
Zwei Anbauten, Clinique des Grangettes
,
Schweiz
Veröffentlicht am 18. Februar 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Architektonische Kohärenz
Im Rahmen einer geplanten Erweiterung der Klinik wurden zwei neue energieeffiziente Anbauten erstellt, die aus der Feder des Genfer Architekten Eric Dunant stammen. Sie erhalten den über die Zeit gewachsenen Charakter des Ortes.
Die beiden jüngst eingeweihten Gebäude spiegeln den gewagten Anspruch der Architekten wider. Obwohl die quaderförmige Grundform nicht vorgegeben wurde, sollte der Entwurf dennoch einer Gesamtfunktionalität gerecht werden, die auf einen optimalen Komfort für die Patienten und die Arbeitsabläufe des Pflegepersonals ausgelegt ist. Deswegen entschieden sich die Architekten für einen Baukörper, der sich aus zwei zugleich kompakten und gleichartigen Volumen zusammensetzt. Sie vermitteln zwischen dem Anspruch, einen medizinisch funkioniellen Bau zu gestalten der auch angemessen die Masstäblichkeit des Ortes übernimmt. Damit integrieren sich die beiden Baukörper hervorragend in das Ortsbild der Gemeinde Chêne-Bougeries.
Integration in ein urbanes Umfeld
Angesichts des recht dichten städtischen Kontextes legten die Architekten besonderen Wert darauf, eine Architektur zu schaffen, die sich harmonisch einfügt. Sie entschieden sich für eine minimalistische Ästhetik, und bevorzugten ein ausgewogenes Gesamtbild und Materialschönheit, um so das typische Erscheinungsbild eines Krankenhauses zu vermeiden. Entsprechend den Projekvorgaben orientierten sie sich konzeptionell an der Geometrie und der Linienführung der bereits gesetzten Baukörpers und des Geländes. Die zwei neuen Volumen unterscheiden und ergänzen sich zugleich. Sie stehen quer zur Verkehrsachse, ohne jedoch die Bestandsbauten in den Hintergrund zu rücken. Dies zeigt sich insbesondere durch die lineare Angleichung der Fassaden, wodurch eine durchgehende Front entsteht. Das architektonische Ensemble besticht durch seine Länge, dessen wuchtige Erscheinung aber durch eine geschickte Einbindung in die Umgebung gemindert wird.
Ruhe, Modernität und Technizität
Das erste 6822 Quadratmeter grosse rechteckige Volumen auf dem 14 327 Quadratmeter grossen Grundstück von Les Grangettes hat eine Länge von 69 Metern. Der Bau beinhaltet eine Notfallstation für Erwachsene im Erdgeschoss, drei Etagen mit Patientenzimmern, sowie einen Operationstrakt im Untergeschoss mit einer Grösse von 2000 Quadratmetern. Die glatte Fassade des Gebäudes besteht aus Zementplatten. Auch wenn das Gebäude dadurch weniger monumental erscheint, strahlt es eine gewisse Ruhe aus, und steht gleichzeitig für Modernität, den hohen technischen Standard und die effiziente Pflege, welche diese Einrichtung auszeichnen. Die interne Raumordnung wird durch einen zentralen Gang bestimmt, an dem sich beiderseits die Zimmer und Pflegestationen reihen. An den jeweiligen Enden der Trakte verbinden zwei Treppenhäuser, mit einem Lastenaufzug auf der einen Seite und zwei Aufzügen auf der anderen Seite, die entsprechenden Ebenen der zwei Bauvolumen. Die Einzelzimmer mit Blick auf den Park sind sehr geräumig. Die Patienten verfügen über grosse private Badezimmer. Die grossflächigen Fensterfronten mit hermetischen schliessenden Öffnungsflügeln lassen auch dann Durchblicke nach aussen zu, wenn die elektrischen perforierten Jalousien heruntergefahren werden.
Im Erdgeschoss befinden sich eine unabhängige Technikeinheit sowie die Notfallboxen. Die Flure im Untergeschoss, die zu den Anästhesie- und Operationssälen führen, werden von oben mit ausreichend Tageslicht versorgt. Die gesamte Ebene umfasst fünf Operationssäle, darunter einen Strahlentherapieraum, und verfügt auch über ein Da-Vinci-Operationssystem sowie eine zentrale Sterilversorgungsabteilung für das gesamte Spital.
Es ist die erste Schweizer Klinik, die mit dem Minergie-P-Label ausgezeichnet wurde. Auf dem Dach befinden sich Sonnenkollektoren, welche die gesamte Warmwasserversorgung der Klinik gewährleisten. Die Energie für die Heizung wird durch einen Pelletkessel gewonnen.
Optimale Steuerung der Abläufe zwischen den verschiedenen Einheiten
Der architektonische Entwurf der beiden Gebäude resultiert aus einer genauen, sehr spezifischen Bedarfsanalyse. Diese medizinische Systematik und Funktionalität findet sich – der organisatorischen Logik folgend – auch im zweiten Gebäude wieder. Angelehnt an das erste Volumen, wurde der zweite Baukörper mit einer Geschossfläche von ungefähr 1075 Quadratmetern auf zwei Ebenen ausgebildet. Der untere Teil dieses Baukörpers vereint im Erdgeschoss ein Herzkatheter-Zentrum und im Obergeschoss eine Intensivstation. Auf dieser strategisch gut positionierten Station sorgen 57,2 Quadratmeter grosse Fensterfronten für viel natürliches Tageslicht, das sich nach Meinung der Mediziner positiv auf den Genesungsprozess der Patienten auswirkt.
Nachhaltige Konstruktionen
Nachhaltigkeit ist ein zentrales, in den beiden neuen Anbauten sehr präsentes Thema. So ermöglicht der hohe Tageslichtanteil einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und reduziert den Anteil an künstlicher Beleuchtung. Auch die Entscheidung für Holz als Baumaterial, das in der Regel eher in anderen Gebäudetypen zum Einsatz kommt, zeugt von der Nachhaltigkeit dieses Projekts. Die Schalung des unteren Teils des sehr zeitgeistig anmutenden Gebäudes verbindet es harmonisch mit dem Bestandsbau aus dem Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts.
Adrian Mateos, Architekt bei Atelier d’architectes Eric Dunant, zur Holzverkleidung :
Die Fassade des Gebäudes, in dem sich das Zentrum für Herzkatheter und die Intensivstation befinden, ist mit 6 x 10 Zentimeter grossen Lamellen verkleidet. Durch diese Lösung wirkt der Gebäudekomplex freundlicher.
David Rodriguez, Architekt bei Atelier d’architectes Eric Dunant, zum Fenster :
Die nach einem Schweizer System patentierten grossen Glasschiebefenster gliedern die Fassade. Bei dieser grossen Fassadenfläche lag es nahe, sich für grossformatige Fenster zu entscheiden. Die Fenster sind bündig in Wand, Decke und Boden eingebaut und dichten garantiert perfekt ab, was den Patienten höchsten thermischen und akustischen Komfort bietet.
Text: Renzo Stroscio
Erstmals veröffentlicht im Magazin der Schweizer Baudokumentation 2021 - 2
Das Büro Eric Dunant SIA Atelier d'Architectes Sarl wurde 2023 aufgelöst.