Interview: Vollbrand: Brandschutztüren halten stand

Vollbrand: Brandschutztüren halten stand

Albert Renz

Albert Renz ist Produktmanager für Türen und Brandschutz bei der Hörmann Schweiz AG, Oensingen SO.

Albert Renz ist Produktmanager für Türen und Brandschutz bei der Hörmann Schweiz AG, Oensingen SO.

Albert Renz ist seit fünfzehn Jahren für die Prüfung von Brandschutztüren bei der Hörmann Schweiz AG in Oensingen SO verantwortlich. Der gelernte Metallbauschlosser war davor über dreizehn Jahre in der Montage von Türen und Toren tätig, bevor er in den Verkauf und anschliessend ins Produktmanagement wechselte. Im Gespräch gibt er Auskunft über die notwendigen Prüfungen, die eine Brandschutztür durchlaufen muss, bevor sie eingebaut werden darf.

Welchen Anforderungen unterliegen Brandschutztüren bei ihrer Zertifizierung?

Brandschutztüren müssen im Test einer Beanspruchung standhalten, die mit einem Vollbrand vergleichbar ist. Ihr Verhalten, ob sie zum Beispiel ihre Dauerfunktionstüchtigkeit und Dichtheit bei einem Brand bewahren, wird an mindestens zwei Probekörpern geprüft. Dabei entsprechen die Abmessungen der getesteten Türen und auch der daran anschliessenden Wände Praxiswerten. Auf der brandabgewandten Seite zeichnen Messpunkte die Temperaturen auf. Auf dieser Seite der Wand wird mittels Wattebäuschen überprüft, ob sich über Wand und Tür so viel Hitze überträgt, dass sie Feuer fangen. Ein Prüfbericht dokumentiert die Ergebnisse. Die Türe erhält am Schluss ein Prüfzeugnis nach den geltenden Normen. Jede Brandschutztüre ist mit einem Kennzeichnungsschild und einer Einbau- und Wartungsanleitung für die fachgerechte Montage und Wartung ausgestattet. Brandschutztüren für den Innenbereich müssen dabei den jeweils national geltenden Normen entsprechen. In der Schweiz gelten die Normen der Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG). Aussentüren mit Brandschutzanforderungen erfüllen zusätzlich seit dem 1.11.2019 auch die Europäische Norm CE (EN 16034 / EN 14531-1).

DC Tower in Wien

Ein Bild vom Eingangsbereich des DC Tower in Wien. Das von Dominique Perrault gestaltete Hochhaus in der Donau City in Wien ist mit 250 Metern Höhe das höchste Gebäude Österreichs. Hörmann lieferte für diesen Bau die Brandschutztüren.

Ein Bild vom Eingangsbereich des DC Tower in Wien. Das von Dominique Perrault gestaltete Hochhaus in der Donau City in Wien ist mit 250 Metern Höhe das höchste Gebäude Österreichs. Hörmann lieferte für diesen Bau die Brandschutztüren.

Welche Materialien können für Brandschutztüren verwendet werden? Welche Materialkompositionen und konstruktive Massnahmen verhindern, dass der Brand bei der Türe gestoppt wird? Wie ist die Luftdichtigkeit gegeben?

Brandschutztüren können aus Holzwerkstoffen ausgeführt werden, oder sie bestehen aus Metallkonstruktionen wie Stahl-, Stahlblech-, oder Aluminiumrohrrahmen. Neben materialspezifischen brandhindernden Massnahmen, verwendet Hörmann für alle Materialkompositionen kühlende Materialien und Dämmschichtbildner. Dämmschichtbildner werden als Beschichtung aufgebracht und schäumen bei Wärmeeinwirkung auf. Sie bilden eine wärmeisolierende Dämmschicht im Bereich der Brandtemperaturen. Bei Aussentüren werden gemäss CE-Norm festgelegte mandatierte Leistungen wie beispielsweise Luftdurchlässigkeit verlangt. Diese Anforderung ist je nach Gebäudekategorie in der SIA 343 beschrieben und muss ausgeschrieben werden. Die Luftdurchlässigkeit hängt von der Konstruktion der Tür ab und wird meist über mehrere Dichtungsebenen gesteuert.

automatische Schiebetür

Brandschutztüren können auch als automatische Schiebetüren mit grösster Transparenz ausgeführt werden.

Brandschutztüren können auch als automatische Schiebetüren mit grösster Transparenz ausgeführt werden.

Wie muss der Einbau der Türen erfolgen, um die Feuersicherheit zu garantieren?

Eine Brandschutztüre erreicht den geforderten Widerstand nur, wenn sie exakt nach den Herstellerangaben eingebaut wird. Deshalb wird für jede Art von Brandschutztüren eine Einbauanleitung erstellt und dem Produkt bei der Lieferung beigelegt. Die Montage auf der Baustelle muss nach diesen Angaben erfolgen. Alle Bauanschlüsse müssen gemäss den Vorgaben des Herstellers ausgeführt werden. Die Montagefirma bestätigt das mit einer visierten Montagebescheinigung und gibt diese für die Bauakte dem Bauherrn ab. Da eine Brandschutztüre jederzeit die geforderten Qualitäten aufweisen muss, ist eine regelmässige Wartung von Seiten des Betreibers notwendig. Diese sollte gemäss der Wartungsanleitung des Herstellers erfolgen und muss dokumentiert werden. Nachträgliche Änderungen an einer Brandschutztüre sind meist unzulässig. Nachträgliche Änderungen, die erforderlich sind, benötigen eine schriftliche Genehmigung vom Hersteller. Der Hersteller hat die Verantwortung über das Produkt.

Aufzugsbereich im DC Tower in Wien

Brandschutztore halten den Aufzugsbereich im DC Tower in Wien sicher. Sie sind im Design des Hotel Melia des DC Towers integriert.

Brandschutztore halten den Aufzugsbereich im DC Tower in Wien sicher. Sie sind im Design des Hotel Melia des DC Towers integriert.

Türen müssen nicht nur Brandschutzanforderungen erfüllen. Welchen weiteren Kriterien unterliegen Brandschutztüren denn noch?

Brandschutztüren müssen in ihrer Öffnungsrichtung und Schliessfunktion in die Planung der Flucht- und Rettungswege passen, wie auch Schallschutz, Strahlenschutz und Rauchschutz bieten. Auch das Zubehör und verschiedene Gestaltungswünsche, wie beispielsweise elektrisches Zubehör oder Glaseinsätze, werden mitgeprüft. Denn auch hier gilt der Grundsatz «wie geprüft so eingebaut». Die Möglichkeiten sind also je nach Produkt und Hersteller verschieden und müssen vor der Ausführung genau geklärt sein.

Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Hörmann Schweiz AG.

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