Mehrgenerationenhaus Herrliberg

 
8704 Herrliberg,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2022
SQUADRAT Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Fassadenansicht Nord nach Umbau Überblick Südost nach Umbau Historische Ansicht_1936 Entree Garderobe Wohnzimmer Wohnzimmer mit Blick in die Galerie Galerie Panoramafenster im Wohnzimmer Kochen und Essen Balkon 1. OG Elternschlafzimmer Sitznische Elternzimmer Elternschlafzimmer En Suite Bad Fassadenansicht Südwest nach Umbau

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
09.2021

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
2
Grundstücksfläche
467 m²
Geschossfläche
273 m²
Nutzfläche
183 m²
Gebäudevolumen
734 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,0 Mio. CHF
Parkplätze
3

Beschreibung

Um- und Ausbau eines historischen Weinbauernhauses mit Einliegerwohnung. Entwurf einer neuen Grundrissanordnung mit interner Erschliessungsfigur und Öffnen der kleinteiligen Räume zu einem grosszügigen, zusammenhängenden Raumgefüge.

Ausgangslage

Der Hof im damaligen Weinbauerndorf Herrliberg wird im Jahr 1727 an der alten Bergstrasse errichtet, einer ehemaligen Hauptstrasse entlang der Zürcher Weinberge. Neben den zwei Doppelhaushälften entstehen eine Weintrotte und ein Stall für Kleinvieh sowie ein Kräutergarten auf der anderen Strassenseite. Die Hofstatt überblickt von dort ein breites Panorama von Zürich über den Zürichsee bis in die Glarner Bergkette. Durch die Jahrhunderte wird sich das Grundlayout der Liegenschaft nicht wesentlich verändern. Bald mehr als zehn Generation prägen den Hof als «Büezer Haus».

Entwurfsidee

Der ehemals in Holzbauweise an das Haupthaus angebaute Schopf des Gebäudes wurde durch den damaligen Besitzer - einen Maurer - in den 1950er-Jahren in Massivbauweise ausgebaut, verblieb dann jedoch jahrzehntelang in seinem verschachtelten Rohbauzustand. Die neuen Eigentümer beabsichtigten, die dunklen und niedrigen Räume neu zu denken und den Wohnraum in den ehemaligen Schopf und die Weintrotte zu erweitern. Das bestehende Treppenhaus sollte dabei zu einer sekundären Erschliessung der unteren Wohnung und einer privateren Erreichbarkeit der Einliegerwohnung im Dachgeschoss führen. Ziel war es, eine neue Raumabfolge mit einer neuen Erschliessungsfigur zu kombinieren, die den Alltag der Bauherrschaft adäquat widerspiegelt. Die ehemals engen und niederen Räume des Anbaus wurden mit grosszügigen Deckenausschnitten zu einer zusammenhängenden Raumabfolge mit zahlreichen Blickbeziehungen verbunden und inszenieren die alten Bauteile im Kontrast zu den neuen Oberflächen.

Projektierung

Vom Treppenhaus gelangt man in das grosszügige Entrée, welches durch einen schmalen Gang vom Haupthaus in den Anbau - und somit in den Koch-Essbereich führt. Zurückgezogen davon liegt das Elternschlafzimmer mit eigenem Bad. Um die Küche im ehem. Schopf - das Herzstück des Hauses - herum gelangt man auf die Zwischenebene des Wohnzimmers, dem alten Dachraum der Weintrotte. Die darauffolgende Galerie verbindet optisch alle halbprivaten Räume zu einem grossen Ganzen und verbindet die historischen Elemente (ursprüngliche Riegelwand, alte Dachsparren) mit den neuen Bauteilen. Die ehemals ungenutzte Winde wird zu Lounge und Gästezimmer. Durch einen weiteren Gang gelangt man wieder zurück in das Haupthaus und trifft auf die privaten Schlafräume sowie ein weiteres Bad. Die Fassadenöffnungen wurden wo möglich bestehend gelassen. Lediglich an zwei Punkten wurden Ausnahmen gesetzt: beim Sitzplatz in Richtung Garten und beim Panoramafenster in Richtung Zürichsee, welche beide die Blicke bewusst lenken und das nötige Licht ins Innere bringen.

Realisierung

Die Grundstruktur des Haupthauses wurde in Erd- und Obergeschoss vollumfänglich freigelegt, da die Grundsubstanz teilweise starke Mängel aufwies. Verstärkungen erfolgten in zimmermannsartiger Holzbauweise, sodass der Charakter des Gebäudes gewahrt werden konnte. Zusätzliche Herausforderungen bildete die Lage des Hauses direkt auf den darunterliegenden Felsen, sodass umfangreiche und aufwendige Abdichtungsarbeiten vonnöten waren. Die heute sichtbare Riegelbauweise des angebauten Nachbarhauses war in frühen Jahren bei beiden Häusern bis auf eine Brüstungsverkleidung nicht sichtbar. Deshalb wurde davon abgesehen, den Riegel freizulegen und eine Aufdämmung nach heutigen Standards ausgeführt. Der sanierte Balkon in Richtung Garten und See nimmt dieses Brüstungselement wieder auf. Die Fassade wurde farblich wieder weitestgehend in den Ursprungszustand zurückgeführt.

Besonderheiten

Die energetische Sanierung des Gebäudes konnte auf heutigen, förderfähigen Werten durchgeführt und der Charakter des Bestandes dennoch in grossem Umfang gewahrt werden. Das gesamte Gebäude wird mit einer zentralen Holzpelletheizung versorgt.

192094287