Wohn- und Geschäftshaus Argovia

 
5000 Aarau,
Schweiz

Veröffentlicht am 09. April 2024
agps architecture ltd.
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Aussenansicht Ostfassade Aussenansicht Nordfassade Innenansicht Fenster Ecke Aussenansicht Tag Aussenansicht Nacht Innenansicht Fenster Schiebetor Aussenansicht Haupteingang Aussenansicht Südfassade zum Hof Innenansicht Lüftungsflügel Innenansicht Schiebe-Element Innenansicht Eckwohnung Aussenansicht Fassadendetail Innenansicht Attika Innenansicht Nasszelle Innenansicht Erschliessungskern

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Kasernenstrasse 24, 5000 Aarau, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
11.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
14
Grundstücksfläche
363 m²
Geschossfläche
2265 m²
Nutzfläche
1706 m²
Gebäudevolumen
7172 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
4,8 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
25

Beschreibung

Der «Goldige Öpfel» in der Nähe des Bahnhofplatzes in Aarau brannte 2016 ab. Er wurde durch einen siebengeschossigen Bau ersetzt, der flexibel auf sich verändernde Nutzungsbedürfnisse reagieren kann. Geplant und durchgeführt wurde das Projekt von agps architecture.

Ausgangslage

Nach dem Brand entschied die Besitzerin – die Genossenschaft ZFV – einen Ersatzneubau zu realisieren, der die Möglichkeiten der revidierten Bauordnung der Stadt Aarau ausschöpft. Ein durch die Bauordnung vorgeschriebener maximaler Wohnanteil führte zur Suche nach einem robusten Grundgerüst, das auf zukünftige Bedürfnisse der Nutzer und ändernde baurechtliche Vorschriften reagieren kann. Desgleichen sollten die Installationen langfristig anpassbar und für Unterhalts- und Reparaturarbeiten zugänglich sein.

Entwurfsidee

Die Baustruktur des Quartiers ist von Blockrändern geprägt. Der auf einer Eckparzelle stehende Neubau fügt sich in diese Struktur ein, schliesst den Block und bildet einen Eckstein an einem zukünftigen Entwicklungsschwerpunkt der Stadt – zwischen Bahnhofstrasse und Kasernenareal. Ein Durchgang im Erdgeschoss stellt eine öffentliche Verbindung zum Innenhof her und schafft einen Raum für den Haupteingang des Neubaus und einen Nebeneingang des Nachbars – der städtische Baukörper wird porös. Das Grundprinzip einer möglichst flexiblen Grundstruktur, sei es für Wohnen, Gewerbe oder derzeit noch nicht voraussehbare Nutzungen, ist auch das tragende Thema der Gebäudehülle: ein Rahmenwerk mit verschiedenen Tiefen und Füllungen. Die Fassade wird zur raumhaltigen Schicht mit Nischen im Innen- und Aussenraum, mit Faltschiebewänden und mit grossen verglasten Schiebetoren die Teile der Wohnungen zum Aussenraum werden lassen. Der Erschliessungskern ist freistehend im Zentrum des Gebäudes angeordnet. Zwischen Kern und Fassade wird der freie Grundriss je nach Bedürfnis mit Leichtbauwänden und Schiebe-Elementen unterteilt, um unterschiedliche Raumeinteilungen entstehen zu lassen: von der Wohnung bis zum Open-Space Büro, von der Werkstatt bis zum Blumen-Atelier. Die Wohngeschosse werden in drei Einheiten gegliedert: die grosszügige Eckwohnung mit Enfilade und Schiebetor, die sogenannte offene Durch-Wohnung mit Faltschiebewand zum Hof und die lange Periskop-Wohnung entlang der Brandmauer.

Projektierung

Die Fassadenverkleidung des Baukörpers aus Aluminium ist mit einer dunklen Farbmischung mit Glimmeranteil einbrennlackiert. Die beweglichen Elemente heben sich als profilierte und eloxierte Intarsien in der Fassade ab. Was resultiert, ist ein je nach Tages- und Jahreszeit sich stets verändernder Ausdruck. Die Fassade ist auf dem Pfosten-Riegel-Prinzip aufgebaut. Aufgrund der Modularität konnten die Rahmen im Werk vorfabriziert, verglast und abgedichtet werden. Die Plastizität der Fassade entsteht durch verschiedene Lagen der geschosshohen Füll-Elemente der Rahmen: opake Lüftungsflügel, Teile mit fixer Verglasung, Schiebetore, Faltschiebetüren, Brüstungsgeländer, der bewegliche Sonnenschutz, Sonnenschutzgläser in der nach Norden orientierten Fassade und textile Vorhänge im Innenraum. Einzig der Eingang mit der Hofdurchfahrt bricht aus dem System aus. Er ist nach innen versetzt und als Leuchtkörper ausgebildet. Die Materialien der Innenräume baut auf dem Wechselspiel zwischen dem zentralen, introvertierten Erschliessungskern und der raumhaltigen Gebäudehülle auf. Der Kern, die Nasszellen und Einbauten sind dunkel materialisiert. Die glitzernden und teilweise profilierte Gebäudehülle trägt eine unerwartete Materialität in den Innenraum. Zwischen dem Kern und der Hülle spannen sich die hell materialisierten, leichten Trennwände und bewegliche Elemente auf.

Das Projekt von agps architecture wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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