Interview: Ästhetische und energieeffiziente Kunststofffenster
Fenster sind die Augen des Hauses, sagt man. Während früher Weiss, Grau und Braun dominierten, gibt es heute eine grosse Auswahl an Farben für die Rahmenprofile. Zudem waren Fenster in der Vergangenheit oft ein energetischer Schwachpunkt der Gebäudehülle. Welche Entwicklungen hier stattgefunden haben, erklärt Richard Koehli von Veka im Gespräch.
Der Marktanteil von Kunststofffenstern ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Woran liegt das?
Fenster und Türen aus Kunststoff eröffnen einzigartige Möglichkeiten in der Architektur und erfreuen sich entsprechend seit vielen Jahren einer grossen Nachfrage auf dem Markt. Dies ist vor allem auf verschiedene vorteilhafte Materialeigenschaften zurückzuführen. Kunststofffenster bestehen in der Regel aus weichmacherfreiem Polyvinylchlorid – kurz PVC-U, einem polymeren Werkstoff, der formstabil, pflegeleicht, witterungsbeständig und langlebig ist. Gleichzeitig sind Fenster und Türen aus PVC-Profilen neben ihrer hervorragenden Energieeffizienz und vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten vergleichsweise günstig. Die gute Recyclingfähigkeit und ein funktionierender Materialkreislauf sind weitere Pluspunkte dieses Rahmenmaterials.
Moderne Fenster vereinen eine Vielzahl an Funktionalitäten. Worin unterscheiden sich die Anforderungen verglichen mit früher?
Die Entwicklung im Fensterbereich ist enorm. Wurde früher ein einfaches Fensterglas eingesetzt oder im Winter aussen ein Vorfenster zur besseren Wärmedämmung montiert, sind heutige Fenster mit Kunststoffprofilen ein ästhetisches Hightech-Bauelement. Kunststoffprofilsysteme von Veka sorgen mit ihrer Mehrkammergeometrie für eine hervorragende Wärmedämmung und Energieeffizienz. Die stahlverstärkten Profile, die ausschliesslich nach Klasse A gemäss DIN EN 12608 extrudiert werden, bieten die nötige Stabilität für moderne Zwei- oder Dreifachverglasungen. Auch in Sachen Automation entwickelt sich die Fenstertechnologie stetig weiter und ermöglicht so die Einbindung in Smarthome-Konzepte, die mehr Sicherheit, Energieeffizienz und Erleichterungen im Alltag bieten. Auch die Entwicklung beim Glas spielt heute eine entscheidende Rolle, sowohl für den sommerlichen Wärmeschutz als auch für die Wärmedämmung im Winter.
Wie sieht es mit der Ästhetik aus? Wenn von Kunststofffenstern die Rede ist, haben die meisten Schweizer*innen sicher immer noch die klassischen weissen Fensterrahmen vor Augen.
Wie in früheren Epochen scheiden sich auch heute noch die Geister am Einsatz von Farbe am Bau. Einige Architekt*innen respektive Bauherrschaften bevorzugen Klarheit und farbliche Reduktion, andere lieben den grossflächigen Einsatz von Farbe im Aussen- und Innenbereich. Kreative Ideen sollten jedoch in das gestalterische Gesamtkonzept einfliessen können. Die breite Farb- und Dekorpalette der Fensterprofile lässt erfreulich viele Farb- und Gestaltungsvarianten zu. Insbesondere die ultramatten Spectral-Farben von Veka stossen in der Architekturszene und bei den Fensterproduzenten auf grosse Resonanz. Diese neue Art der Oberflächenveredelung wirkt durch ihrere ultramatte Ausführung hochwertig und ist ein optischer Hingucker, gleich welche Sprache die Architektur hat.
Bei Holzfenstern gibt es schon lange die Kombination mit einer Aussenschale aus Aluminium. Ist das auch bei PVC-Fenstern möglich?
Kunststofffenster mit Aluminium-Vorsatzschale werden in der Schweiz immer mehr nachgefragt und bieten die Vorteile zweier hochwertiger Werkstoffe: Die optimale Wärme- und Schalldämmung des Kunststofffensters kombiniert mit der edlen Optik des Aluminiums in einer grossen Farbvielfalt. Die Oberfläche der Vorsatzschale kann in sämtlichen RAL-Farben eloxiert oder auch pulverbeschichtet werden. Die Innenseite des Fensters ist davon unabhängig wählbar – sie kann weiss bleiben oder zum Beispiel mit farbigem Basismaterial in Kombination mit der Oberflächenveredelung Veka Spectral als moderne Designvariante eingesetzt werden.
Die Forderung zur Senkung des CO2-Ausstosses im Gebäudesektor ist omnipräsent. Welche Rolle können Fenster dabei spielen?
Innerhalb von 25 Jahren soll der Gebäudepark der Schweiz saniert werden. Hauseigentümer, Wirtschaft, aber auch die Politik sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, um den CO2-Ausstoss von 10 Millionen Tonnen auf null zu reduzieren. Netto-Null bis 2050 ist das erklärte Ziel. Dabei ist die Sanierung der Fenster ein wesentlicher Faktor, um das ambitionierte Vorhaben zum Erfolg zu führen. Bisher wird jedoch nur ein Prozent des schweizerischen Gebäudebestandes pro Jahr saniert. Um auf Kurs zu kommen, muss die Sanierungsrate also vervierfacht werden. Eine Studie der Empa zeigt, dass mit der Sanierung von Dächern und Fenstern bis zu 30 Prozent Heiz- und Kühlenergie eingespart werden könnten. Eine Priorisierung bei Renovationen macht deshalb Sinn. Für Fenster, die älter als 15 Jahre sind, wird generell eine fachmännische Überprüfung empfohlen. Fenster, die älter als 20 Jahre alt sind, sollten zeitnah ausgetauscht werden, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr den aktuellen energetischen Standards entsprechen. Symptome wie zum Beispiel Kondenswasser in den Scheibenzwischenräumen oder an den Fensterinnenseiten sowie vom Fenster ausgehende Zugluft sind gute Indikatoren dafür.
Wie ist der aktuelle Stand der Förderung des Fensterersatzes durch Kantone und Gemeinden?
Die Kantone unterstützen sanierungswillige Hauseigentümer mit einem Gebäudeenergieausweis (GEAK). Dieser erfasst die Effizienz der Gebäudehülle, die Gesamtenergieeffizienz und die direkten CO2-Emissionen. Um allerdings die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen, müssen der Bund und Kantone Anreize schaffen beziehungsweise Fördergelder sprechen, insbesondere für die Fenstersanierung. Dafür setzen sich die Verbände, unter anderem der FFF, auf energiepolitischer Ebene ein, um auch auf die Bedeutung der Fenster im Zusammenhang mit der Energieeffizienz aufmerksam zu machen. Ziel muss es sein, die neue Energiepolitik auch aus Sicht des Fensters mitzugestalten, denn die Fensterbranche kann durch die Sanierung älterer Fenster einen enormen Beitrag zur notwendigen Energiewende leisten.