Instandsetzung Grimselstrasse 13–17
,
Schweiz
Veröffentlicht am 13. März 2025
Holzhausen Zweifel Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die jüngste Instandsetzung des Mehrfamilienhauses an der Grimselstrasse 13-17 in Zürich Altstetten, durchgeführt von Holzhausen Zweifel Architekten, setzt auf eine behutsame Annäherung an den ursprünglichen Ausdruck des Gebäudes. Dieses letzte erhaltene Fragment der ehemaligen Wohnkolonie Hebelhof sollte durch gezielte Eingriffe seine ursprüngliche Eleganz zurückgewinnen.
Rückkehr zur gestalterischen Klarheit
Die Wohnkolonie Hebelhof wurde zu Beginn der 1930-er Jahre von den Zürcher Architekten E. L. Oeschger und A. Oeschger geplant und mit den sparsamen Mitteln des Neuen Bauens realisiert. Das Mehrfamilienhaus war ursprünglich Teil dieser Siedlung, wurde jedoch in den 1980-er Jahren umfassend instandgesetzt. Dabei führten Massnahmen wie die Dämmung der Fassade mit Styropor, der Austausch der Holzfenster durch Kunststoff-Isolierfenster und das Verputzen der Betonbalkone zu einer Entfremdung vom ursprünglichen Erscheinungsbild. Die klare, reduzierte Leichtigkeit der Moderne ging weitgehend verloren. Ziel der aktuellen Sanierung war es daher, die ursprünglichen Qualitäten des Gebäudes wieder erlebbar zu machen, ohne auf zeitgemässe energetische Verbesserungen zu verzichten.
Subtile Eingriffe mit maximaler Wirkung
Die bestehende Fassadendämmung wurde entfernt und durch eine 20 Zentimeter starke mineralische Dämmung mit einem etwa zwei Zentimeter starken mineralischen Aussenputz ersetzt. Der in den 1980er-Jahren verlängerte Dachüberstand blieb bestehen, doch durch die dickere Fassadendämmung nähert sich sein Erscheinungsbild wieder der ursprünglichen Proportion an. Auch der Estrichboden wurde mit einer neuen 20 Zentimeter starken Mineraldämmung und einer 18 Millimeter dicken Spanplatten-Decklage versehen, während die Kellerdecke eine durchgehende Dämmung erhielt. Um die ursprünglichen Fensterproportionen beizubehalten und eine zu kleinteilige Fassadenwirkung zu vermeiden, wurden neue dreifach verglaste Holz-Metall-Fenster aussen angeschlagen. Ergänzend kamen ausstellbare Rollläden mit einer schlichten, bündig verputzten Blechabdeckung zum Einsatz, um dem historischen Erscheinungsbild gerecht zu werden. Die Balkone erhielten besondere Aufmerksamkeit: Um ihre ursprüngliche Leichtigkeit als schlanke Betonparavents wiederherzustellen, wurden die in den 1980er-Jahren verputzten Geländer durch Stahlrohrrahmen mit Kreuzgitterfüllung ersetzt – eine Neuinterpretation formaler Typologien der 1930er-Jahre. Aussenliegende, wetterfeste Textilvorhänge bieten nun einen flexiblen Sonnenschutz.
Nachhaltigkeit und behutsame Modernisierung
Ein wichtiger Aspekt der Sanierung war die Verbesserung der energetischen Performance. Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage auf maximaler Fläche installiert, während an den Stirnseiten der Fassade Drahtnetze für Fassadenbewuchs angebracht wurden. Im Inneren des Gebäudes wurde der Eingriff auf das Wesentliche reduziert: Erhaltenswerte und funktionsfähige Bauteile blieben bestehen und wurden instandgesetzt. Die Renovierung konzentrierte sich insbesondere auf die Korridore, Küchen und Bäder. Dabei wurden sämtliche Sanitärapparate und Armaturen erneuert. Die Küchen erhielten neue Einbauten mit Chromstahlabdeckungen sowie moderne Geräte. Die Material- und Farbgestaltung orientierte sich an den ursprünglichen Vorbildern der Bauzeit und übersetzte diese in eine zeitgemässe Formsprache. Feinsteinzeugböden sowie glasierte, quadratische Wandfliesen in Standardformaten knüpfen an die Gestaltung der 1930er-Jahre an. Die Farbgebung folgt einem modernen Konzept mit leichten Abstufungen in primären Farbtönen zwischen Boden und Wand. Bestehende Einbauschränke, Holzböden und Wand- sowie Deckenbeläge in den Wohnräumen wurden sorgfältig aufgefrischt, ebenso wie die originalen Zimmertüren. Durch die umgesetzten Massnahmen erreicht das Gebäude nun einen Energiestandard, der einer Minergie-A-Modernisierung entspricht, wobei aufgrund der fehlenden kontrollierten Lüftung keine Zertifizierung angestrebt wurde. Die Sanierung der Grimselstrasse 13-17 zeigt exemplarisch, wie eine durchdachte Instandsetzung den ursprünglichen architektonischen Charakter wiederbeleben kann, ohne auf heutige Komfort- und Nachhaltigkeitsanforderungen zu verzichten.
Das Projekt von Holzhausen Zweifel Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.