Ensemble Urbain Falaise
,
Schweiz
Veröffentlicht am 05. Oktober 2020
MPH Architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Realisierung eines städtischen Komplexes mit 194 Wohnungen (davon 24 möblierte Studios für Studenten), einer Kinderkrippe, einer Kindertagestätte, der Universitätsbibliothek für Medizin, einem Fitnessstudio, einem Restaurant, einer Bäckerei/Tea-Room, einem pädiatrischen Zentrum und einem Parkhaus mit 118 Plätzen und 48 Motorradplätzen.
Ausgangslage
In Lausanne, an der Ostflanke des Vallon, beherbergte die Molasseklippe des Calvaire ein renovationsbedürftiges Trinkwasserreservoir von 1868. Sein Wiederaufbau veranlasste die Behörden, an diesem aussergewöhnlichen Ort einen Gebäudekomplex zu entwickeln, der nach einem Wettbewerb realisiert wurde.
Entwurfsidee
Die drei geplanten Gebäude, von denen das zweite auf dem neuen Reservoir basiert, sind sowohl im Grundriss als auch in der Höhe versetzt und bieten Querblicke zwischen Stadt und Tal, Strasse und Wald.
Projektierung
Der Komplex wirkt wie aus dem Fels gehauen: Auf der unteren Ebene vor dem Wasserspeicher dient ein durch Oberlichter erhellter breiter Sockel mit öffentlichen Funktionen als Stütze für den ersten Gebäudekörper, der sich in die Höhe schraubt und das Plateau de la Sallaz überragt. Die drei auf den Lauf der Avenue ausgerichteten Gebäude haben im Osten Fassaden aus Sandwich-Elementen, die aus vorgefertigtem Beton bestehen. Diese sind mit vertikalen sandfarbenen Facetten verziert, die das Licht je nach Tageszeit unterschiedlich stark reflektieren. Die von den Balkonen geschützten Westfassaden aus Holz sind eine Antwort auf den Waldkontext. Das Metallgeflecht der Balkongeländer erinnert an die Schutznetze der Molasseklippen, die mit der Zeit bewachsen sein werden. Dieses transparente vertikale Element findet sich auch in den Treppenhäusern der Gebäude wieder.
Realisierung
Die Herausforderung bei diesem Projekt bestand darin, sowohl im Inneren der Wohnungen als auch im Aussenbereich grosszügige und ungewöhnliche Räume in einem nüchternen Stil zu entwickeln, die mit der aussergewöhnlichen Sicht auf den See und den Jura in Resonanz treten. Die Bewegung in diesem Komplex wird durch abwechslungsreiche, von Grün gesäumte Wege angenehm gestaltet; ein öffentlicher Aufzug verbindet den Place des Falaises mit der begrünten Esplanade auf dem Sockel. Diese fördert den sozialen Austausch und bietet den Kindern der Mieter, der Krippe und der Kindertagesstätte einladende Räume. Der Zugang zu den Parkplätzen der Siedlung erfolgt über den Chemin des Falaises; er ist für alle Bewohner leicht erreichbar.
Schliesslich hat die Stadt den Mietern im Norden der Gebäude einen Gemüsegarten zur Verfügung gestellt, der durch die Renovierung einer Ädikula entstanden ist und als Nachbarschaftshaus dienen soll.
Die beiden Wohngebäude im Norden sind mit Minergie P-ECO ausgezeichnet, während das Gebäude im Süden das Label 2000-W-Gesellschaft erhielt. Die Gebäude werden durch ein integriertes System beheizt, das Fernwärme nutzt. Der auf den begrünten Dächern erzeugte Solarstrom wird den Mietern dank der Gründung einer Eigenverbrauchsgemeinschaft zu einem Vorzugstarif zur Verfügung gestellt.
Besonderheiten
Durch die Mischung von preisgünstigen und angepassten Wohnungen im Gebäude der Société Immobilière Lausannoise pour le Logement SA (SILL SA) und durch die 16 geschützten Wohnungen im Gebäude der Société Coopérative Immobilière La Maison Ouvrière (SCILMO) sowie der Kinderkrippe und dem Kinderhort, ist die soziale und intergenerationelle Mischung gewährleistet, wie die schnelle Integration der Bewohner dieses Komplexes in nur einem Jahr beweist. Die Präsenz der Universitätsbibliothek für Medizin trägt zusammen mit dem intensiven Studentenleben, das mit den 400 Arbeitsplätzen verbunden ist, ebenfalls zur Belebung des Standorts bei. Das Projekt wurde mit zwei Bauherren entwickelt:
SILL SA
Das Ziel der SILL ist es, gemischte Wohngebäude zu entwickeln und zu verwalten, die Wohnungen mit subventionierten Mieten, mit kontrollierten Mieten und auf dem freien Markt umfassen. Die SILL wurde 2009 mit einem Aktienkapital gegründet, das von der Stadt Lausanne gehalten wird. Sie berücksichtigt Kriterien der nachhaltigen Entwicklung und überwacht insbesondere den Verbrauch ihrer Gebäude, um die mit dem Label 2000-Watt-Gesellschaft angestrebten Reduktionsziele zu erreichen.
SCILMO
Die 1903 gegründete Société Coopérative Immobilière La Maison Ouvrière (Immobiliengenossenschaft La Maison Ouvrière) hat sich zum Ziel gesetzt, bescheidenen sozialen Schichten einfache und komfortable Wohnungen anzubieten. Im Laufe der Jahrzehnte hat sie die Landschaft von Lausanne durch zahlreiche hochwertige Bauprojekte geprägt, die derzeit insgesamt 700 Wohnungen umfassen, von denen die ältesten von Renovierungen profitiert haben. Mehrere neuere Projekte in Lausanne oder in der Peripherie setzen auf erneuerbare Energien (Fernwärme, Geothermie) im Rahmen einer Politik der nachhaltigen Entwicklung und der sozialen Integration, insbesondere durch die Anlage von Gemüsegärten.