Wohnen im Oberalbis Umbau Scheune B
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Januar 2016
Mark Hofstetter dipl. Architekt ETH/SIA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2015
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Umbau einer nicht mehr genutzten Scheune in ein Wohnhaus mit 4 Wohneinheiten. Vorgehen: der nicht zum ursprünglichen Scheunenkörper gehörige Westteil wird abgebrochen und unterkellert wieder mit unverändertem Volumen aufgebaut. Das südseitige Hocheinfahr wird abgebrochen und mit identischem Volumen wieder aufgebaut. Im Süden wird im Untergeschoss eine Tiefgarage angebaut, die Einstellplätze für die Scheune B, das ebenfalls zum Projekt gehörige EFH D und das Nachbarhaus 445 bietet (siehe Situation/Katasterplan). Die Konstruktionselemente bleiben erhalten, haben weiterhin tragende Funktion (Massive Bruchsteinwände im EG, stehende Holzkonstruktion im OG und DG, Dachkonstruktion.
Die bestehende Scheune wurde seit längerem nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, ihr Volumen diente nur noch als Lager. Wichtiger ist sie als räumliches Element, als Verbindungselement des westlichen Weilereinganges und dem sich im östlichen Teil bildenden Platzraumes, als Begrenzung für den Strassenraum. Sie ist kein homogener Baukörper, mehrfach wurde sie an der Süd und Westseite angebaut. Das ursprünglich
sehr lange Einfahr hat durch diese Anbauten etwas von seiner Klarheit verloren.
Diese Scheune soll neu als Wohnhaus benutzt werden. Die Stimmung des Weilers, der im Inventar der schutzwürdigen Ortsbilder von überkommunaler Bedeutung aufgenommen ist, wird durch den Umbau der Scheune B und den Neubau der beiden EFH A und D nicht gestört, sondern bereichert. Der Weiler wird so weiterhin belebt sein, auch wenn die Landwirtschaftliche Bedeutung ständig abnimmt. In diesem Sinne wird die Scheune nicht durch einen Ersatzbau ersetzt, sondern umgebaut. Ziel ist es, möglichst viel vom alten Bau spür- und sichtbar zu lassen, die neue Nutzung in die bestehende Struktur und Konstruktion hineinzustellen.
Um dies zu erreichen wird der Urkörper freigelegt. Die diversen Anbauten werden abgerissen:
der Rossstall an der Südostecke, der westlichste, erst später angebaute Teil des Hauptkörpers, die westlichen Anbauten an das Einfahr, das Einfahr selbst. Das Einfahr wird mit demselben Volumen wieder aufgebaut, steht nun allerdings rechtwinklig (und nicht mehr leicht schräg wie bisher) zum Scheunenkörper. Die südlichen Anbauten werden durch klare Kuben ersetzt. Sie bilden südliche Erweiterungen der Erdgeschossräume und ihre Flachdächer dienen als Terrassen für die Wohnungen im Obergeschoss. Im Inneren wird im Erdgeschoss die bisherige 4-teilige Gliederung beibehalten, die bestehenden Wände bleiben bis auf wenige Türdurchbrüche intakt.
Im Erdgeschoss wird je eine 2½-Zimmerwohnung im Westen und im Osten eingebaut. Wohnung 1 + 3. Der Zugang erfolgt über einen gemeinsamen Vorraum unter dem ehemaligen Einfahr. Auch die grosse 4½-Zimmerwohnung (Wohnung 3) wird über eine Treppe von hier aus erschlossen.
Die Decke über EG wird ergänzt bzw. ersetzt durch eine durchgehende Betondecke, die eine Grundebene bildet für den Einbau eines gegenüber den Längsfassaden zurückversetzten Wohnhauseinbaues. Auf den Längsseiten entstehen so hinter den bestehenden Fassaden reizvolle Laubengänge. Die bestehenden Lüftungs-Rautenschalungen sind durch diagonale Vierkantstäbe mit etwas grösseren Abständen ersetzt, so dass sie etwas durchsichtiger sind. Die alte stehende Konstruktion bleibt bei voller Funktion sichtbar.
Die östliche Laube ist über eine Aussentreppe der Zugang zur Wohnung 4, einer grossen 5½-Zimmerwohnung.
Die Einbauten über der EG-Decke sind mehrheitlich in Holzelementbauweise erstellt. Auch der Ersatz des Einfahr ist eine vorfabrizierte Holzrahmenkonstruktion.
Alle Wohnungen haben eigene private Aussenräume. Der Ausbau hat den Standard von Eigentumswohnungen.