Bootshaus Seeclub Thun
,
Schweiz
Veröffentlicht am 28. März 2022
von grünigen architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Thuner Seeclub wurde 1910 von dreizehn wasserbegeisterten Männern gegründet. Daraufhin erbauten sie das Bootshaus am Scherzligweg. Heute zählt der Club 180 aktive Ruderer und 100 passive Mitglieder. Pro Jahr werden gemeinsam um die 50 000 Kilometer gerudert.
Ausgangslage
Das Bootshaus des Seeclubs Thun aus dem Jahre 1910 soll umgebaut werden. Die Infrastruktur ist stark in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. Das Gebäude soll energetisch und technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Gewünscht ist ein neuer Clubraum mit zeitgemässen Garderoben und optimalen Trainingsmöglichkeiten.
Entwurfsidee
Die schlichte, röhrenförmige Aufstockung in Holzelementbauweise, mit derselben Firsthöhe wie der ursprüngliche Baukörper, passt sich subtil der sensiblen Umgebung an. Die Gestaltungsidee für die Fassaden und das Dach sind durchlaufende, verschieden breite Metallbahnen ohne wiederkehrenden Rhythmus. Dies reduziert nicht nur optisch das Volumen des Gebäudes, sondern wirkt wie ein grosser Faltenwurf über dem Baukörper. Das Material ist nachhaltig, wartungsfrei und widerstandsfähig und der grau-grüne Farbton fügt sich harmonisch in die Umgebung und die Natur ein.
Projektierung
Die Bootshalle im Erdgeschoss für circa 40 Ruderboote wurde optimiert und in der Werkstatt im hinteren Teil der Halle alle technischen Installationen installiert. Das Obergeschoss, welches komplett neu gebaut wurde, beinhaltet den multifunktionalen Clubraum mit dem vorgelagerten, gedeckten Balkon. Die grosszügige Fensterfront ermöglicht neben der guten Belichtung einen optimalen Bezug zur Aare und zum Bootssteg. Die geschlechtergetrennten Garderoben mit Duschen entsprechen den heutigen Anforderungen. Die Küche dient als raumtrennendes Element zwischen Clubraum und Kraftraum / Garderoben. Über den Duschen liegt ein kleiner Estrichraum, wo auch die Komfortlüftung für die Garderoben und den Kraftraum untergebracht ist. Für den Innenausbau wurde vorwiegend Holz verwendet. Auf die Bodenelemente wurde ein robuster Eichenparkett verlegt und die Innenwände mit Dreischichtplatten aus Fichte beplankt. Die Verkleidung der Wände und Decken im Hauptraum mit liegenden Holzlamellen unterstützt die Längsrichtung des Gebäudes und verbessert die Raumakustik deutlich. Die alte Gasheizung wurde durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt und alle technischen Installationen auf den neuesten Stand gebracht. Die Bauweise der neuen Aufstockung ist sehr kompakt und gut gedämmt.
Realisierung
Das Obergeschoss aus dem Jahre 1910 wurde durch die Mitglieder des Seeclubs bis auf die Decke über der Bootshalle zurückgebaut. Innert drei Tagen wurde anschliessend die neue Aufstockung in Holzelementbauweise aufgerichtet. Am ersten Tag wurden die neuen, gedämmten Bodenelemente versetzt, am zweiten Tag alle Wände und am dritten Tag die Dachelemente. Die alte Decke wurde nachträglich von unten durch die Clubmitglieder demontiert. Dadurch resultierte ein Höhengewinn in der Halle für eine optimale Lagerung der Boote.
Besonderheiten
Eine Projektgruppe aus Clubmitgliedern traf sich regelmässig, um die Bedürfnisse des Clubs zu eruieren und ins Projekt einfliessen zu lassen. Die Bootshalle blieb während der gesamten Bauzeit nutzbar. Es gelang, die Baukosten laufend zu optimieren, ohne qualitative Einbussen in Kauf nehmen zu müssen. Auch dank der zahlreichen Eigenleistungen der Clubmitglieder beim Rückbau sowie bei Einrichtungs- und Reinigungsarbeiten konnten Kosten gespart werden. Entstanden ist ein ästhetisches sowie funktionales Bauwerk, welches die Bedürfnisse des Clubs heute und hoffentlich bis in weite Zukunft bestens erfüllt.