Jura Trilogie: Entwerfen für den Wandel – Architektur, Zeit und Transformation

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Schweiz

Veröffentlicht am 18. Juli 2025
ETH Zürich Professur für Architektur und Entwurf
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Jura Résistante, Innenraum mit Wänden aus grossen nachgespannten Blöcken aus Bollinger Sandstein, Lara Biesser + Theodor Domanski Jura Résistante, Bollinger Sandstein, Lara Biesser + Theodor Domanski Jura Résistante, Fassadenmodell, Lara Biesser + Theodor Domanski Jura Circulaire, Innenbild – Enfilade, Nathalie Bettoni + Bastien Terrettaz Jura Circulaire, Nathalie Bettoni + Bastien Terrettaz Jura Circulaire, Aussenbild, Nathalie Bettoni + Bastien Terrettaz Jura Tendue, Innenbild, Eva Meier + Danny Sahan + Maurus Wirth Jura Tendue, Risk Map, Eva Meier + Danny Sahan + Maurus Wirth Jura Tendue, Aussenbild, Eva Meier + Danny Sahan + Maurus Wirth

Projektdaten

Basisdaten

Projekttyp
Entwurfsstudio/Forschungsgruppe
Projektkategorie
Fertigstellung
05.2025
Links

Beschreibung

Am Entwurfsstudio das im Rahmen der Module FS24, HS24 und FS25 am Departement Architektur der ETH Zürich stattfand, nahmen zahlreiche Studierende teil. Begleitet durch Prof. Dr. Elli Mosayebi sowie die Dozierenden Nelly Pitt und Matthew Phillips, arbeiteten die folgenden Studierenden am Projekt mit: Remo Ackermann, Alina Ampilogova, Levin Arnold, Julius Baumanns, Laura Berther, Lara Biesser, Gabrielle Chilinski, Bianca Disch, Theodor Domanski, Nikola Endres, Manuela Foscardi, Andreas Hasler, Laura Imperiali, Vinzenz Leuppi, Hibiki Masaki, Summer Mathis, Robyn Murbach, Kim Stella Müller, Charlotte Neyenhuys, Markus Nyfeler, Alessandro Paterniti Barbino, Carla Ringenbach, Paula Schaufelbühl, Jamila Scotoni, Martin Serpell Covarrubias, Dag von der Decken, Calvin Wanzenried, Flavio Thommen, Silvian Ursula, Florian Hofmann, Charlotte Arn, Chloe Szwarc, Lukas Burger, Gian Brechbühl, Jonas Pfeffer, Luis Steffens, Joel Heller, Louis Forestier, Daniel Fölsch, Mona Lecoutre, Vitus Michel, Benjamin Wahlström, Eloise Frey, Felix Affolter, Danny Sahan, Maurus Wirth, Eva Meier, Nico Gewecke, Arthur Helmecke, Antoine Liechti, Tom Bauer, Lou Dörig, Nemo Akkermann, Rose Schuller, Leon Schade, Jonas Müller, Thierry Dvoracek, Cristina Wiele, Todor Rusev, Ulisse Iacopi, Sara Madej, Franziska Gödtcke, Felix Eigenmann, Giacomo Sarra, Nicole Alder, Rosa Ammann, Mélanie Bauer, Nathalie Bettoni, Eduardo Cavalcanti Schifferle, Yannick Fortiguarra, Melanie Kofler, León Madörin, Samuel Meury, Nikola Nikolov, Hannes Pabst, Luca Peter, Shirley Rellstab, Gilles Reust, Alexandros Sarantaenas, Jakob Schaefermayer, Luana Stadtmann, Cara Steiner, Bastien Terrettaz, Anton von Holst, Joao Vilela Rodrigues, Leon Weissheimer, Eleni Werder, Roman Winteler und Nicolás Wittig.

Im Semester Jura Résistant (FS24) lag der Fokus auf dauerhaften Bauten aus tragendem Naturstein. In Biel sollten langlebige, anpassbare und nutzungsoffene Wohnformen entworfen werden. Die Projekte sollten dem Wandel der Zeit standhalten und über Generationen hinweg bestehen. Der Naturstein wurde dabei als ökologisch und ökonomisch wertvolles, aber noch wenig ausgeschöpftes Baumaterial neu untersucht.

Das Semester Jura Circulaire (HS24) widmete sich in Delémont dem zirkulären Bauen mit Stahl. Im Zentrum stand die Wiederverwendung bestehender Stahlstrukturen und die Entwicklung von demontierbaren, flexiblen Wohnbauten, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen lassen. Neben Materialkreisläufen wurden auch landschaftliche und saisonale Zyklen einbezogen. 

Im Semester Jura Tendu (FS25) wurde in der Juralandschaft das Thema der drohenden Naturgefahren, Risiko und Stress untersucht. Dabei ging es um temporäre, widerstandsfähige Strukturen, die auf Überschwemmungen, Brände, Stürme oder Erdrutsche reagieren können. Die Studierenden entwickelten Konstruktionen, die mit klimatischen Extremen umgehen, diese sogar konstruktiv einbinden und „Stress“ als Entwurfsprinzip nutzen.

In Zusammenarbeit mit Jacqueline Pauli, Professorin für Tragwerksentwurf, ETH Zürich, Guillaume Habert, Professor für nachhaltiges Bauen, ETH Zürich, BUK, ETH Zürich sowie Taiyo Onorato, Künstler

Welche architektonischen oder städtebaulichen Themen standen im Fokus des Entwurfsprogramms?
Im Zentrum standen die Auseinandersetzung mit Zeit und Dauer als architektonische Kategorien sowie die Entwicklung von Wohnformen, die auf materielle, soziale und ökologische Veränderungen reagieren.

Welche theoretischen oder praktischen Grundlagen bildeten die Basis für die Bearbeitung der Entwurfs- oder Forschungsaufgabe?
Jedes Semester entwickelte aus einem zeitlichen Verständnis – Permanent, Circulaire, Résistant – ein spezifisches architektonisches Verständnis: Dauer als Ausdruck von Langlebigkeit, Kreislauffähigkeit oder Temporalität. Dabei flossen Konzepte aus Nachhaltigkeitstheorie, Materialforschung (insb. Naturstein, Rückbau, Reversibilität) sowie Überlegungen zur sozialen Resilienz in den Entwurfsprozess ein.

Welche räumlichen, konstruktiven oder programmatischen Herausforderungen sollten bearbeitet werden?
Die Aufgabenstellungen forderten von den Studierenden räumlich robuste, nutzungsoffene und wandelbare Wohnformen, die sowohl auf konstruktiver Ebene (zum Beispiel tragender Naturstein, zirkuläres Bauen) als auch programmatisch (zum Beispiel Mehrgenerationennutzung, temporäre Strukturen) auf zeitliche Veränderung reagieren können.

Wie wurden experimentelle oder forschende Methoden integriert?
Die Entwürfe basierten auf analytischen Kartierungen (Naturgefahren, Materialverfügbarkeit, zyklische Prozesse), typologischen Studien sowie materialbasierten Modellen. Die Interdisziplinarität – etwa die Zusammenarbeit mit Bauingenieur*innen und Künstler*innen – erweiterte den Entwurfsprozess um performative und spekulative Dimensionen. Modellbau und Konstruktion wurden als Mittel des Denkens und Prüfens eingesetzt, nicht nur zur Darstellung.

Wie reagierten die Projekte auf ökologische und gesellschaftliche Herausforderungen?
Jedes Semester verhandelte Zeit nicht nur als gestalterischen, sondern auch als ökologischen Faktor:
– durch den bewussten Einsatz lokaler, langlebiger Materialien (Résistant)
– durch ressourcenschonende Kreislaufstrategien und Nutzungsflexibilität (Circulaire)
– durch räumliche Resilienz gegenüber Extremereignissen (Tendu).
Dabei wurden Dauer und Wandel nicht als Gegensatz, sondern als komplementäre Bedingungen architektonischen Handelns verstanden. 

Das Projekt der ETH Zürich Professur für Architektur und Entwurf wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 in der Kategorie Next Generation eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

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