Werkhalle «Ronal Campus»

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4624 Härkingen,
Schweiz

Veröffentlicht am 31. März 2022
Dual Architekten BSA Gesellschaft mbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Fassade Süd Fassade Detail Fassade West Fassade West Fassade Süd & West Innenansicht Stützen Farben Innenansicht Detail Decke Innenansicht Stützen Fassade Innenansicht Fenster Innenansicht Halle Innenansicht Schweissplatz Innenansicht Seitentrakt Innenansicht Detail Seitentrakt Technik Innenansicht Technik Innenansicht Seitentrakt Laube

Projektdaten

Basisdaten

Gebäudeart
Fertigstellung
12.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Grundstücksfläche
23'894 m²
Geschossfläche
5535 m²
Nutzfläche
4546 m²
Gebäudevolumen
43'273 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
18,4 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
50
Parkplätze
139

Beschreibung

Während der Abbruch und Bauphase wurde der Betrieb der Ronal Group weitergeführt. Insofern waren die Anforderungen an die logistische Planung sowie Koordination der Bauplatzinstallation ausserordentlich. Die Anforderungen der Bauherrschaft an die Bauzeit war hoch. Daher musste das Gebäude während einem sehr straffen Zeitplan ausgeführt werden. Zusätzlich mussten alle Beteiligten während der Pandemie mit weiteren Einschränkungen und Widrigkeiten umzugehen lernen. «Der neue Firmencampus der Ronal Group von Dual und De Angelis Architekten schafft den Spagat zwischen Einbindung ins dörfliche Gefüge und Repräsentationsanspruch mit konstruktiver Leichtigkeit.» Isabel Borner

Ausgangslage

Die Firma Ronal stellte überdurchschnittliche Anforderungen an ein gutes städtebauliches und architektonisch stimmiges Projekt, welches das zukünftige Firmenareal mit repräsentativem Charakter in die Umgebung einzubetten vermag. Das Firmenareal der Ronal Group liegt am östlichen Siedlungsrand von Härkingen. Die regionalen geografischen Merkmale sind die Grosslandschaften Jura und Mittelland. Der Perimeter des Areals wird im Norden durch die Autobahn A1/E35, im Nord-Westen durch den Chrebskanal sowie gegen Süden durch das Strassennetz der Gemeinde eingegrenzt.

Entwurfsidee

Zwischen der neuen Werkhalle, gebaut an der westlichen Grenze der Parzelle, und dem projektierten Neubau Administration, parallel zur Nationalstrasse gesetzt, spannt sich der Raum für den neuen «Ronal Campus» auf. Durch das Ausrichten der Gebäude entlang der Parzellen-Grenze entsteht eine Gesamtanlage, welche die Ronal Group ideal repräsentiert. Die Konstruktion der Werkhalle ist anachronistisch für zeitgenössische Neubauten von Industriebetrieben. Die Anforderungen der Bauherrschaft an ein repräsentatives Gebäude, die architekturhistorische Verortung des Entwurfs in der «Schule von Solothurn» sowie der Versuch, durch die Achtung der Situation und Nutzung auch die Materialisierung zu bestimmen, sind für den vorherrschenden Zeitgeist in der Architektur von Nutzbauten aussergewöhnlich. Durch eine Analogie von ländlichen Nutzbauten in Backstein und Holz und industrieller Werkhalle in Einsteinmauerwerk und Stahl wird auf den Ort und dessen Kontext reagiert. Die Gliederung der Fassaden wird dank der Abstimmung von Rhythmus und Proportionen in die Quartierumgebung eingebettet. Die Komposition der aussen liegenden Rahmenkonstruktion in Stahl, deren Felder die verputzten Einsteinmauerscheiben ertüchtigen und gleichzeitig die Fensteröffnungen umfassen, vermögen die Längen des Gebäudes in einen der Siedlungsstruktur gewohnten Massstab zu übersetzen.

Projektierung

Das Stahlfachwerk trägt vorfabrizierte Leichtbetonelemente, die sich im Innenraum über zwei typologisch ähnliche Stahlkonstruktionen in Skelettbauweise spannen: den Seiten- und Mitteltrakt. Die Fachwerkstützen sind eine Reminiszenz an das Stahlbausystem MAXI von Fritz Haller und integrieren Lüftungs- sowie Dachwasserrohre, welche direkt in den Medienkanal unter der Stützenachse führen. Der Betonsockel bindet den Fachwerk-Stützenfuss über der Bodenplatte und dem darunterliegenden Medienkanal, beides in Ortbeton, in ein integrales sowie raumprägendes System von Statik und Haustechnik ein. Folglich entsteht im Produktionsbereich eine klare Hierarchie zwischen raumbildenden und technischen Elementen. Im Gegensatz zum Produktionsbereich wird die Sichtbarkeit der Haus- und Betriebstechnik offen zwischen Seitentrakt und Campusfassade platziert. Dem Mitarbeiter im Büro wird im Obergeschoss des Seitentrakts zwischen Innenraum und Fassade über die gesamte Gebäudelänge die Komplexität sowie die Fülle der Haustechnik präsentiert. Gegenüber zum Produktionsbereich hin erstreckt sich die Verteilung der Büroräume über ein Lauben ähnliches Deck ebenfalls über die gänzliche Hallenlänge. Die Bezugnahme zum Kerngeschäft der Produktion der Ronal Group wird damit räumlich etabliert. Die Materialoberflächen im Innenraum wurden so ausgewählt, dass die räumlichen Eigenschaften in Wechselwirkung mit der Qualität der Lichtverhältnisse den Eindruck des Raumes untermauern.

Besonderheiten

Das umlaufende Fensterband trägt die weiss behandelte Innenkonstruktion nach aussen und vermag die Lichtsituation in der Halle sensibel zu verbessern. Die in die Bodenplatte integrierte Medienkanäle ermöglichen eine maximale Nutzungsflexibilität, transformieren die Ortbetonplatte in einen steifen Trägerrost und erlauben im Innenraum die Haustechnik-Installation zurückhaltend auszuführen. Das Empfinden von Tragwerk, Tageslicht sowie Material- und Farbvielfalt im Gebäude wird ausgereizt und wiedergibt den erwünschten repräsentativen Charakter sowie einen Mehrwert für die Arbeitenden.
Im Gegensatz zum Produktionsbereich wird die Sichtbarkeit der Haus- und Betriebstechnik offen zwischen Seitentrakt und Campusfassade platziert. Der Skelettbau in Stahl des Seitentrakts, in dessen Obergeschoss administrative Büroarbeitsplätze untergebracht sind, werden im Sinne des Centre Pompidou von Renzo Piano und Richard Rogers mit Technik eingehüllt; Subtil von aussen über die mit Aluminium gerahmten Fensteröffnungen und auffallend beim Eintreten in den acht Meter hohen zentralen Empfang zur Schau gestellt. Dem Mitarbeiter im Büro wird im Obergeschoss des Seitentrakts zwischen Innenraum und Fassade über die gesamte Gebäudelänge die Komplexität sowie die Fülle der Haustechnik präsentiert. Gegenüber zum Produktionsbereich hin erstreckt sich die Verteilung der Büroräume über ein Lauben ähnliches Deck ebenfalls über die gänzliche Hallenlänge. Die Bezugnahme zum Kerngeschäft der Produktion der Ronal Group wird damit räumlich etabliert.
Die Fassade ist in wärmedämmendem Einsteinmauerwerk ausgebildet, welches ein verhältnismässig geringes Eigengewicht aufweist. Zur Stabilisierung wird das Mauerwerk regelmässig an eine Unterkonstruktion in Stahl angeschlossen. Diese ist unten an der Betonplatte und oben am Dach gelenkig angeschlossen und leitet somit die horizontalen Einwirkungen, welche auf die Fassade einwirken, gleichmässig in die Bodenplatte und das Dach.

192237100