung
Die Erweiterung ist als Massivbau mit tragenden Wänden und einer umhüllenden Fassade aus Holzelementen und einem Holzdach konzipiert. Grossflächige Eternitplatten bekleiden die hinterlüftete Fassade, die durch Brandriegel horizontal gegliedert ist. Auskragende Dächer mit dunklen Dachrändern als verbindende Elemente fassen die unterschiedlichen Baukörper zu einer Einheit zusammen.
Der Innenhof wurde durch die Abgrabung des höher gelegenen Geländes vor dem Bau 1963 zum Herzstück der Anlage. Er dient als Orientierungspunkt für den durchgehenden Rundgang im Erd- und Hofgeschoss und ist als Demenzgarten ganzjährig zugänglich. Die Hoffassaden sind zurückhaltend in Erdtönen und hellem Grau gestaltet, um der Bepflanzung Raum zu geben. Die Holzverschalung des Baus von 1963 wurde durch eine verputzte Holzelementfassade ersetzt. Die freigelegte Hoffassade belichtet die neue Wäscherei.
Die Zimmer im Erweiterungsbau unterscheiden sich in ihren Grundrissen von der klassischen Hotelzimmertypologie des Bestandes. Die Nasszellen sind nacheinander angeordnet, sodass ein flexibel möblierbarer Raum von 19 Quadratmetern entsteht. Mobile Schrankmöbel aus Buchenfurnier können je nach Pflegebedürfnissen unterschiedlich im Raum platziert werden. Das Vorwandelement an der Wand gegenüber der Nasszelle enthält die Elektroinstallation und die Schalter für die Lichtsteuerung.
Das Projekt von kathrinsimmen Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.