Haus am Buechberg

 
9425 Thal,
Schweiz

Veröffentlicht am 12. Dezember 2022
kit | architects gmbh roman loretan / andreas schelling / gianet traxler
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

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Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
01.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
2
Grundstücksfläche
1367 m²
Geschossfläche
492 m²
Nutzfläche
354 m²
Gebäudevolumen
1527 m³
Parkplätze
4

Beschreibung

Kit architects aus Zürich haben mit einem Um- und Ersatzneubau die 300-jährige Geschichte eines denkmalgeschützten Strickbaus um ein weiteres Kapitel fortgeschrieben.

Ausgangslage

Das ehemalige Bauernhaus steht am südlichen Rand des ISOS-geschützten Weilers «Tobler» am Nordhang des Buechbergs, und stammt aus dem Achtzehntenjahrhundert. Zum Teil wurde es im traditionellen Strickbau erstellt, was es besonders erhaltenswert macht. Wie die meisten Häuser des Weilers besass es einmal einen angebauten Scheunenteil. Dieser wurde in den 1960er-Jahren abgerissen. Der Strickbau des Hauses befand sich in einem guten Zustand. Ein Nebengebäude, das als Abstellschuppen genutzt worden war, musste jedoch abgerissen werden, da es marode war.

Entwurfsidee

Der fortschreitende Zerfall der Bausubstanz bewog die Besitzer zusammen mit den Architekt*innen ein mit der Denkmalpflege abgestimmtes Umbau- und Renovierungskonzept zu erarbeiten: Weiterbauen in Grösse und Proportion der nicht mehr vorhandenen Annexbauten sowie die sanfte Ertüchtigung des Kernbaus. Ziel war es, möglichst viel von der Originalsubstanz zu erhalten und sichtbar zu machen sowie das alte Bauernhaus in zwei neue, den heutigen Bedürfnissen entsprechenden Wohneinheiten zu transformieren.
Durch die Erweiterung Richtung Westen entstand die Möglichkeit, die kleinteilige Strickbaustruktur mit einem grosszügigen Volumen zu ergänzen, einem einzigen Raum, der sich über den vollen Querschnitt der ehemaligen Stallscheune entwickelt, nicht unterteilt ist und sich mit Fenstern zur Umgebung und See öffnet.
Anstelle des rückgebauten Abstellschuppens konnte eine räumlich vom Hauptgebäude unabhängige zweite Wohnung realisiert werden. Der zweigeschossige Anbau schmiegt sich wie der alte an den Bestand an und ragt über dessen östliche Stirnseite heraus, sodass an dieser Stelle im Sockelgeschoss der Eingang angeordnet werden konnte.

Projektierung

Die Materialisierung und Gebäudevolumetrie wurden durch das bestehende Haus und die umliegenden Häuser des geschützten Weilers geprägt. Die Fassadengliederung und -bekleidung greifen den funktionalen Ausdruck der lokalen Ökonomiegebäude auf. Die neue Fassade wurde als vertikale Deckleistenschalung erstellt. Vor- und Rücksprünge unterteilen sie in wenige, grossflächige Felder. Einige davon enthalten Fenster mit speziellen Schiebeläden aus Holz. Letztere dienen als Beschattung und Sichtschutz.
Sandgestrahlter Beton, Kalkputz, aber vor allem Fichtenholz standen im Zentrum. Neben den Materialien spielte jedoch auch das entsprechende Handwerk eine wichtige Rolle. Durch das Fachwissen und Detailverständnis der beteiligten Unternehmer und Planer konnten Materialien ohne die üblichen standardisierten 0815-Lösungen verbaut werden. Dank des Holzzuschnitts vor Ort und Detaillösungen, welche eins zu eins in mehreren Varianten getestet wurden, konnte zum Beispiel auf die 4–8 mm Standardfugen bei Decken-Wandübergängen und Laibungen verzichtet werden. Das Holztäfer im Innern erscheint daher als monolithischer Verbund mit präzis ausgeschnittenen Öffnungen.

Realisierung

Es gab laufend Änderungen. Aufgrund der Kosten wurden verschiedene Bearbeitungstiefen evaluiert. Ob die Scheune sowie der Schuppen an- und ausgebaut oder nur das bestehende Wohnhaus renoviert werden, musste nach dem Bauprojekt noch einmal diskutiert werden. Zudem mussten nach den Abbrucharbeiten erhaltenswerte Elemente aufgrund ihres Zustandes neu beurteilt und ersetzt werden. So konnte zum Beispiel das ursprüngliche Konzept, in den beiden Anbauten jeweils eine renovierte Strick- respektive Bohlenwand des bestehenden Wohnhauses sichtbar zu machen, nicht umgesetzt werden. Die Bohlenwand musste ersetzt werden, da sie vom Holzwurm zerfressen und für die statischen Anforderungen schon seit je her die falsche Konstruktionsart gewesen war.

Besonderheiten

Bei der Renovation des aufgrund der Topografie sehr hohen Sockels der Ostfassade aus verputztem Bruchsteinmauerwerk wurde beispielhaft der ursprünglichen Materialität und dem traditionellen Handwerk Rechnung getragen. Der Restaurator Matthias Mutter aus Bad Ragaz, hat zunächst eine Untersuchung des Untergrundes, des Zustandes von Putz und Mörtel sowie der bauphysikalischen Situation der unmittelbaren Umgebung beziehungsweise der hinter der Fassade liegenden Räume vorgenommen. Schliesslich wurde eine auf diesen Untersuchungen basierende Putzrezeptur entwickelt, welche aus Sumpfkalk, natürlichem hydraulischen Kalk und einem speziellen Sand mit «richtiger» Siebkurve besteht.

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