Umgestaltung Apartment
,
Schweiz
Veröffentlicht am 07. April 2025
Bard Yersin Architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Projekt in La Tour-de-Peilz tranformiert eine Wohnung in einem Haus, das in den 1930er-Jahren als bürgerliche Villa erbaut und nach dem Zweiten Weltkrieg in ein kleines Mehrfamilienhaus mit je einer Wohnung pro Etage umgewandelt wurde. Die Architektur weist bemerkenswerte Qualitäten auf: hohe Decken, feine Stuckverzierungen und vor allem eine Raumstruktur, die jeder Wohnung vier verschiedene Ausrichtungen ermöglicht. Letztere Qualität litt jedoch unter einem streng zellularen Grundriss – typisch für die sogenannten Quadrathäuser jener Zeit – ohne Raumfolgen oder Bezüge zwischen den Zimmern. Der Entwurfsansatz besteht daher darin, die Räume zu öffnen und fliessend zu gestalten und das ursprüngliche Verteilungsschema zu erhalten. Die Dialektik des Projekts ergibt sich aus dieser Gegensätzlichkeit: Die hinzugefügten Möbel artikulieren als Raumteiler einen freien Grundriss, der sich über die ursprüngliche Typologie legt.
Die Trennwand zwischen den beiden seeseitigen Räumen wird entfernt, wodurch ein Tagesbereich mit drei Ausrichtungen entsteht. Die massiven Kamine, die die Grenze zum zentralen Flur markieren – der sowohl als Eingangs- wie auch als Verteilerraum dient –, werden in ein strukturierendes Möbelstück umgewandelt. Dieses begleitet den Eingangsbereich, integriert Bänke und eine Garderobe und vermittelt zugleich den Übergang zum Wohnzimmer. Zwei weitere Einbauten lehnen sich an die tragenden Wände zwischen dem Tagesbereich und den Räumen in den nördlichen Ecken des Gebäudes. Der erste durchquert eine Öffnung in der tragenden Wand und bietet dem angrenzenden Schlafzimmer einen zusätzlichen Ankleidebereich – eine zuvor schwer nutzbare Fläche wird somit optimiert. Auf der Wohnseite integriert das Möbel ein Regal, eine Projektionsfläche und eine Sitzgelegenheit und bereichert damit die räumliche Qualität. Das zweite Möbelstück beherbergt auf der Seeseite die Küche und bietet zugleich – durch die Wand hindurch – eine Bibliothek für das angrenzende Büro. Beide Einbauten integrieren Schiebetüren, mit denen sich die nordseitigen Räume schliessen lassen. Sind die Türen geöffnet, entsteht ein einheitlicher Raum, Diagonalen werden freigegeben, und überall eröffnet sich eine neue Perspektive, ein neues Fenster, eine neue Ausrichtung.
Der Kontrast zwischen dem zellularen Grundriss und den Raumtrennern setzt sich in der Materialisierung fort. Die ursprünglichen Putzwände wurden sorgfältig restauriert, Sockelleisten und Stuckprofile blieben erhalten. Ein Fischgrätparkett fügt sich in die historische Kontinuität des Ortes ein. Im Gegensatz dazu heben sich die hinzugefügten Möbel durch eine zeitgenössische Materialität ab: grün durchgefärbtes MDF. Sitzflächen und Arbeitsplatten aus grünem Terrazzo unterstreichen diese Präsenz zusätzlich und erinnern gleichzeitig an den bürgerlichen Geist des Hauses. Dieses Prinzip des strukturierenden Möbels findet sich auch im Badezimmer wieder, wo ein seitliches Element – wiederum grün, diesmal aber gefliest – Dusche und Waschmaschine integriert, während der übrige Ausbau in weissem Kunstharz realisiert ist.
Das Projekt von Bard Yersin Architectes wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.