Sporthallen BZT Frauenfeld

 
8503 Frauenfeld,
Schweiz

Veröffentlicht am 05. April 2024
kit | architects gmbh roman loretan / andreas schelling / gianet traxler
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Westansicht Nord-Westansicht Südansicht, Aussensportanlage Foyer Galerie Untere Sporthalle, Beton Obere Sporthalle, Holz Fitnessraum, Lehrervorbereitung Nord-Westansicht Südansicht, Aussensportanlage

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Maiholzstrasse 9, 8503 Frauenfeld, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
5240 m²
Geschossfläche
2468 m²
Nutzfläche
1653 m²
Gebäudevolumen
14'615 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
8,2 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
4
Parkplätze
14

Beschreibung

Der Neubau zweier gestapelter Sporthallen in innovativer Holzbauweise, das Holz ist aus dem Staatswald, zeichnet sich durch eine repetitive, nachhaltige Konstruktion und einen landressourcenschonenden Umgang aus. Erstmals in der Schweiz wurde eine Holz-Betonverbundecke bei Sporthallen eingesetzt — geplant von kit architects.

Ausgangslage

Das Bildungszentrum für Technik in Frauenfeld bietet technische Ausbildungen für rund 1100 Jugendliche an. Um einen gleichwertigen Turnunterricht gewährleisten zu können, sollten zwei neue Hallen nicht zu einer Doppelhalle zusammengeschlossen werden. In einem offenen Wettbewerbsverfahren, ausgelobt durch den Kanton Thurgau, wurden die Teilnehmenden gebeten, aufzuzeigen, wie der Neubau auf der geschützten Umgebungszone im Oberwiesenquartier ortsbaulich optimal integriert und zu einem späteren Zeitpunkt um eine dritte Sporthalle ergänzt werden kann.

Entwurfsidee

Im Zentrum des Entwurfs stand die Reduktion der Gebäudegrundfläche auf ein Minimum, damit möglichst viel ökologisch wertvolle Freiflächen bestehen bleiben und falls notwendig, auf zukünftige Entwicklungen, wie zum Beispiel einer Erweiterung mit einer dritten Einfachhalle, reagiert werden kann. Die Konstruktion und innere Raumorganisation wurden auf einem quadratischen Raster entwickelt, um effiziente und kostengünstige Abläufe in der Planung und Realisierung sicherzustellen. Nicht nur in der ortsbaulichen Positionierung spielte die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle, sondern auch in der konstruktiven und architektonischen Ausformulierung. Trotz grossen Spannweiten und dem Schwingungsverhalten zweier gestapelter Sporthallen wurde konsequent auf den regionalen Rohstoff Holz gesetzt. Die sorgfältige, kompakte Gestaltung und volumetrische Höhenstaffelung integrieren den Neubau gut in die Nachbarschaft. Das Eingangsgeschoss wurde mittig platziert, um beide Hallen effizient zu erreichen. Die Erschliessung erfolgt von Osten über ein gut proportioniertes Foyer, das Besuchern direkten Zugang zu wichtigen Räumen ermöglicht. Die Anordnung der Räume ist funktional, mit identisch organisierten Geschossen und einer zweiten Treppenanlage für Lehrer.

Projektierung

Die Konstruktion und Verkleidungen sind aus Fichtenholz, was auch die architektonische Erscheinung des Gebäudes entscheidend beeinflusst. Die klare Primärstruktur der Holzkonstruktion ist von aussen gut ablesbar und umlaufende Fensterbänder verleihen dem Gebäude eine horizontale Struktur, gegliedert in offene und geschlossene Bauteile. Das Fensterband der unteren Halle geht direkt in die offene Galerie auf dem Eingangsniveau über, was eine gute Belichtung und interessante Sichtbezüge zwischen Innen- und Aussenraum erlaubt. Der geschlossene Mittelbereich aus unterschiedlich breiten Holzbrettern, deren Stösse von Deckleisten geschützt werden, wurde in einem hellen Farbton gestrichen. Auch im Innenraum dominiert Holz, was eine warme und natürliche Atmosphäre schafft und sich positiv auf das Raumklima auswirkt. Die inneren Oberflächen sind roh belassen und mit einem transparenten UV-Schutz behandelt.

Besonderheiten

Insgesamt präsentiert sich das Gebäude als funktionale, lokale Architektur, die auf mehreren Ebenen durch den Werkstoff Holz geprägt und bezüglich Grauer Energie optimiert ist. Das Projekt steht im Kontext nachhaltiger Bauweise und ressourcenschonender Planung. Die öffentliche Hand als Bauherr hat regionales «Käferholz» aus dem eigenen Staatswald bestellt. Bei einem Gesamtvolumen von 603 m³ stammen 565 m³ aus diesem Wald, was Transport- und Herstellungsketten minimiert und zu einer massiven Reduzierung der Umweltauswirkungen führt. Dieser bewusste Einsatz von Holz unterstreicht die ökologische Verantwortung des Gebäudes und trägt zur Förderung der lokalen Wirtschaft bei. Die klare, repetitive Konstruktion, aufgeteilt in Primär- und Sekundärstruktur, erlaubt einen getrennten, allfälligen Rückbau und somit die Wiederverwendung der Bauteile. Das Gebäude leistet daher einen aktuellen, architektonischen Beitrag in der gesellschaftlichen Debatte zum Thema Nachhaltigkeit. Eine Holz-Betonverbundecke wurde bis anhin noch nie bei einer Bauaufgabe dieser Art eingesetzt. Sie stellt gegenüber einer Stahlbetonlösung ein leichtes System dar, welches eine tiefe Eigenfrequenz aufweist. Die Behaglichkeit bezüglich Schwingungen wurde mit einer dynamischen Analyse nachgewiesen.

Das Projekt von kit architects wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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