Bürohaus Küng
,
Schweiz
Veröffentlicht am 04. März 2022
Seiler Linhart Architekten AG + Küng Holzbau AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Seit gut zehn Jahren setzt Stephan Küng, der das Unternehmen Küng Holzbau in zweiter Generation führt, ganz auf präfabrizierten Vollholzbau: «Holzpur» heisst das System, mit dem sich Küng Holzbau auf dem Markt etabliert hat. Grundelement von Holzpur sind massive, um die 20 Zentimeter starke Wandelemente aus in sieben Lagen kreuzweise übereinandergelegten Brettern. Diese bestehen aus «Mondholz», das um Weihnachten herum vor Neumond geschlagen wird, wenn die Bäume am wenigsten Wasser führen. Das bedeutet am wenigsten Schwund und eine Minimierung der Gefahr des Schädlingsbefalls. Davon ist die Firma überzeugt und sie findet immer mehr Kunden, die keine Rahmen und Plattenkonstruktionen wollen, keine Verbundwerkstoffe, sondern nichts als Holz – Holz pur.
Das jüngst realisierte Verwaltungsgebäude im kleinen Gewerbegebiet von Alpnach, wo die Firma Küng Holzbau seit jeher ansässig ist, behebt nicht nur die Raumnot des expandierenden Unternehmens, sondern ist zugleich Demonstrationsobjekt, Aushängeschild und Werbung im Massstab 1:1 für die Vollholzkonstruktion.
Bezug zur Innerschweizer Tradition
Das viergeschossige, fast quadratisch erscheinende Gebäude bietet Raum für 20 projektleitende Ingenieure mit ihren Einzelbüros und umfasst überdies einige Besprechungsräume, eine Cafeteria im Erdgeschoss und zuoberst einen Schauraum, in dem Kunden die Produkte der Firma kennenlernen können. Das äussere Erscheinungsbild wird bestimmt durch die umlaufenden, an Zugstangen abgehängten und nach oben hin weiter auskragenden Balkone, die auf abstrakte Weise an die Lauben der historischen Innerschweizer Häuser erinnern. Sie dienen nicht nur als Aussenraum, sondern überdies der Verschattung, sodass auf einen weiteren Sonnenschutz verzichtet werden konnte.
Holzart und Funktion
Die vorgehängten Fassadenelemente bestehen aus Eiche; die Fassade wurde mit sägerohem Fichtenholz verschalt. In den Supraporten über den Fassadenöffnungen sind Platten mit gefrästen Halbmondmotiven eingelassen – Ornamente, die auf das Mondholz verweisen. Die Wände selbst bestehen aus zwei mit einer Lage Windpapier in der Mitte getrennten Holzpurelementen, sodass sich eine Gesamtstärke der Aussenwände von gut 40 Zentimetern ergibt. Für die inneren Bretterlagen gelangt bei Küng Sekundärholz aus Fichte zur Anwendung. Dabei handelt es sich um Bretter von niederer Qualität, die sonst allenfalls zu Holzfaserplatten verarbeitet werden. Sie müssen noch nicht einmal perfekt passgenau zugeschnitten sein, da kleine Lufteinschlüsse im Inneren als thermische Puffer durchaus von Vorteil sind.
Harter Kern als Skulptur
Eindrücklich ist die doppelgeschossige Eingangshalle mit Rezeption rechts und Besprechungstisch links; vermittels einer Lattenstruktur öffnen sich die Konferenzräume im Obergeschoss zur Halle. Und sofort, wenn man das Gebäude betritt, tritt unerwartet das Zentrum des Gebäudes in Erscheinung, ein alle Geschosse verbindender Erschliessungskern aus sandgestrahltem Beton. Aus der Not einer nicht aus Holz bestehenden Aussteifung machten die Architekten eine Tugend, indem sie den Betonkern in eine Skulptur verwandelten. Ein Cheminée in der Eingangshalle und ein weiteres im obersten Geschoss akzentuieren den wohnlichen Charme des Gebäudes, das eigentlich ein Verwaltungsgebäude ist.
Aber nicht zuletzt aufgrund der sensorischen Anmutung des massiv verwendeten Holzes kaum wie ein solches wirkt.