Interview: Werkstoffe neu betrachten

Richard Koehli ist Area Sales Manager für die Schweiz bei der Veka AG.
Vorschusslorbeeren und Vorurteile – Beides beeinflusst uns im täglichen Leben, können dadurch doch Entscheidungen und Vergleiche vereinfacht werden. Da sich Dinge aber ändern, sollten sich vor allem Planende und Entwickler*innen nicht davon leiten lassen, sondern immer aufs Neue ihren Blick schärfen. Ein Paradebeispiel für Vorurteile in der Baubranche sind zweifelsohne Fenster aus Kunststoff. Richard Koehli von der Veka AG erklärt im Interview, warum sich eine Neubewertung des Werkstoffes PVC lohnt.
Herr Koehli, in der Vergangenheit war es so, dass das Kunststofffenster in der Architekturszene häufig unterschätzt wurde. Hat sich diese Denkweise in den letzten Jahren verändert?
Absolut. Die Sichtweise auf Kunststofffenster hat sich in den letzten Jahren spürbar gewandelt. Das nehme ich in den direkten Gesprächen mit Architekt*innen unmittelbar wahr. Was früher oft als einfache, wenig anspruchsvolle Lösung galt, wird heute als innovativer, leistungsfähiger Baustein moderner Architektur verstanden.
In den Köpfen vieler hat sich beim Begriff des Kunststofffensters ein Bild mit glattwandigen, weissen PVC-Oberflächen festgesetzt. Ist dieses Bild noch aktuell?
Dieses Bild ist längst überholt. Moderne Kunststofffenster bieten heute eine beeindruckende Vielfalt an Oberflächen und Farben. Architekturschaffende entdecken zunehmend das Potenzial individueller Gestaltung. Neben täuschend echten Holzdekoren, eleganten Metallic-Optiken oder Unifarben, gibt es bei Veka noch zwei ganz besondere Oberflächenveredelungen: Da wäre zum einen «Veka Spectral», das sich mit seiner einzigartigen, ultramatten Optik längst auf dem Markt etabliert hat und zum anderen das ganz neue «Veka Feinstruktur»-Programm. Die fein strukturierten Oberflächen sehen pulverbeschichteten Aluminiumfenstern zum Verwechseln ähnlich. Die gestalterischen Möglichkeiten von Kunststofffenstern sind heute so vielfältig wie die Architektur selbst.
Architekt*innen achten besonders darauf, wie einzelne Bauelemente die Gesamtästhetik ihres Gebäudes beeinflussen. Gibt es noch andere Aspekte, die bei der Planung von Fenstern und Türen stärker berücksichtigt werden sollten?
Neben der optischen Integration in die Architektur sind wirtschaftliche und funktionale Kriterien natürlich weiter von hoher Bedeutung. Kunststofffenster überzeugen hier seit jeher mit hoher Langlebigkeit, minimalem Wartungsaufwand und attraktiven Kosten über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Das macht sie gerade bei der objektorientierten Planung zu einem besonders effizienten Bauelement.
Also sind eigentlich nicht nur die planenden Architekt*innen als vielmehr auch Bauherrschaft und Immobilienentwickler gefordert?
Richtig. Die Entscheidung über Fensterlösungen liegt längst nicht mehr allein bei den Architekt*innen. Im Verbund mit ihnen haben auch Bauherren, Projektentwickler, Investoren und Facility Manager ein entscheidendes Wort mitzureden. Neben der Ästhetik stehen dabei zunehmend auch Renditeerwartungen, Betriebskosten, Nachhaltigkeit und Sanierungszyklen im Fokus – Kriterien, bei denen Kunststofffenster aufgrund ihrer Eigenschaften durchwegs überzeugen können.
Gibt es Vergleiche der Fensterwerkstoffe wie Holz, Aluminium oder eben Kunststoff?
Jeder Werkstoff hat seine Stärken und Schwächen. Kunststofffenster bieten eine ausgewogene Kombination aus hoher Beständigkeit, sehr guter Wärmedämmung, attraktiven Investitions- und Betriebskosten sowie Nachhaltigkeit. Diese Gesamtheit an Vorteilen macht sie zu einer besonders vielseitigen und interessanten Lösung – für Neubauprojekte als auch für Sanierungsvorhaben.

Funktion und Form trifft auf Design: Kunststofffenster für anspruchsvolle und moderne Architektur. | Foto: Veka Schweiz AG & Wolf Storen
Apropos nachhaltig: ein Vorurteil gegenüber PVC-Werkstoffen ist sicher auch deren vermutete schlechte Umweltbilanz. Wie ist es um die Kreislauffähigkeit bestellt, respektive, was passiert mit einem Kunststofffenster am Ende seines Lebenszyklus'?
Die Vorstellung einer schlechten Umweltbilanz ist längst überholt. Kunststofffenster lassen sich heute nahezu vollständig recyceln und das im Rahmen eines geschlossenen Materialkreislaufs. Dieser Vorgang kann mehrfach wiederholt werden und das recycelte PVC dann ohne Qualitätsverluste wieder für neue Fenster und Türen eingesetzt werden. Veka zählt beim Recycling zu den Pionieren der Branche: Mit dem grössten Recyclingnetzwerk Europas sorgt die Veka AG dafür, dass Altfenster ressourcenschonend wiederverwertet werden und als hochwertiger Rohstoff erneut in den Kreislauf gelangen. Dies war einer der Hauptgründe, wieso wir in der Schweiz mit unseren Profilsystem Softline 82 MD die eco1-Zertifizierung erhielten. Die Bewertung definiert, dass das Produkt die höchsten Anforderungen von ecobau und Minergie-ECO im Hinblick auf ökologische und gesundheitliche Vorgaben erfüllt und als sehr gut geeignet für Minergie-(A-/P-)ECO Bauprojekte gilt.
Noch etwas aus dem hier und jetzt: Gibt es aktuelle Veka-Referenzobjekte, die Sie uns als gelungene Beispiele für den Einsatz von Kunststofffenstern nennen können?
Einer unser langjährigen Schweizer Fachbetriebe hat gerade ein sehr interessantes Neubauobjekt umgesetzt, über das wir auch in unserem eigenen Branchenmagazin «durchblick» berichten. Es handelt sich dabei um einen neuen Bürokomplex der Wolf Storen AG im St. Galler Rheintal. Dieses Gebäude zeigt wie kaum ein anderes auf, welche anspruchsvolle und unverwechselbare Ästhetik mit Kunststofffenstern möglich ist. Dafür hat das verantwortliche Architekturbüro indra + scherrer ag, mit einer mutigen Bauherrschaft im Rücken, immer wieder bestehende Grenzen in Frage gestellt und am Ende ein futuristisches Gebäude mit vielfältigen Farben und Geometrien geschaffen. Einen ausführlichen Objektbericht findet man auf unserer Website veka.ch.
Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit der Veka AG.