Landenberghaus

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8606 Greifensee,
Schweiz

Veröffentlicht am 05. Oktober 2020
horisberger wagen architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Städtlifassade Landenberghaus Städtlifassade Landenberghaus Aufgemauerte Giebelfassade Landenberghaus Städtlifassade mit ehemaligem Pfarrhaus Sandgussfilter in der Städtlifassade Eingangsraum mit ehemaliger Gusseisentür Foyer Aufgang zum Saal Saal Saal Saal Saal Innenansicht der Filter Galerie Seefassade Seefassade

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Im Städtli 22, 8606 Greifensee, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2019
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Geschossfläche
2032 m²
Gebäudevolumen
7855 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
11,7 Mio. CHF

Beschreibung

Das Landenberghaus hat sich über die Jahre zu einem etablierten Zentrum des gesellschaftlichen und politischen Lebens entwickelt. Durch den Umbau des Kulturhauses mit neuem Saal, Vereinsräumen und einem Bistro am See entstand eine zukunftsweisende Plattform für Veranstaltungen aller Art.

Ausgangslage

Der bauliche Zustand, die fehlende Infrastruktureinrichtungen und das starre Saallayout des vormaligen Landenberghauses machten eine umfassende Sanierung notwendig. Das intakte Ensemble rund um das Schloss Greifensee und die dreiseitige Fassung des Hauses mit mittelalterlichen Bruchsteinmauern bildeten den ortsbaulichen und denkmalpflegerischen Rahmen der anstehenden Entwurfsaufgabe. 2013 schrieb die Gemeinde Greifensee einen offenen Projektwettbewerb aus, bei welchem sich auch die Chance bot, das angrenzende Pfarrhaus in die neue Raumkonzeption miteinzubeziehen.

Entwurfsidee

Die zentrale Entwurfsidee des Projektes ist das Anheben des Daches und die Angleichung der Mantellinie ans benachbarte Pfarrhaus. Der Festsaal gewinnt dadurch mehr Raum und eine geometrisch ausgewogene Form. Darin einbeschrieben ist eine umlaufende Galerie, welche die Bespielbarkeit des Saals von allen Seiten zulässt und ein Maximum an Sitzplätzen ermöglicht. Aus denkmalpflegerischer Sicht wird mit der Erweiterung des historischen Treppengiebels auch ein bedeutendes Versatzstück revitalisiert. Die bestehende und partiell überformte Bruchsteinmauer aus Sandsteinen vom Zürcher Obersee ist nicht mehr nur Stadtmauer und Fassade, sondern auch Leitmotiv, das im Gebäudeinnern ausgespielt wird: Sie wird zur eigentlichen Stimme des Hauses, welche die Atmosphäre und Raumakustik des Theater- und Konzertraums prägt. Das Tragwerk in Holz besteht aus fein kannelierten Pfosten und abgestuften, parallel zur Bühne verlaufenden Deckenträgern. Sie bilden eine Parabel, die den Klang differenziert in den Raum zurückbringt und mit den Holzverkleidungen von Wänden und Brüstungen selbst zum Klangkörper wird. Den Auftakt zum Saal macht das Foyer: der mehrfach nutzbare Raum vermittelt visuell zwischen Städtli-Vorplatz und Saalzugang via Haupttreppe. Seeseitig lädt ein Bistro mit Aussensitzplätzen zum Verweilen ein. Künstlervorbereitungsräume, Officeküche und Vereinsräume, aber auch verschiedene bühnentechnische Einrichtungen sind ins ehemalige Pfarrhaus nebenan ausgelagert.

Projektierung

Nach dem Wettbewerb standen die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Bestand und die Entwicklung darauf abgestimmter und zeitgemässer Neubauelemente im Mittelpunkt. So treffen im Landenberghaus fein gestaltete Details auf roh belassene Bauteile - eine Herausforderung für Planer wie Unternehmer. Die mittelalterliche Natursteinmauer mit dem charakteristischen Treppengiebel wurde mit zeitgemäss geschnittenen und von Hand behauenen Sandsteinquadern ergänzt, um die Volumenvergrösserung des dahinterliegenden Saals subtil ablesbar zu machen. Die metallischen Fassadenelemente wiederum, welche das Tageslicht des Saals filtern, muten archaisch an und sind Ausdruck einer Architektur, die Ausdruck und Wirkung der Materialien thematisiert. Das tannige Holztragwerk und die massiven Tafeln der Saaleinbauten in heimischer Esche sind mit modernster Technik gefertigt und passgenau vor Ort versetzt. Selbst der zentrale Kronleuchter ist massgeschneidert: Zahlreiche Glaszylinder reihen sich konzentrisch entlang mehrstöckiger Reifen und setzen sich sowohl in der Beleuchtung hinter den Pfosten als auch im Foyer fort. Opake und semitransparente Vorhänge unterstützen die Raumakustik und unterstreichen die Flexibilität des neuen Festsaals. Dieses Zusammenspiel von alten und neuen, von groben und filigranen Elementen artikuliert eine Architektursprache, die das Landenberghaus zeitgemäss im historischen Kontext von Greifensee verankert.

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