Doppelkindergarten Brotegg
,
Schweiz
Veröffentlicht am 30. März 2022
schoch-tavli architekten gmbh fh/sia
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der neue Doppelkindergarten steht anstelle seines Vorgängerbaus aus den 1970er Jahren. Die Anlage mit dem durchgehenden Fussweg bildet weiterhin eine wichtige Durchlässigkeit für das Wohnquartier. Durch die zweigeschossige Lösung bleibt die Umgebung mit dem Baumbestand bestehen.
Ausgangslage
Ursprünglich prüfte die Bauherrschaft eine Erweiterung des bestehenden Schulraumes. Die konstruktiven Voraussetzungen des Vorgängerbaus liessen dies jedoch nicht zu. Im Anschluss wurde ein Studienauftrag für einen Neubau ausgeschrieben. Entsprechend wurde die bestehende Umgebung mit der bestehenden Quartierverknüpfung prägend für den Entwurf.
Entwurfsidee
Heutige Kindergärten werden oft in Sichtweite zur später folgenden Schulstufe gebaut. Der Standort des Kindergartens Brotegg liegt schulfern inmitten eines Wohnquartiers. Den Kindern aus der Umgebung bietet das Gelände ausserhalb der Schulzeiten verschiedene Möglichkeiten. Die in den 1970er Jahren gedachte quartierverbindende Idee bleibt als Leitmotiv bestehen. Die topographische Prägung des Hangverlaufs im Zusammenhang mit der begrenzten Parzellengrundfläche führen schlussendlich zur der zweigeschossigen Lösung. Die zeittypisch terrassierte Treppenerschliessung mit den Vorplätzen bildet weiterhin das verbindende Element für das Wohnquartier.
Der Charme der robusten und einfachen Architektur für ein Schulgebäude des Vorgängerbaus inspirierte den Entwurf diesen Gedanken weiterzuführen. Die Umgebungsgestaltung mit dem terrassierten Weg und den Terrainwänden aus Beton wurden als prägendes Element übernommen und weitergeführt. Daraus entwickelt sich ein Sockelthema mit Wänden aus modernem Recyclingbeton. Die rohe Bretterschalung zitiert die Zeit. Die Volumetrie folgt dem Prinzip der Terrassierung und ist in aufsteigender Höhenfolge addiert. Der gestaffelte Grundriss verzahnt sich mit der Umgebung und schafft spannende Blickbezüge zwischen dem Aussen- und dem Innenraum. Flexible Raumformationen und Nischen des mehrseitig ausgerichteten Gebäudes lassen den Tageslichtverlauf mit den sich ablösenden Jahreszeiten erleben.
Projektierung
In der Konstruktion reagiert die architektonische Prägung mittels eines massiven Sockels im Erdgeschoss auf die Hanglage. Dabei werden bestehende Sockelmauern weiterentwickelt. Der negativ Abdruck der sägerohen Bretterschalung aus den 1970er Jahren wird als gestaltersiches Thema im Obergeschoss in Form unterschiedlicher Schalungen aus sägerohen Holzbrettern weitergespielt. Sämtliche Betonmauern sind mit einem modernen Recyclingbeton ausgeführt. Das Obergeschoss setzt sich als konstruktiver Holzbau ab. Die tektonisch vielschichtige Fassadenkombination mit der rohen Betonschalung und den unterschiedlichen Holzverkleidungen prägt die Erscheinung des Neubaus. Der neue Kindergarten übernimmt wieder die feingliedrige Körnung des umgebenden Wohnquartiers.
Die Materialverwendung folgt dem Prinzip der Dauerhaftigkeit und der Materialechtheit. Die Unterrichtsräume sind bewusst zurückhaltender materialisiert und schaffen eine gewünschte Gestaltungsfreiheit für den Unterricht. Einzig der gelbe Naturkautschukboden bindet sich als komplementäres Element ein in das übergeordnete räumliche Farbkonzept des Innen- und Aussenraums.