Wohnanlage Neudorfstrasse
,
Schweiz
Veröffentlicht am 10. August 2018
Esch Sintzel Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Verwinkelt verdichtet: In Wädenswil bewohnten weniger als 40 Leute 24 kleine Genossenschaftswohnungen in drei Zeilenbauten von 1931/45. Im Ersatzneubau wohnen heute 150 Leute, darunter über 35 Kinder. Die Ausnützung stieg von 0,35 auf 0,61, die Wohnungszahl verdoppelte sich auf 48 und die oberirdische Geschossfläche wuchs noch stärker.
Die Lage ist typisch für die Orte am Südufer des Zürichsees. Aussicht und Sonne liegen an entgegengesetzten Seiten – die Sonne im Süden, die Seesicht im Norden. Das neue Gebäude sitzt hart am Grat und überhöht diesen baulich. An Felszacken erinnert auch die vor- und zurückspringende Bewegung des Gebäudevolumens. An den schmalsten Stellen dieser Felsformation öffnen sich im Sockelgeschoss Lücken, so dass Wege die beiden Gebäudeseiten verbinden können. In den Wohngeschossen darüber wird an diesen «Taillen» im Baukörper die Zweiseitigkeit des Ortes besonders anschaulich erlebbar. Die bewegte Abwicklung des Baukörpers unterteilt den Aussenraum, eröffnet und begrenzt darin differenzierte Orte des Aufenthalts.
Das Gebäudevolumen ist aus vier dreieckigen Segmenten zusammengefügt, welche jeweils dreispännig aufgebaut sind. Die plastische Abwicklung sorgt dafür, dass jede Wohnung auf zwei, viele gar auf drei Seiten hin ausgerichtet sind. Während die beiden Wohnungen in den Übergängen zwischen den Segmenten komplementär ineinander greifen, «greift» die dritte, jeweils äusserste Wohnung weit hinaus ins Freie. Ausladende Balkone bilden hier einen attraktiven Übergang zwischen innerer und äusserer Welt. Die gemeinschaftlichen Bereiche jeder Wohnung sind zu einer Raumfolge gekoppelt, welche in den «Körper» der Individualräume eingelagert ist: Eingang, Wohnen und Essen sind zu einer weitläufig wirkenden Sequenz verbunden, dabei aber durch «Taillen» soweit voneinander abgetrennt, dass sich die einzelnen Sphären nicht stören. Die Wohnungsgrössen liegen bewusst am unteren Rand der Grössenvorgaben, um den Anliegen ökonomischer, sozialer und energetischer Nachhaltigkeit zu entsprechen.
Um die starke plastische Gliederung des Volumens zu stabilisieren, sollte die Gliederung der Fassade umso ruhiger ausfallen. Die Materialien sprechen hier allein über ihre Oberflächenbeschaffenheit, ihre Haptik, nicht über ihre Materialfarbigkeit. Der Grundton des grossen Hauses orientiert sich am sogenannten Falun-Rot, der charakteristischen Farbigkeit skandinavischer Holzhäuser.
Aus Esch Sintzel wurden 2024 Studio Sintzel und SERA – Studio Esch Rickenbacher Architektur. Das Projekt von Esch Sintzel wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2018 eingereicht.