Basisinformationen über dämmschichtbildende Brandschutzsysteme

 

Wissen

Veröffentlicht am 05. Februar 2021 von
Redaktion Swiss Arc

Allgemeine Erklärung

Dämmschichtbildende (intumeszierende) Brandschutzsysteme sind flüssige Brandschutzanstriche, die auf Stahlprofile appliziert werden und zusammen mit dem gegen Feuer zu schützenden Stahlbauteil den geforderten Feuerwiderstand R 30 oder R 60 gewährleisten. Somit verlängert sich die Dauer, in der ein Stahlbauteil feuerresistent ist.

Wirkungsweise

Die Beschichtungen von 0,3 bis 3,5 mm Dicke schäumen bei Hitzeeinwirkung (ab 120 - 200 °C) auf und bilden einen stabilen, kompakten, feinporigen und gut isolierenden Schaum. Dieser Schaum erreicht die 40- bis 50-fache Dicke der Ausgangsschicht. Der Schaum bewirkt, dass der Stahl bei Feuereinwirkung die für den Verlust der Tragfestigkeit massgebende Temperatur (500 - 800 °C) erst mit Verzögerung erreicht - nach 30 Minuten bei R 30 bzw. nach 60 Minuten bei R 60.

Dämmschichtbildner-Zusammensetzung

Lösemittel bzw. Wasser (lösemittelhaltige bzw. wässrige Dispersionen)

Bindemittel

Pigmente und Füllstoffe

Beschichtungsaufbau

Dreischichtige dämmschichtbildende Brandschutzsysteme bestehen aus den drei Schichten:

a Systemgeprüfte Grundbeschichtung als Korrosionsschutz;

b Dämmschichtbildender (intumeszierender) Brandschutzanstrich;

c Systemgeprüfte, farblich frei wählbare Deckbeschichtung

Bei zweischichtigen dämmschichtbildenden Brandschutzsystemen ist das Aufbringen einer Deckbeschichtung nicht zulässig.

Applizieren des dämmschichtbildenden Brandschutzsystems
Qualitätssicherung: Schichtdicken-Messung vor dem Aufbringen der Deckbeschichtung
Brandschutzanstriche sind glatt und unterscheiden sich optisch nicht mehr von normalen Anstrichen, Foto: S. Rötheli, Zürich
Brandschutzanstriche sind glatt

Verfahren

1.

Die Anwendung dämmschichtbildender Brandschutzanstriche erfordert eine objektbezogene Bewilligung der zuständigen Brandschutzbehörde.

2.

Gesuche sind mittels Formular des Stahlbau Zentrums Schweiz (SZS) «Gesuch für die Anwendung von dämmschichtbildenden Anstrichen auf Stahlbauteilen» einzureichen (www.szs.ch).

3.

Es dürfen nur von der VKF zugelassene Systeme verwendet werden. Diese, sowie die erforderlichen Schichtdicken, sind im Schweizerischen Brandschutzregister publiziert (www.bsronline.ch).

Anwendungsbeschränkungen

Exponierte, mit dämmschichtbildenden Brandschutzsystemen geschützte Stahlbauteile sind gegen mechanische Beschädigung dauerhaft zu schützen. Der mechanische Schutz sowie anschliessende Bauteile müssen genügend Abstand zur Stahlkonstruktion aufweisen, damit der Brandschutzanstrich ungehindert aufquellen kann. In Wohnbauten sind unter Umständen zusätzliche feuerpolizeiliche Massnahmen zu ergreifen.

Feuerwiderstandsnachweis

Die Brandschutzbehörde kann einen Nachweis des Feuerwiderstands verlangen.

Applikation

Vorabklärungen

Neue oder bestehende Konstruktion? (Altanstrich vor Ort durch den Systemlieferanten prüfen lassen)

Eignet sich das Objekt für dämmschichtbildende Brandschutzsysteme?

Welche Bauteile müssen geschützt werden?

Feuerwiderstand: R 30 oder R 60 erforderlich?

Innen- oder Aussenanwendung?

Detaillierte Angaben in Bezug auf Anschlüsse, Übergänge, Distanzmontagen usw.

Farbtonwünsche?

Vorhandene Stahlprofiltypen? (z. B. IPE, HEA, HEB, ROR, RRW - mit Profilfaktoren U/A)

Randbedingungen

Grundbeschichtung trocken, sauber, gut haftend und wärmebeständig (Gitterschnittprüfung, Flammprobe)

Klimabedingungen: Mindest- und Maximal-Temperatur, Taupunktabstand. Die Einhaltung des Taupunktabstands durch den Verarbeiter ist eine Grundvoraussetzung für die Qualität der Beschichtung, insbesondere die Haftung auf dem Untergrund, denn auf dem Untergrund darf sich kein Kondenswasser bilden. Wird der Taupunktabstand von mind. 3 °C unterschritten, so müssen die Beschichtungsarbeiten eingestellt werden - was das Bauprogram empfindlich beeinflussen kann.

Ausführung

Im Werk (vor Montage):

Oberflächenvorbereitung durch Strahlen Sa 2½ gemäss ISO 8501-1

Systemverträgliche Grundbeschichtung applizieren

Auf Baustelle (nach Montage):

Montagebeschädigungen der Grundbeschichtung reparieren

Dämmschichtbildenden Anstrich aufspritzen eventuell rollen

Aufbringen der Deckbeschichtung nach Messung der Trockenschichtdicken

Je nach Produkt ist bei kleinen Schichtdicken, vor allem für R 30, auch eine Werksbeschichtung möglich.

Qualitätssicherung

Eine Dokumentation über die Qualitätssicherung ist zwingend und umfasst folgende Unterlagen:

VKF: Brandschutzerläuterung 1008, Brandschutzregister, Brandschutz-Zulassungen (BZu-Nr.) (www.vkf.ch)

SZS: Reglemente, Qualitätssicherungsprotokoll und Applikateur-Register auf Internet (www.szs.ch)

Zertifizierte Unternehmer (SZS-Applikateur-Register)

Messen der Nassschichtdicke des dämmschichtbildenden Anstrichs (während der Applikation, mit Messkamm)

Messen und Protokollieren der Trockenschichtdicke durch den Systemlieferanten, vor Aufbringen der Deckbeschichtung

Erstellen und Einreichen des SZS-Qualitätssicherungsprotokolls

Prüfung durch die Brandschutzbehörde, Intervention bei ungenügenden Messresultaten

Erstellt in Zusammenarbeit mit dem Stahlbau Zentrum Schweiz (SZS) und der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF).

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