Haus am Hang
,
Schweiz
Veröffentlicht am 31. März 2022
by JUNG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Ein Haus auf einer langgezogenen Parzelle, in ländlicher Umgebung. Der architektonische Fokus liegt darin, einen Hauptraum zu schaffen, welcher das ansonsten kompakte Raumprogramm mit Grosszügigkeit aufbricht und zugleich die unmittelbare Umgebung und die vorhandene Natur einbezieht. Das bestehende Haus aus den 60er-Jahren wurde bis auf das intakte Sockelgeschoss komplett abgebaut.
Ausgangslage
Das Grundstück liegt in starker Hanglage, im Gefahrengebiet von Schlammlawinen und Erdrutschen. Um die nötigen Schutzvorkehrungen zu definieren wurde vorab ein geologisches Gutachten erstellt. Der Neubau musste so ausgebildet werden, dass hangseitig bis auf drei Meter Höhe ein Erdrutsch mit Aufprall von vier Tonnen pro Quadratmeter aufgenommen und abgeleitet werden kann. Diese hohen statischen Anforderungen zeigen sich in einer dreidimensionalen Betonskulptur, welche zugleich die Raumfolge des Erdgeschosses definiert.
Entwurfsidee
Die Lage des Hauses und insbesondere die Umsetzung der Schutzmassnahmen spielen eine massgebliche Rolle im Entwurf. Das neue Haus besteht aus einer klar lesbaren Stapelung von drei Geschossen, mit stark differierter Charakteristik, geprägt von bestehenden Bauteilen, statischen Anforderungen und dem Wunsch der Bauherrschaft nach einem Holzhaus.
Das bestehende Untergeschoss erscheint als massiver Sockel mit punktuellen Öffnungen. Auf diesem Niveau befinden sich Hauseingang, Nebenräume, sowie Gebäudetechnik.
Das Erdgeschoss wurde in Beton ausgeführt und ist strukturell in drei Bereiche gegliedert. Der Betonkorridor bildet das Rückgrat des Hauses. Das seitlich einfallende Licht betont die langgezogene Geometrie des Raumes, Ein querstehendes Dreieck markiert den Übergang vom Innen- zum Aussenraum. Der vorgelagerte Wohnraum bietet freie Sicht über das Emmental und die Bergkette des Berner Oberlands.
Eine durchgehende, 75 Zentimeter hohe Betonbrüstung umfasst und verbindet Hauptraum mit Aussenraum und lässt diese beiden Bereiche zu einer Einheit verschmelzen, welche die Dimension des gebauten Volumens übersteigt.
Das Dachgeschoss ist als vorgefertigter Elementbau komplett in Holz konzipiert. Hier, zurückgezogen in warmer Atmosphäre, befinden sich die privaten Räumlichkeiten. Im Gegensatz zum offenen, horizontal ausgerichteten Wohngeschoss bietet diese Ebene klare, räumliche Grenzen, mit Bezug auf die symmetrische Dachform.
Projektierung
Die hybride Bauweise zeigt sich sowohl in der Fassade, wie auch im Innern des Hauses. Sämtliche Materialien und Oberflächen wurden roh belassen und demonstrieren damit die unterschiedlichen Ansprüche an die jeweiligen Geschosse.
Das Untergeschoss wurde punktuell saniert und verstärkt, und dient weiterhin als Basis für zwei darüberliegenden Ebenen.
Aufgrund der statischen Anforderungen ist das Erdgeschoss komplett in Ortbeton gebaut. Die 25 Zentimeter dicke Betondecke wurde als thermoaktives Bauteil konzipiert und bildet die Basis für das in Holz vorfabrizierte Dachvolumen. Die grossen Spannweiten ermöglichen die Öffnung des Hauses, hin zum angrenzenden Aussenraum und in Richtung des Dorfes.
Durch die Elementbauweise konnte das Dachgeschoss gleichzeitig zu den Bauarbeiten des Erdgeschosses produziert, und anschliessend innerhalb weniger Tage aufgerichtet und fertiggestellt werden.
Besonderheiten
by JUNG, Architekturbüro mit Sitz in Biel/Bienne, geführt von Jonas Ulmer und Nathan Ghiringhelli.