Wohnhaus im Grünen
,
Österreich
Veröffentlicht am 26. Januar 2024
Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Wohnhaus Rosalie an der Leyserstrasse ist Teil einer neuen Quartiersentwicklung im ehemaligen Park der Theodor-Körner-Kaserne im 14. Wiener Gemeindebezirk. Das städtebauliche Konzept ist das Ergebnis eines mehrstufigen Prozesses unter Einbindung der Bevölkerung mit der Besonderheit, den Park der Liegenschaft mit seinem bedeutenden Baumbestand von nun an der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Ausgangslage
Die Volumetrie am Bauplatz ist vorgegeben. Damit entsteht ein kompakter Baukörper in Abstufung zwischen Strassenraum und Parklandschaft, äusserst attraktiv umgeben von einer Vielzahl an alten Bäumen, davon einige sehr schöne Exemplare. Diese einmalige Grundvoraussetzung, verknüpft mit der Frage nach dem sogenannten Bild eines solch grossen Hauses in der Stadt, war Ausgangspunkt für die architektonischen Überlegungen.
Entwurfsidee
Der Gebäudeteil an der Leyserstrasse bildet als Stadthaus mit einer reduzierten Gebäudehöhe von 20 Metern und einer entsprechenden Massstäblichkeit der Fassade das direkte Gegenüber zur vorhandenen gründerzeitlichen Struktur. Der elfgeschossige Bauteil hingegen ist zugunsten des Erhalts der Bestandsbäume 16 Meter von der Strasse abgerückt. An dieser Stelle leitet ein einladender Vorplatz in den Eingangsbereich des Hauses über. Das Foyer mit atmosphärischen Absichten mit Hilfe weniger, gezielt gesetzter Materialien und Farben gestaltet erlaubt den Durchblick durch das Gebäude und ist im Erdgeschoss direkt über einen Gemeinschaftsbereich an den Parkraum angebunden. Im Erdgeschoss befinden sich neben dienenden Räumen auch eine Augenarztpraxis sowie drei Gartenwohnungen.
Projektierung
Die 115 Wohneinheiten sind über ein Treppenhaus erschlossen. Die Mittelgangerschliessung ist die Folge einer vorgegebenen Baukörpertiefe von 20 Metern und nicht zuletzt durch Überlegungen hinsichtlich Effizienz und Wirtschaftlichkeit begründet und ermöglicht im Gegenzug höhere Qualitäten an anderer Stelle. Die Erschliessungsbereiche werden zur Belichtung und Orientierung im Gebäude in allen Geschossen an die Fassade geführt. Das Zäsurgeschoss im sechsten Stock bringt eine Besonderheit mit sich. Hier konnte eine Gruppe von BewohnerInnen des «Grätzels» ein gemeinschaftliches Wohnprojekt realisieren. Die Wohngruppe Vorstadthaus Breitensee wohnt in neun separaten Wohneinheiten auf einem gemeinsamen Stockwerk und konnte bereits von Beginn an am Planungsprozess partizipieren, individuelle Wohnungsgrundrisse mit den Architekt*innen erarbeiten und Gestaltungsideen für Gemeinschaftsräume oder Dachgarten miteinbringen, welcher auf demselben Geschoss der gesamten Bewohnerschaft zugänglich ist.
Realisierung
Möglichst alle Wohnungen sollten in den Genuss der einmaligen, die Baukörper umgebenden baumbestandenen Freiraumsituation kommen. Daher wurde auf den Übergang von innen nach aussen in den einzelnen Wohnungen grosser Wert gelegt. Der zehngeschossige Teil des Volumens wird mit einer Rahmenstruktur aus Weissbeton versehen. Diese ordnet und fasst die Zwischenschicht aus Balkonen, Loggien und offenen Räumen und erfüllt gleichzeitig die Anforderung des Brandschutzes zur Vermeidung des vertikalen Brandüberschlags. Tiefere Balkone ermöglichen eine gute Möblierbarkeit und erlauben den Bewohner*innen zudem, den Schritt vor die Fassade zu tun. Die skulpturale Ausformulierung der Fassade versinnbildlicht den Dialog zwischen Naturraum und gebauter Architektur. Der sechsgeschossige Baukörper an der Strasse erhält eine differenzierte Gestaltung. Die zunächst klare Fassadenordnung wird an der Strassenseite mit Gesims-Elementen angereichert und erhält an der Attika einen Abschluss aus hochwertigen Weisszementfertigteilen, der auf die nutzbare Dachterrasse verweist. Zwei Laternen zieren die Brüstung und unterstreichen die Wertigkeit des Wohnhauses. Es ist als atmosphärischer Beitrag für die Gestaltung des Strassenraums zu verstehen und verstärkt die Differenzierung zwischen dem Strassenraum und der Parklandschaft, eine Geste, die auch sehr wirkungsvoll die Qualitäten des Blockrands mitbestimmt hat.
Der Text von Gangoly & Kristiner Architekten wurde von Sabrina Hobi publiziert.