Ersatzneubau Hochhaus Kantonsspital Winterthur

8 von 20

 
8401 Winterthur,
Schweiz

Veröffentlicht am 10. März 2022
Rapp AG + Butscher Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Fassade Aussenansicht Fassadendetail Eingangshalle Piazza Empfang Stützpunkt Korridor Patientenzimmer Wochenbettzimmer Gebärzimmer Open-Space OP-Korridor Aufwachraum Hybrid-OP

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Brauerstrasse 15, 8401 Winterthur, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
10.2021

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
mehr als 2
Grundstücksfläche
51'868 m²
Geschossfläche
60'735 m²
Nutzfläche
33'783 m²
Gebäudevolumen
219'817 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
235,0 Mio. CHF
Parkplätze
250

Beschreibung

Das Kantonsspital Winterthur wurde ursprünglich als Klinik in einem Park geplant. Der Entwurfsgedanke vom Ersatzneubau baut auf dem ortsspezifischen Kontext von Landschaft und Siedlungsraum auf. Die Setzung der Volumen klärt die bestehende Form und fügt das Ensemble zu einer Gesamtanlage zusammen.

Ausgangslage

Das 18-geschossige Hochhaus aus dem Jahr 1968 wurde ohne Anbindung an das bestehende Spital gebaut und alle Funktionen wurden für jede Disziplin auf den jeweiligen Geschossen realisiert. Eine Machbarkeitsstudie hatte ergeben, dass eine zukunftsfähige Lösung nur mit einem Ersatzneubau des bestehenden Spitalhochhauses realisiert werden kann. Das bestehende Spitalhochhaus wies erhebliche betriebliche, strukturelle, gebäude- und brandschutztechnische Mängel auf. Die schlechte Energiebilanz durch veraltete Technik führte zu hohen Unterhaltskosten und die mangelnde Flexibilität.

Entwurfsidee

Das Projekt baut auf dem ortsspezifischen Kontext von Landschaft- und Siedlungsraum auf. Die bestehenden und zukünftigen Gebäude werden zu einem Gesundheitszentrum mit Parkanlage vereint. Neben der klaren Entflechtung von Erschliessungsflächen und Grünbereichen wird ein flexibles Entwicklungspotential für das Kantonsspital Winterthur geschaffen. Die Neubauten wurden in Analogie zur bestehenden Anlage entwickelt und nehmen die Spitaltypologie vom Bosshart-Bau aus dem Jahre 1958 wieder auf. Daher auch der Wettbewerbsname Didymos, was auf Griechisch Zwilling bedeutet. Wie der Bau aus den 50er Jahren orientiert sich das neue Bettenhaus klar nach Süden zum Park hin und bildet so mit seiner markanten Form und architektonischen Ausgestaltung das neue Gesicht zur Stadt. Der neue Untersuchungs- und Behandlungstrakt dockt nördlich an den neuen Bettentrakt an. Damit liegt er im Zentrum der Spitalanlage und lässt sich optimal mit den bestehenden Spitalbereichen verknüpfen. Mit dieser Anordnung der Neubauten konnte die Frage der Etappierung auf eine einfache und elegante Art und Weise gelöst werden, in dem während des gesamten Bauprozesses sämtliche Gebäude betrieblich weitergeführt und die Bauimmissionen für den laufenden Betrieb minimiert werden konnten.

Projektierung

Das neue markante Bettenhochhaus orientiert sich nach Süden zum Park und zur Stadt hin. Im Erdgeschoss befindet sich die Cafeteria für Patienten und Besucher mit differenziert gestalteten Aufenthaltsbereichen und einem teilweise überdeckten Aussenbereich im Park. Im ersten Obergeschoss befindet sich die Bettenstation der Kinderklinik und im zweiten und dritten Obergeschoss die Bettenstationen der Frauenklinik und der Wöchnerinnen. Dabei sind die Bettenstationen analog zum bestehenden Bettenhaus so strukturiert, dass sich fast alle Zimmer nach Süden zum Licht und zum Park hin orientieren und eine fantastische Aussicht auf die Stadt gewähren, während dem die gut belichteten Räume für das Pflegepersonal nach Norden ausgerichtet sind. Im vierten Obergeschoss wurde die Gebärabteilung untergebracht mit den modernen Gebärsälen für diverse Gebärarten inkl. Gebärwanne sowie der notwendigen Infrastruktur, bestehend aus einem Sectio-Operationsraum und einem Reanimationsraum für eine optimale Betreuung der Patienten. Im sechsten bis achten Obergeschoss befinden sich wiederum Bettenstationen, wobei das siebte und achte Obergeschoss den Zusatzversicherten vorbehalten ist.

Besonderheiten

Ein Krankenhaus soll ein Zuhause für Menschen und für das Leben sein und nicht eine Maschine zum Heilen, daher seht für uns der Mensch im Mittelpunkt. Mit der Bereitschaft, neue Ideen umzusetzen, sowie mit Gestaltungswillen und Sorgfalt in den Detaillösungen konnten viele innovative Ansätze erfolgreich umgesetzt werden. Als frei stehendes Element strukturiert das Schrankmöbel den Raum des Patientenzimmers und zoniert drei Bereiche – den Eingangsbereich, den Nasszellenbereich und den Aufenthaltsbereich. Das Schrankmöbel ist sehr funktional gestaltet mit dem befahrbaren Patientenschrank, dem beidseitig bedienbaren Pflegeschrank, dem Handtuchspender und dem Desinfektionsspender. Mit der Materialisierung wird die Grundidee des frei stehenden Möbels unterstützt indem der Schrank mit Kastanienholz belegt ist, während die zurückversetzten Flächen zum Teil mit satiniertem Glas ausgebildet sind. Das satinierte Glas ermöglicht auch einen Tageslichtbezug in die Nasszelle. Der Aufenthaltsbereich wird mit dem Erker und mit der Bettnische definiert. Der Erker bzw. die Fensternische erfüllt auch hier mehrere Funktionen. Der Erker ist das verbindende Element zur Aussenwelt. Mit dem grossen Aussichtsfenster hat man einen herrlichen Blick in den Park und zur Stadt Winterthur. Mit dem öffenbaren Seitenfenster kann natürlich gelüftet werden – es stellt aber auch die akustische Verbindung zur Aussenwelt her. Das Sofa markiert den eigentlichen Aufenthaltsbereich. Dieses kann sehr einfach umfunktioniert und als Zusatzbett für Angehörige genutzt werden. Das Sofa ist aber auch Teil der Haustechnik, da der Quellluftauslass des Klimabodens hier integriert worden ist. Um die Wertung und Wichtigkeit des Erkers zu unterstreichen, wird dieser – auch als Pendant zum Schrank - mit Kastanienholz belegt. Mit der farblich hervorgehobenen Wandnische hinter dem Bett rückt der Patient ins Zentrum des Raumes.

192162112