Nachhaltige Wohnimmobilien
Der Standort ist die halbe Miete
Für Investitionen in langfristig nachhaltigen Wohnraum ist die Lage einer Immobilie das wichtigste Entscheidungskriterium. Professionelle Vermieter bevorzugen verdichtetes Bauen an sehr gut erschlossenen Standorten. Eigenheime tragen zwar wesentlich zur Zersiedelung bei, sind aber oft besser mit erneuerbaren Energien ausgerüstet.
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Entwickler und Eigentümer müssen Um- und Neubauinvestitionen an die richtigen Standorte lenken, um wirtschaftlich und nachhaltig zu investieren. Insgesamt ist jedoch Verdichtung und die Wahl nachhaltiger Standorte in den letzten zehn Jahren nicht gelungen, wie eine Datenerhebung über 500000 neu geplanter oder bewilligungspflichtig sanierter Wohnungen der Docu Media Schweiz zeigt: Nur gerade 38 Prozent dieser Wohnungen sind gut bis sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen, zumeist in beliebten Stadt- und Ortszentren mit erhöhter Nutzungsdichte und urbaner Wohnqualität (siehe Abbildung). Frappierend ist der Vergleich bei Neubauten: 79 Prozent der Mietwohnungen werden an sehr gut erschlossenen Lagen gebaut, während 63 Prozent von Wohneigentum an sehr schlecht erschlossenen Lagen entsteht. Professionelle Eigentümer tragen mit ihrem klaren Fokus auf Mietwohnungen an sehr gut erschlossenen Lagen also insgesamt deutlich zur Nachhaltigkeit im Wohnungsmarkt bei.
Dezentrale «Öko-Eigenheime»
Hinsichtlich energetisch-technischer Ausstattung mit erneuerbaren Energien haben Eigenheime hingegen die Nase vorn, auch wenn Mietwohnungen Fernwärmeangebote nutzen. Gut 70 Prozent aller neuen Eigenheime und nur 58 Prozent der neuen Wohnungen dürften mit Wärme aus Geothermie, sonstigen Wärmepumpenanlagen oder Solarheizungen versorgt werden. Vor allem die Nutzung der Geothermie ist vom Standort beeinflusst: An schlechter erschlossenen Lagen lassen sich Bohrungen für Erdsonden besser umsetzen. Auch die Geräuschentwicklung von Luftwärmepumpen dürfte deren Verbreitung an weniger dicht besiedelten Standorten fördern.
Guter Standort, gesicherte Zukunft
Energetische Nachhaltigkeit ist nicht statisch. Wenn jedoch die Immobilie für ihre Nutzung am richtigen Ort steht, wird es immer die Möglichkeit geben, sie weiterzuentwickeln. Was uns heute als technologischer Höhepunkt erscheint, kann in fünf Jahren bereits überholt sein. Erst mit lokalen Wachstumspotenzialen entsteht die Möglichkeit, diese Investitionen laufend zu tätigen. Die technologische Ausstattung eines Gebäudes darf also weder im Neu- noch im Umbau erste Priorität der Investitionsentscheidung sein. Zukunftsweisend ist die Vielfalt an nachhaltigen Wohnungsangeboten.
Christian Kraft ist Co-Leiter und Dozent der MScRE, des Master of Science in Real Estate, an der Hochschule Luzern.