Highlife

 
6343 Rotkreuz,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2022
AM Architects GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Südansicht Axonometrie Materialisierung Skizze Kontext Axonometrie Eingriff Balkoninnenseite vorher - nachher Umbau vorher - nachher Balkonerweiterung - Ansicht Pflanzentrog Detail Erweiterung Aussen Balkonerweiterung - Ansicht Tisch Berchtwilerstrasse 1 Detail Hauseingang

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Berchtwilerstrasse 1,3,5, 6343 Rotkreuz, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2019
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Wohnungen
54
Gebäudekosten (BKP 2)
8,9 Mio. CHF

Beschreibung

Die drei Wohnblöcke der Berchtwilerstrasse, die 1973 erbaut wurden, waren die ersten "Hochhäuser" der Gemeinde. Ziel war es, den Lebensstandard in diesen Wohnungen durch die Erweiterung der Balkone, sowie die Anpassung der Gebäudehülle an die aktuellen Energiestandards, zu verbessern.

Ausgangslage

Seit dem Bau 1973 wurden im Laufe der Jahre kleine Renovationen vorgenommen, aber das Gebäude hat seinen ursprünglichen funktionalistischen Stil beibehalten. Der Bauherr verlangte die drei Gebäude mit einer neuen Gebäudehülle zu versehen, um den aktuellen Baustandards zu entsprechen, sowie die Erweiterung der bestehenden Balkone mit einer Tiefe von 1,4 m (8,7 m²), um die Qualität der privaten Aussenräume für die Bewohner zu verbessern.

Entwurfsidee

Viele Menschen träumen noch immer vom Wohnen im Einfamilienhaus. Weshalb ist dies so, und kann dieser Traum auch in einem Mehrfamilienhaus erfüllt werden? Diese Frage diente als Ausgangspunkt für den Entwurf.
Die neuen Balkone nutzen die restliche Ausnützungsziffer des Areals komplett aus um möglichst viel private Aussenfläche zu generieren, was als einer der Punkte des Argumentariums Pro Einfamilienhaus ausgemacht wurde. Ein zweiter war es, differenzierte Räume zu erhalten. So wurde ein Grossteil der Aussenräume auf eine Tiefe von 2.50 m mit einer öffenbaren Verglasung versehen, um die Nutzbarkeit zu verlängern. Mittels einer Akustikdecke und Vorhängen als Sichtschutz wird der Raum bereits von vielen Bewohnern als saisonal erweitertes Wohnzimmer wahrgenommen. Der eigentliche Balkon, welcher die halbe Länge des Jahreszeitenzimmers misst, wechselt links und rechts der Säule von Stockwerk zu Stockwerk ab und ist eine Hommage an die anfängliche, spielerische Geste der ursprünglichen Architekten, die (wie wir annehmen) versuchten, die langweilige, blockartige Fassade mit vertikalen Ornamenten, die sich ebenfalls nach links und rechts über das Gebäude bewegen, aufzulockern. Die doppelte Höhe des Raumes steigert das Erlebnis, draussen im Freien zu sein und fördert die Verbindung zum Himmel.

Projektierung

Die alten Balkone wurden auf der einen Seite auf 2,5 m und auf der anderen Seite auf 3,5 m vertieft, was einer Gesamtfläche von 18 m² entspricht. Um die Nutzung dieses neuen privaten Aussenbereichs vom Frühjahr bis zum Spätherbst zu verlängern, wurde ein 15 m² grosser Wintergarten angelegt. Auf beiden Seiten der zentralen Tragsäule befinden sich 3 m² grosse Balkone, die in offene, doppelgeschossige Räume ragen. Dieser Abschnitt wechselt links und rechts der Säule von Stockwerk zu Stockwerk und ist eine Hommage an die verspielten Ornamente der ursprünglichen Fassade. Die Materialisierung wurde ebenfalls beibehalten sowie auch das Konstruktionsprinzip mit Betonelementen, welche mit einer Ortsbetondecke vergossen werden. Ein kleiner Tisch, sowie ein Pflanzentrog für die Begrünung fanden ebenfalls Platz, da zwei Betonwinkel gleich mit eingebaut wurden, einmal gestellt, und einmal gelegt.

Realisierung

Die Gebäude waren während der gesamten Renovation bewohnt, was vor allem beim Auswechseln der Fenster Mitte Januar eine hohe Flexibilität der Mieter voraus setzte. Um den Mietern während dieses Tages eine Ausweichmöglichkeit zu geben, wurde in einer leerstehenden Wohnung eine Gemeinschaftsstube eingerichtet. Das Angebot wurde vor allem von den älteren Menschen rege in Anspruch genommen. Die Bewohner, einige von ihnen Erstbezüger, ziehen nach Abschluss der ersten Phase eifrig in diesen neuen Teil ihres Hauses ein. Einige bringen neue, grössere Esstische und Grills für Feste, Andere bringen Sessel und kleine Tische zum Beobachten des Sonnenuntergangs heraus. Für wieder Andere ist es jedoch bloss ein grösserer Spielplatz für ihre Katzen. Wir hoffen, dass alle Benutzer individuelle Qualitäten dieses neuen Aussenraumes für sich nutzen können, und sich mehr Lebensqualität breit macht.

Besonderheiten

Auf jedem Balkon befindet sich ein Pflanzentrog mit Kletterpflanzen, die mit einem automatischen Bewässerungssystem ausgestattet sind. Die sich frei entfaltenden Pflanzen werden ein wenig das Gefühl vermitteln, mit dem Boden verwurzelt zu sein. Die dramatischen und sich ständig ändernden Farben der wilden Weinreben verleihen der Fassade eine natürliche Dynamik und wirken wie ein Lackmuspapier, das die frühesten Zeichen der wechselnden Jahreszeiten erkennt.

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