Potenzial für kleine Wohnformen in der Schweiz
Einerseits sind die Landressourcen in der Schweiz knapp, andererseits durchdringt der Nachhaltigkeitsgedanke die persönliche Lebensgestaltung von immer mehr Menschen. Kleinwohnformen wie Tiny Houses, Mikroapartments, Hallenwohnen oder Wohnen in Containern und Fahrzeugen scheinen eine naheliegende Antwort zu sein. Eine interdisziplinäre Studie der HSLU untersuchte nun erstmals, wie gross die Nachfrage und das Marktpotenzial von Kleinwohnformen in der Schweiz sind und welche Interessen, Präferenzen und Bedürfnisse bestehen. Dazu befragten Forschende der Departemente Technik & Architektur, Soziale Arbeit und Wirtschaft zusammen mit 13 Umsetzungspartnern innerhalb einer repräsentativen Umfrage 1254 Personen online.

Clusterwohnzimmer Kalkbreite | Foto: Dimitri Djuric
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Kleinwohnformen stossen in der Schweiz auf Interesse: Rund die Hälfte der Befragten hat bereits Erfahrungen mit Kleinwohnformen oder kann sich vorstellen, in einer solchen zu wohnen. Die andere Hälfte kann sich dies nicht vorstellen: 48 Prozent bezeichneten sich als «Nicht Interessierte», mutmasslich sind dies eher wohlsituierte Personen mit vergleichsweise hohem Haushaltsvermögen.

Hallenwohnen in der Genossenschaft | Foto: Annett Landsmann
Realität zwischen Umweltaspekten und Sparsamkeit
Für Interessierte steht die Nachhaltigkeit deutlich im Vordergrund, während Expert*innen eher auf die Kosten achten. So legen Interessierte bei der Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung der Kleinwohnanlage tendenziell mehr Wert auf lokal erzeugte und erneuerbare Energien. Auch eine geringe Umweltbelastung steht im Vordergrund. Demgegenüber standen bei Menschen mit eigener Kleinwohnerfahrung häufiger geringe Kosten und hoher Komfort im Vordergrund. Zudem geben 43 Prozent der Expert*innen an, dass eine finanzielle Notlage ein entscheidendes Motiv für die Wahl einer Kleinwohnform darstellte. Bei Menschen ohne bisherige Kleinwohnerfahrung ist neben der Nachhaltigkeit das wichtigste Motiv, mehr Freiheit und Autonomie zu leben.
Hinsichtlich der gewünschten Wohnqualitäten ist für beide Interessensgruppen eine natürliche Belichtung und Belüftung der Wohnung wichtig. Darüber hinaus legen Expert*innen mehr Wert auf eher praktische Eigenschaften wie Stauraum und Rückzugsmöglichkeiten, während Interessierte eher naturbezogene Wohnqualitäten wie Ausblick und Zugang zur Natur sowie natürliche Materialien als wichtig erachten. «Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass ein Angebot an kleinen Wohnformen einen Beitrag zu nachhaltigem Wohnen leisten kann, allerdings sollte der Kostenaspekt stärker berücksichtigt werden, damit es in der Praxis umgesetzt werden kann», fasst Selina Lutz zusammen.