Transformation vom Postgebäude zum Jugendtreff

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9487 Gamprin-Bendern,
Liechtenstein

Veröffentlicht am 02. April 2025
Beat Burgmaier Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Ansicht Südwest – Terrasse und Haupteingang Ansicht Süd – Jugendcafé Ansicht Südost – Zugang Ansicht Südwest Jugendcafé – am Tag Jugendcafé – am Abend Ansicht Südost Ansicht Nordwest Jugendcafé

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
12.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Anzahl Kellergeschosse
1

Beschreibung

Das ursprüngliche Postgebäude Gamprin-Bendern wurde 1968 errichtet und bis 2020 als solches betrieben. Im Jahr 2022 entschied sich das Land Liechtenstein als Eigentümer mögliche Entwicklungen für das leer stehende Postgebäude zu prüfen. Der Ansatz, einen Teil der Substanz zu erhalten und das Interesse einer Stiftung für Jugendarbeit zeigte sich als perfekte Ausgangslage für ein Umnutzung, welche den Ort mit dem angegliederten Busterminal aufwerten kann.

Entwurf und Konzept
Das umgesetzte Konzept sah vor, dass ein Teil des ursprünglichen Postgebäudes rückgebaut wurde und nur noch das Untergeschoss und drei Gebäudeteile im Erdgeschoss bestehen bleiben. Ein Baukörper beherbergt das Treppenhaus, der zweite die öffentliche WC-Anlage und den Bankautomatenraum, der dritte ist der Kamin der Heizung. Die drei Baukörper spannen einen Zwischenraum auf, welcher mit minimalen Massnahmen einen grosszügigen Raum für das neue Jugendcafé entstehen lässt. Die Massnahmen für die Gebäudehülle des Jugendcafés sind statische Konstruktion und räumliches Gestaltungselement zugleich. Die Lamellendecke und der Dachrand aus Holz ruhen auf einer ebenfalls hölzernen Pfostenriegelkonstruktion und sechs Betonpfeilern. Das Dach übernimmt dank eingesetzter Filzpaneele auch eine akustische Funktion. Die Pfostenriegelkonstruktion trägt die Lasten vom Dach ab und ermöglicht eine grosse Transparenz zum Aussenraum. Die groben Betonpfeiler zeigen aussen das statische Raster und verbinden den filigranen Neubauteil harmonisch mit den bestehenden massiven Baukörpern. Im Untergeschoss wies der vorgefundene Bestand eine kleinteilige Gliederung auf. Durch den Abbruch der Innenwände entstanden zwei gut proportionierte Räume für die freie Entfaltung der Jugendlichen. Diese Räumlichkeiten werden heute als Club genutzt und wurden farblich durch die Jugendlichen gestaltet.

Material und Struktur
Durch den Erhalt und das Anfügen von neuen Gebäudeteilen wirken unterschiedliche Materialien und Texturen zueinander. Dies wurde durch kleinere Eingriffe und Anpassungen an der bestehenden Gebäudehülle noch verstärkt. Damit das neue Gebäude als eine Einheit in Erscheinung treten kann, wurden sämtliche Gebäudeteile mit Ausnahme von den neuen Holzbauteilen in Anthrazit gestrichen. So bleiben die zusammengefügten Teile in deren Haptik erkennbar und fügen sich über die einheitliche Farbe optisch zu einer Einheit zusammen. Die Dachkonstruktion in Holz verbindet alle darunterliegenden Gebäudeteile und bildet einen starken vertikalen Abschluss mit einem grosszügig gedeckten Vorbereich. Die öffentlichen Funktionen werden durch hellgrau gestrichene Spotlights hervorgehoben und ermögliche Besucher*innen und Nutzer*innen eine einfache Orientierung.
 
Kontext und Relevanz
Der Teilerhalt des ehemaligen Postgebäudes und die Transformation zum Jugendtreff ist ein hervorragendes Beispiel, wie bestehende Gebäudesubstanz erhalten werden und mit behutsamen, aber auch kraftvollen Eingriffen eine Spannung zwischen alt und neu hergestellt werden kann. So konnten Ressourcen geschont und eine erhebliche Menge «graue Energie» eingespart werden. Das Projekt bildet auch ortsbaulich mit der selbstbewussten Erscheinung und der öffentlichen Funktion des Jugendcafé, einen Mehrwert für den öffentlichen Raum hin zum Busterminal.

Das Projekt von Beat Burgmaier Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand veröffentlicht.
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