Wohngebäude Ecoquartier du Stand
,
Schweiz
Veröffentlicht am 30. März 2023
farra zoumboulakis & associés architectes urbanistes SA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Ökoquartier «Le Stand», ein neuer Lebensort, der beispielhaft für soziale Mischung, urbane Durchlässigkeit und Nachhaltigkeit ist, bietet eine neue Art des Wohnens. Die Bewohner finden hier die Werte wieder, die von der Wohnbaugenossenschaft Codha getragen werden, darunter Partizipation und Geselligkeit.
Ausgangslage
Die Codha «Coopérative de l'habitat associatif» gewann 2011 einen von der Stadtverwaltung Nyon ausgeschriebenen Wettbewerb zur Vergabe eines Baurechts an einen gemeinnützigen Bauträger. Das von der Gemeinde angestrebte Ziel bestand darin, ihr Angebot an Wohnungen, insbesondere zu erschwinglichen Mieten, zu erhöhen. In der Folge wurde von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Codha ein Architekturwettbewerb (SIA 142) durchgeführt. Das vom Büro farra zoumboulakis & associés vorgeschlagene Projekt Zinzolin gewann 2014 den ersten Preis.
Entwurfsidee
Urbane Durchlässigkeit und soziale Mischung.
Das bewaldete Boiron-Gebirge ist das strukturierende Element für die Anordnung der Gebäude, die seinen Biegungen folgen und in verschiedenen Höhen errichtet werden, die ein Maximum an Aussichtspunkten und Freiräumen auf die grosse Landschaft bieten. Drei Volumen erstrecken sich in Form von gefalteten Bändern und beherbergen 127 Wohnungen, Gemeinschaftsräume, ein Nachbarschaftshaus und eine Kindertagesstätte. Durch ihre Morphologie zeichnen die Gebäude drei Orte, drei öffentliche Räume, die Begegnungen fördern und dem Viertel Leben verleihen. Ein Fussgängerweg verbindet sie von Ost nach West. Eine Esplanade markiert den Eingang des Viertels am oberen Ende des Geländes, ein zentraler Hof bietet einen Haupttreffpunkt, und ein Gemeinschaftsgarten unterhalb des Geländes schliesst den Stadtspaziergang ab und trägt zur Schaffung sozialer Bindungen bei. Zwei Dachterrassen wurden ebenfalls bepflanzt und mit einem Pétanque-Platz ausgestattet, um die Aneignung durch die Bewohner und den Austausch untereinander zu fördern.
Projektierung
Am Eingang des Viertels beherbergt die Esplanade das öffentliche Programm (Kindertagesstätte, Nachbarschaftshaus) mit seinen terrassenförmigen Aussenverlängerungen. Diese Einrichtungen sind sowohl für die Bewohner des Ökoviertels als auch für die Nachbarschaft bestimmt. Diese Esplanade führt im Herzen des Viertels über eine grosszügige Rampe zum zentralen Hof, einem Bezugsort, um den sich die Gebäudeeingänge gruppieren und in dem die gemeinsam genutzten Gemeinschaftsräume - Waschküchen und Gemeinschaftsräume - ihren Platz finden. Zwei Quergänge verbinden diesen Hof mit der Umgebung und verbinden den Norden des Geländes mit dem Süden, von der Route des Tines flussaufwärts bis zum bewaldeten Abschnitt des Boiron flussabwärts. Unten öffnet sich der Gemüsegarten zu einer Lichtung. In den Fassaden rhythmisieren abwechselnd weisse Betonfertigteile und eine vertikale Holzlamelle die Abfolge der räumlichen Sequenzen. Die durchgehenden Wohnungen ermöglichen es auch, die Eingangsesplanade oder den zentralen Hof mit der direkten Umgebung der Anlage in Verbindung zu bringen.
Realisierung
Wohnen auf eine andere Art und Weise.
Einige der Wohnungen, die in Form von Clustern realisiert wurden, bieten Typologien für eine neue Art des Wohnens. Diese geräumigen Gemeinschaftswohnungen umfassen private Wohneinheiten, die durch einen Gemeinschaftsraum verbunden sind, der aus einem grossen Wohnzimmer und einer Küche besteht. Dieses typologische Modell, das eine Mischung aus Wohngemeinschaft und «Privatwohnung» darstellt, ermöglicht die Schaffung von Verbindungen zwischen den Bewohnern, manchmal auch zwischen den Generationen oder zwischen verschiedenen Familienmodellen.
Darüber hinaus können gemeinschaftlich nutzbare Gästezimmer mit von den Wohnungen unabhängigem Zugang von den Bewohnern genutzt werden. Andere Gemeinschaftsräume wie ein Raum für Jugendliche, eine Schreinerei und ein Musikraum stehen allen Bewohnern zur Verfügung und fördern Solidarität, Gastfreundschaft und Austausch.
Lange Balkone, die sich über die gesamte Länge der Fassaden ziehen, verleihen den Wohnungen eine gewisse Qualität und fördern die sozialen Bindungen zwischen den Nachbarn.
Räumliche Farbsequenzen.
Die dänische Künstlerin Malene Bach hat für alle Gebäude eine sehr feine farbmetrische Intervention entwickelt. Die räumlichen Sequenzen, die von den öffentlichen Außenbereichen zu den Innenbereichen der Wohnungen (bis hin zu den Aussenvorhängen der Balkone) führen, werden durch diesen Farbvorschlag rhythmisiert, der auch die Orientierung innerhalb des Gebäudes erleichtert.
Besonderheiten
Ungewöhnlich für das Projekt sind die drei verschiedenen Mieten, die eine soziale und generationenübergreifende Mischung zwischen Genossenschaftsmitgliedern und anderen Bewohnern fördern: freie Marktmieten (LML), erschwingliche Mieten (LLA) und moderate/subventionierte Mieten (LLM).
Ökologisches und soziales Engagement.
Das Projekt wurde nach den hohen ökologischen Standards des Minergie P Eco Labels entwickelt. Die Verwendung von lokalem Holz und ökologischen Materialien sowie ein massvoller Eingriff in das Gelände unter Berücksichtigung der bestehenden Topographie wurden bevorzugt.
Die sanfte Mobilität, ein integraler Bestandteil der Philosophie der Codha, wird im Projekt besonders aufgewertet: Das gesamte Quartier ist ausschliesslich Fussgängerzone und es wurden zahlreiche Veloabstellplätze eingerichtet. Der reduzierte Parkplatz garantiert ein Maximum an verfügbaren Freiflächen (gemeinsame Nutzung von Plätzen, Codhality-Carsharing). Die gesamte Anlage und die Wohnungen sind barrierefrei.