Ersatzneubau Minervastrasse
,
Schweiz
Veröffentlicht am 30. November 2022
Schwendener Partner AG Architektur und Generalplanung
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die drei Gebäude an der Minervastrasse und am Billrothweg mit zwei separaten Bauherrschaften werden über ähnliche Gliederungen, Elemente und Details zu einem Ensemble und fügen sich volumetrisch und städtebaulich optimal in den heterogenen Kontext ein.
Ausgangslage
Die Anlagestiftung der Migros-Pensionskassen MPK, Eigentümerin der beiden Liegenschaften an der Minervastrasse 136 und am Billrothweg 5 in Zürich, beabsichtigte die im Jahr 1944 erbauten Gebäude abzubrechen und durch zwei Neubauten mit Unterniveaugarage zu ersetzen. Im Frühjahr 2018 hat die Eigentümerschaft der Minervastrasse 134 dann ihr Interesse bekundet, ihre Liegenschaft in das Projekt der MPK zu integrieren. Dies führte dazu, dass ein Ensemble von drei Mehrfamilienhäusern mit gemeinsamer Unterniveaugarage sowie gemeinsamen Aussenräumen geplant werden konnte.
Entwurfsidee
Die mehrfach schiefwinklig «abgeschnittenen» Grundrissfiguren erzeugen zusammen mit dem umlaufenden Walmdach, den begehbaren Zinnen und der markanten, durchlaufenden Trauflinie, klassische und trotzdem moderne Volumen, welche das Quartier in zeitgenössischer Art wertvoll ergänzen.
Die verschiedenartig verputzen Fassadenflächen werden strassenseitig durch geschwungene Erker aufgelockert und durch die markanten Fensterflächen strukturiert. Hofseitig prägen asymmetrisch geschwungene Balkone mit leicht transparenten, geschlossenen Geländern und modernen Vorhängen, die grosszügigen Fensterflächen und die unterschiedlichen Putzstrukturen das Fassadenbild. Das allseitig elegante und zugleich verspielte Farbkonzept verleiht der gesamten Siedlung eine leichte, freundliche und einladende Atmosphäre.
Alle Wohnungen werden als Geschosswohnungen konzipiert und verfügen über ansprechende Aussenräume. Während sich die grosszügigen Wohn-/Essräume der grösseren Wohnungen jeweils über die ganze Bautiefe erstrecken, werden die Wohn-/Esszimmer der kleineren Wohnungen immer auf die Hofseite bzw. die von der Strasse abgewandte Fassadenseite ausgerichtet.
Projektierung
Alle drei Gebäude wurden in Massivbauweise errichtet. Die Geschossdecken, Gebäudekerne, Wohnungstrennwände sowie das klassische Walmdach bestehen aus Ortbeton. Die markanten Traufen wurden mit vorfabrizierten Betonelementen ausgebildet, welche mittels Kragplattenanschlüssen mit dem Tragwerk verbunden wurden. Die wohnungsinternen Wände bestehen aus Backstein.
Die Kompaktfassade wurde mit Steinwolldämmung gedämmt. Die horizontalen Streifen wie auch die Fenstereinfassungen wurden mit einem Vollabrieb und die Flächen neben und zwischen den Fenstern mit einem horizontalen Besenstrich verputzt, um die Fassaden zu gliedern und den verschiedenen Farben einen unterschiedlichen Untergrund zu geben. Sämtliche Fenster wurden in Holz-Metall ausgeführt.
Alle Wohnungen verfügen über einen eigenen Raumlüfter, welcher sich neben den Balkonfenstern befindet und für eine optimale Luftqualität sorgt. Mit diesen Raumlüftern konnte man ohne aufwendige und platzraubende Leitungsführungen und Lüftungsgeräte eine kontrollierte Wohnraumlüftung erstellen. Zudem können die Raumlüfter einfach gewartet, gereinigt und individuell ausgeschaltet werden.
Besonderheiten
Die Siedlung wurde von der Stiftung «Natur & Wirtschaft» mit der Auszeichnung eines naturnahen Wohnareals zertifiziert.
Die Bauherrschaft und die Architekten legten grossen Wert auf die Umgebungsgestaltung und die Bepflanzung, mit welcher man an der sehr städtischen Lage attraktive und naturnahe Aussenräume schaffen wollte, welche den Bewohnern auch den notwendigen Sichtschutz und Rückzugsort bieten können.
Sämtliche Pflanzen sind einheimisch, welches auch eine entscheidende Auflage für die Zertifizierung war. Entlang der Strassen wurden Staudenflächen angelegt, welche mit Vogel-, Felsen- und Zierkirschen bepflanzt wurden. Die von der Strasse abgewandten Sitzplätze werden durch Rasenflächen, eine Blumenwiese, Gruppen an Sträuchern und kleinen Niveauunterschieden zoniert und voneinander getrennt. So entsteht ein natürlicher Sichtschutz. Über chaussierte Wege und ein mit Schotterrasen ausgebildeten Pfad gelangt man zu drei kleinen Plätzen mit Hochbeeten, welche für alle Mieter*innen zugänglich und nutzbar sind. Entlang der Strasse verläuft eine im Quartier häufig anzutreffende Grenzmauer, erstellt in Ortsbeton, die eine klare Grenze zieht zwischen Strassen- und Wohnraum und so etwas Distanz schafft.