Baukultur der 1970er-Jahre erleben
Die Stiftung für Baukultur erweitert ihr Angebot mit einer neuen Ferienwohnung im Hochhaus Fellergut im Berner Stadtteil Bümpliz. Die Maisonette-Wohnung im Hochhaus H10 aus den 1970er-Jahren ist ein Beispiel für die Systembauweise dieser Zeit und bietet Einblicke in die Baugeschichte der letzten Jahrzehnte. Der weitgehend im Originalzustand erhaltene Wohnraum erstreckt sich über die 14. und 15. Etage des Gebäudes und eröffnet eine beeindruckende Aussicht bis zu den Berner Alpen.
Bern-Bümpliz bietet einen facettenreichen Einblick in die Schweizer Architekturlandschaft. Einst ein Bauerndorf, in dem im 17. und 18. Jahrhundert Berner Patrizierfamilien repräsentative Landsitze errichteten, wandelte sich das Gebiet durch Industrialisierung und Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem dicht besiedelten Stadtteil. Hier finden sich Schlösser, Herrenhäuser, Bauernhöfe, Arbeiterwohnhäuser, Reihenhaussiedlungen und moderne Hochhäuser nebeneinander, was die verschiedenen Phasen des schweizerischen Wohnungsbaus im 20. Jahrhundert veranschaulicht. In den 1950er-Jahren führte das rasante Bevölkerungswachstum zu einem dringenden Bedarf an Wohnraum in Bern, was neue Ansätze im Wohnungsbau erforderte. Besonders verdichtetes Bauen wurde als Lösung bevorzugt. Die Flächen der ehemaligen Herrschaftsgüter, wie das Tscharner-, das Feller- und das Schwabgut, wurden in grossflächige Wohnsiedlungen umgestaltet. Die Systembauweise, bei der vorgefertigte Bauelemente wie Wände, Decken und Fassaden vor Ort zusammengesetzt wurden, ermöglichte eine effiziente und kostengünstige Lösung für den Wohnraumbedarf. So entstand in Bümpliz das grösste Wohnprojekt der Schweiz jener Zeit, das modernes urbanes Leben und wirtschaftlichen Aufschwung symbolisierte.
Das 20-stöckige Hochhaus H10, in dem sich die neue Ferienwohnung befindet, wurde von den Architekten Hans und Gret Reinhard entworfen, die die Berner Architektur in der Nachkriegszeit massgeblich beeinflussten. Das Gebäude folgt dem Konzept der «Rue Intérieure», inspiriert von Le Corbusier. Dieses Konzept fördert durch interne horizontale Verbindungen die Kommunikation und Interaktion der Bewohner und schafft so ein lebendiges Gemeinschaftsgefühl. Der Stadtteil Bern West, zu dem auch Bümpliz gehört, wird oft unterschiedlich wahrgenommen. Während Bewohner die vielen Grünflächen, die Nähe zur Stadt, die gute Verkehrsanbindung und die vergleichsweise niedrigen Mieten schätzen, sehen Aussenstehende in den grossflächigen Überbauungen oft nur eine «Betonwüste». Allerdings hat sich die Wahrnehmung dieser Bauten in den letzten Jahren gewandelt. Angesichts der aktuellen Wohnungsnot und der Debatte um nachhaltige Stadtplanung gewinnen Hochhäuser und verdichtetes Wohnen wieder an Bedeutung. Hochhäuser erleben derzeit ein Comeback in der Stadtplanung und rücken in den Fokus der urbanen Entwicklung.
Die Ferienwohnung im Hochhaus Fellergut ist weitgehend im Originalzustand der 1970er-Jahre erhalten. Die Einrichtung orientiert sich an der damaligen Zeit und schafft ein authentisches Erlebnis. Die Wohnung bietet Platz für vier bis sechs Personen und umfasst zwei Schlafzimmer, die morgens sonnendurchflutet sind, sowie ein Wohnzimmer mit einem grossen Balkon. Von dort aus eröffnet sich ein weiter Blick über die Siedlungen bis hin zu den Alpen und zum Jura. Diese Unterkunft ist ideal für Besucher, die sich für Architektur, Geschichte und moderne urbane Wohnformen interessieren.