Kutscherhaus Morillon

 
3007 Bern,
Schweiz

Veröffentlicht am 31. März 2025
Spreng + Partner Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Aussenansicht Ostfassade bei Dämmerung Remise Haupteingang   Aussenansicht Ostfassade am Tag Westfassade gegen Morillonstrasse  Eingangsbereich Innen  Neue Nasszellen in den bestehenden Pferdeboxen  Stahltreppe ins Obergeschoss   Stahltreppe ins Obergeschoss Sitzungszimmer  Obergeschoss  Obergeschoss

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Morillonstrasse 41, 3007 Bern, Schweiz
Fertigstellung
09.2023

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Geschossfläche
530 m²
Nutzfläche
448 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
3,5 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
24

Beschreibung

Der Umbau des zum Anwesen der Villa Morillon gehörenden Kutscherhauses verwandelte das zuvor leerstehende Gebäude in ein modernes, funktionales Bürohaus, das den historischen Charme seiner Bausubstanz bewahren konnte. Mit einem sensiblen architektonischen Ansatz gelang es Spreng + Partner Architekten, die Anforderungen an eine zeitgemässe Nutzung mit dem denkmalpflegerischen Anspruch in Einklang zu bringen. Das historische Kutscherhaus, errichtet im Jahr 1850, ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Architektur seiner Zeit. Es umfasst ein Hauptvolumen mit angrenzenden Stallungen, eine Sattelkammer, verschiedene Nebenräume sowie einen geräumigen Heuboden. Ergänzt wird das Ensemble durch zwei kleinere, vorgelagerte Kutschengaragen. Die Anordnung der Baukörper erzeugt einen kleinen, atmosphärischen Eingangshof, dessen Struktur an den klassischen französischen Palastbau des 19. Jahrhunderts erinnert. Die Transformation des Kutscherhauses zu modernen Büroräumlichkeiten erforderte eine umfassende energetische Sanierung sowie zahlreiche strukturelle Eingriffe. Die enge Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege war dabei ein zentraler Bestandteil des Prozesses. Sie ermöglichte es, moderne Infrastrukturen respektvoll in das bestehende historische Gefüge zu integrieren.

Eine besondere Herausforderung stellte die ursprüngliche Konstruktion des Sandsteingebäudes dar, das ohne Fundament errichtet worden war. Im Laufe der Jahrzehnte führte dies zu erheblichen Feuchtigkeitsschäden. In einem ersten baulichen Schritt wurden daher sämtliche alten Böden vorsichtig entfernt und die Mauern unterfangen, um ein neues Fundament einzuziehen. Im Anschluss konnten die historischen Steinböden, soweit erhalten, wiederverwendet und im Gebäude verlegt werden. Auch die alten Pferdeboxen, Futterkrippen sowie der historische Kopfsteinpflasterboden wurden sorgfältig restauriert, um die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes weiterhin ablesbar zu machen. Die ehemalige Sattelkammer wurde in ihren originalen Zustand zurückversetzt. In den früheren Pferdeboxen entstanden moderne sanitäre Anlagen, ergänzt durch einen neu eingefügten Aufgang aus Stahl zum darüberliegenden Heuboden. Letzterer wurde nicht nur energetisch modernisiert, sondern auch zu einem grosszügigen Grossraumbüro ausgebaut. Die Kutschengaragen erfuhren ebenfalls eine behutsame Transformation: Hinter den historischen Garagentoren wurde ein neuer energetischer Abschluss aus Stahl und Glas eingefügt, der es ermöglichte, die bauzeitlichen Holztore zu restaurieren und die historische Fassadenansicht unverändert zu belassen. Das Dach des Gebäudes wurde im Zuge der Sanierung vollständig überarbeitet. Die aus den 1950er-Jahren stammenden Eternit-Schindeln wurden durch hochwertige Schiefersteinschindeln ersetzt. Die einzigartige Holzkonstruktion des Daches wurde verstärkt, um sowohl statischen als auch energetischen Anforderungen gerecht zu werden. Der ehemals offene Heuboden wurde in diesem Zusammenhang ausgebaut und energetisch ertüchtigt, wodurch zusätzlicher Raum für moderne Büroarbeitsplätze entstand. Die Sanierung des Kutscherhauses überzeugt durch eine gelungene Balance zwischen Substanzerhalt, zeitgemässer Funktionalität und architektonischer Sensibilität. Der respektvolle Umgang mit der historischen Struktur sowie der Einsatz hochwertiger Materialien und durchdachter Details machen den Umbau zu einem exemplarischen Beispiel für den erfolgreichen Dialog zwischen Alt und Neu. So entstand ein Bürogebäude, das nicht nur den heutigen Anforderungen gerecht wird, sondern auch das architektonische Erbe des 19. Jahrhunderts würdigt und in die Zukunft überführt.

Das Projekt von Spreng + Partner Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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