Gemeinsame Geschichte
Der Schweizer Baukatalog wurde im Jahre 1930er-Jahren als Nachschlagewerk für Architekten herausgegeben. Der Vorgänger der Schweizer Baudokumentation bot Übersicht und Vergleichbarkeit im eben entstehenden Markt an Bauprodukten. Seit der zweiten Auflage im Jahre 1931 beteiligte sich auch die Firma Zehnder als Inserent. Gerade in diesem Jahr brachte sie ihre Neuentwicklung – einen Stahlradiator – zur Marktreife.

Der Schweizer Baukatalog, Ausgabe 1949/50.
In den 1930er-Jahren war die Industrialisierung schon weit fortgeschritten. Baustoffe konnten nun auch über längere Distanzen auf Schienen und per LKW transportiert werden. Bloss wie konnte man über die dadurch wachsende Auswahl noch den Überblick bewahren?
Bereits 1928, knapp 20 Jahre nach Gründung des Bundes Schweizer Architekten (BSA) einigten sich deren Mitglieder darauf, ein Nachschlagewerk für die gängigen Bauprodukte zu verlegen. «Es wäre notwendig», mahnte der Genfer Architekt Arnold Hoechel in deren Generalversammlung, «in das Chaos des Prospektwesens Ordnung zu bringen.»
1930 war es dann soweit: am 12. Mai erschien die erste Ausgabe des Schweizer Baukatalogs, mit rund 319 Publikationsseiten und einer Auflage von 2200 Exemplaren. Die geordnete Übersicht in gebundener Form erleichterte die Arbeit ungemein. Ähnliche Produkte wurden in Kapitel zusammengefasst und konnten dadurch gut miteinander verglichen werden.

Anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums des Schweizer Baukatalogs, in der Ausgabe 1949/50, erfasste die Redaktion in einer Grafik, wie schnell die Inhalte des Nachschlagwerks in den zwanzig Jahren seines Bestehens zunahmen.
Foto: Docu Media Schweiz
Neue Heizkörper
Bevor die Firma Zehnder mit Stahlradiatoren von sich sprechen machte, war der Name der Familie bereits bekannt: Das Familienunternehmen fertigte 1924 ihre erste grosse Serie von 1000 Motorrädern in ihrem Werk in Gränichen. Nach einer Fehlinvestition stiegen die Brüder der Familie im Jahre 1930 aus dem Unternehmen aus.
Einer der Zehnder-Brüder, Robert, hatte in einem Gespräch mit einem Heizungsinstallateur erfahren, dass die Wartezeit für damals gebräuchliche Gussradiatoren ungewöhnlich lang war. Die Form der Radiatoren erinnerte an die Röhrenregister, die für viele Lastwagen der damaligen Zeit zur Kühlung benutzt wurden. Was, wenn diese Röhrenregister anstatt zu kühlen heizen könnten? Könnte durch diese Variante des Radiators die Produktionszeit verkürzt werden?
Eine Idee war geboren: Die Brüder Zehnder meldeten für die ersten Prototypen eines Stahlradiators ein Patent an: Am 15. Oktober 1930 gründeten sie eine Kollektivgesellschaft mit dem Namen «Gebrüder Zehnder».

Die Innovation bei der Herstellung von Stahlradiatoren war, dass sie nicht mehr aus einem Guss hergestellt wurden. Stattdessen wurden die Mittelteile und Kopfstücke gesondert gefertigt und im Schweissverfahren verbunden.
Standard für die Bauwirtschaft
Anfang der 1940er-Jahre war das Land in einer Baukrise, was sich auch auf den Schweizer Baukatalog auswirkte. Anstelle des bis anhin jährlich vollkommen überarbeiteten Katalogs erschien ab 1942 bloss ein Nachtragsband. Aber die Umstellung auf einen zweijährigen Rhythmus der Komplettaktualisierung bewährte sich und wurde weiter beibeihalten.
Nach Kriegsende zog die Konjunktur wieder an, der Schweizer Baukatalog nahm an Umfang zu. Die letzte einbändige Doppeljahresausgabe 1963/64 war auf 2100 Seiten angewachsen, mit Beiträgen von rund 1000 Firmen. Vier dicke Bücher lösten den gewichtigen Einzelband ab. Ab 1968 gab man die gebundene Form endgültig auf: Der Baukatalog wurde durch blaue und rote Losblatt-Ordner abgelöst, die bei regelmässigen Besuchen der «Docu Girls» mit neuen Informationsblättern versorgt wurden.

Weil die Mittelteile und die Endstücke des Stahlradiators, anders als bei den Produkten der Konkurrenz, nicht aus einem Guss gefertigt wurden, konnten dessen Höhe und Form den Kundenwünschen angepasst werden.
Weil die Mittelteile und die Endstücke des Stahlradiators, anders als bei den Produkten der Konkurrenz, nicht aus einem Guss gefertigt wurden, konnten dessen Höhe und Form den Kundenwünschen angepasst werden.
Wirtschaftswachstum
Obwohl das Patent für den Stahlrohrradiator der Firma Zehnder nach dem Krieg abgelaufen war, begannen andere Hersteller erst ab 1956 das neuartige Konstruktionsprinzip für Radiatoren zu nutzen. Die Konkurrenz profilierte sich auf dem heimischen Markt mit anderen Produkten: Bedeutende Marktanteile gingen an Konvektoren und Heizwände. Konvektoren waren im Boden eingelassen und produzierten vor den neu aufkommenden «Curtain Walls» eine Schicht aus warmer Luft. Wie damals auch die Heizwände verschwanden sie unauffällig in die raumbildenden Bauteile der damals zeitgeistigen Architektur. Ab 1969 begann auch die Firma Zehnder diese Produkte in ihr Verkaufsprogramm aufzunehmen. Gleichzeitig setzte Zehnder auf einen neuen Radiatortyp – ihr einsäuliger Radiator konnte sogar als Raumgestaltungselement genutzt werden.

Zu Beginn der 1980er-Jahre wurde durch die Lancierung des Handtuchradiators der Heizkörper zum Designstück.
Teil des Ganze
Zehnder expandierte und erweiterte das Angebot durch die Übernahme von anderen Heizkörperproduzenten. Nach wie vor verband man den Namen Zehnder mit Radiatoren. Doch die Sammelblätter der Schweizer Baudokumentation demonstrieren die Innovationskraft der Firma über die Jahre:
In den 1980er-Jahren beeindruckte die Idee eines beheizten Handtuchhalters. Anfang der Nullerjahre war Zehnder der Marktführer für Deckenstrahlplatten, die für Raumhöhen von drei bis dreissig Metern gedacht waren. Zu dieser Zeit stieg die Zehnder Gruppe ausserdem in das Feld der Komfortlüftung ein.
Die Ordner der Schweizer Baudokumentation wurden 2010 eingestellt. Seit 2014 werden über das Magazin der Schweizer Baudokumentation (vormals Viso) und das Jahrbuch Architekturprojekte aus der ganzen Schweiz vorgestellt.
Gemäss der seit 2014 geführten Datenbank, wählten Architekten aus dem ganzen Land Produkte von Zehnder für ihre Bauvorhaben. In gut 61 gelungene Bauvorhaben, die auf der Website registriert sind, wurden Produkte dieses Herstellers verwendet.
Erstveröffentlichung im Magazin der Schweizer Baudokumentation 2020–3