Gesamtsanierung Knappenhaus

12 von 36

 
5044 Schlossrued,
Schweiz

Veröffentlicht am 01. April 2022
Castor Huser Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Gesamtareal Knappenhaus Treppenhaus im EG Treppenhaus im OG Treppenhaus im DG Frühstückszimmer Frühstückszimmer Küche Hotelzimmer 2 Hotelzimmer 1 Hotelzimmer 5 Hotelzimmer 4 Hotelzimmer 3 Hotelzimmer 6 Hotelzimmer 9

Projektdaten

Basisdaten

Fertigstellung
04.2020

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
12
Grundstücksfläche
6937 m²
Geschossfläche
893 m²
Nutzfläche
642 m²
Gebäudevolumen
3625 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
6,7 Mio. CHF
Parkplätze
24

Beschreibung

Das stattliche Nebengebäude, Teil der Schlossanlage und idyllisch über der Gemeinde Schlossrued gelegen, erfuhr eine Gesamtsanierung mit Erweiterung für eine neue Nutzung als Hotel. Dabei galt es die historische Raumeinteilung vollständig zu bewahren und die bauzeitliche Ausstattung zu restaurieren.

Ausgangslage

Der denkmalgeschützte, langgestreckte barocke Mauerbau mit Krüppelwalmdach von 1668, war über mehrere Jahre unbewohnt und verfügte über keinerlei Infrastruktur. Als Besonderheit blieb die historisch hochwertig gefertigte Ausstattung praktisch vollständig erhalten, war aber stark unterhalts- und renovationsbedürftig. Die Baute sollte vollständig restauriert und ausgebaut werden und zukünftig, als Teil des Seminarzentrums Rued, Gäste beherbergen. Die Umnutzung und Erneuerung hatte im engen Dialog mit der Denkmalpflege, unter integralem Erhalt der historischen Bausubstanz zu erfolgen.

Entwurfsidee

Aus der Analyse des Bestandes ergab sich, dass der zentrale Mittelgang mit den links und rechts angegliederten Räumen sich sehr gut für eine Nutzung mit Gästezimmern, ohne gravierende Eingriffe in die Tragstruktur des integral geschützten Gebäudes, eignet. Die bis anhin gänzlich fehlenden Bäder werden, als vom Bestand losgelöste Boxen je Zimmer, am sinnvollsten Ort subtil in die Raumhülle eingefügt und sollen sich farblich harmonisch abgestimmt auf den historischen Kontext integrieren. Jedes Zimmer ist dabei farblich individuell nach dem historischen Befund gefasst. Als verbindendes und wiederkehrendes Element dient dabei ein rautenförmiges Ornament, welches sich aus dem historischen Befund im Erdgeschoss ableitet. Um den Bestand zu schonen werden die dienenden Räume bewusst in einen neuen Anbau ausgelagert. Das ans Knappenhaus angegliederte Waschhaus, welches ebenfalls Zimmer beherbergt, wird für weitere Lagerräume unterirdisch angebunden.

Projektierung

Im Erdgeschoss befinden sich zwei Frühstückräume und zwei Gästezimmer sowie der neue Anbau, welcher sich formal zurückhaltend an den historischen Bestand angliedert. Er ruht mit sichtbaren Stützen aus Brettschichtholz auf einem Untergeschoss in Beton und dient der Unterbringung von Gastroküche, Technik- und Lagerräumen. Der aussenseitig verglaste Baukörper ist mit einer Holzlamellenkonstruktion umhüllt, welche gleichzeitig auch die Funktion als Geländer der Terrasse übernimmt. Die primären statisch wirksamen Elemente übernehmen dabei die innere Gliederung. Im 1. Obergeschoss sind vier und im Dachgeschoss drei Zimmer angeordnet. Alle den Gästen zugängliche Räume werden über den zentralen Mittelgang erschlossen. Die Verbindung zwischen alt und neue wird mit bewusst gesetzten oder bereits vorhandenen Öffnungen erzielt. Die Verbesserung der Belichtung im Dachgeschoss erfolgt mit subtilen Interventionen unter den Krüppelwalmen und rückseitig angeordneten, zurückhaltend gestalteten Dachaufbauten. Das neue, zeitgemässe, filigrane Mobiliar soll sich zurückhaltend in die Zimmer einfügen und zur erhabenen Atmosphäre beitragen.

Realisierung

Der originale Fassadenverputz konnte nicht gehalten werden und musste entfernt und neu aufgebaut werden. Historische Fenster waren nur noch partiell vorhanden. Diese wurden ertüchtig. Fehlende Fenster wurden durch historische Nachbauten ersetzt. Die Wände wurden innenseitig nur bei den dünnen Riegelwänden gedämmt. Das Dach erhielt eine neue Eindeckung mit den ursprünglichen Ziegeln.
Im Innern wurde die vorhandene Originalsubstanz mit Wand- und Deckentäfer, Parkettböden, Stuckdecken und profilierten Füllungstüren restauriert. Durch frühere Eingriffe verlorene Ausstattungsteile wurden nach vorgefundenen Fragmenten rekonstruiert und konstruktiv nach alter Handwerkskunst passend ergänzt. Die Farbgebung der unterschiedlichen Zimmer erfolgte nach historischem Befund in sanfter Farbigkeit. Ein Raum konnte mit einer stilistisch passenden Handrucktapete versehen werden. Bestehende Element wie Einbauschränke und Kamine wurden für neue Anwendungen zugänglich gemacht.
Entsprechend der Nutzung waren hohe Anforderungen an den Schall- und Brandschutz zu erfüllen. Mittels eines objektspezifischen Brandschutzkonzeptes konnten die hölzernen Bestandesoberflächen im vertikalen Fluchtweg erhalten werden. Die Integration der komplexen neuen Haustechnik erfolgte verdeckt und schonend zwischen der bestehenden Tragstruktur und der historischen Raumauskleidung. Erforderliche Schallschutzmassnahmen wurden ebenfalls in diesem Zwischenraum als reversible Schichten und Elemente eingebracht.

192097863