Areal Schöngrün Wohnüberbauung mit Gutshofensemble

128 von 3771

 
4562 Biberist,
Schweiz

Veröffentlicht am 25. März 2022
ERP Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Luftaufnahme Luftaufnahme Luftaufnahme Innenfassade Zugang ins Areal Gutshof Treppenhaus Sicht durch das Fenster Eckwohnung Attikawohnung

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
08.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
2
Anzahl Wohnungen
160
Grundstücksfläche
25'700 m²
Geschossfläche
28'500 m²
Nutzfläche
14'000 m²
Gebäudevolumen
90'000 m³
Anzahl Arbeitsplätze
5
Parkplätze
195

Beschreibung

Das 44000 m² grosse Areal befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Stadt Solothurn, gehört politisch jedoch zur Einwohnergemeinde Biberist. Die Lage bietet einen grosszügigen Rundumblick auf den Jura und die Alpen. Der Massstab der Überbauung orientiert sich am Bürgerspital und an der Landschaft.

Ausgangslage

Das Areal Schöngrün liegt südlich der Aare in Biberist, am Stadtrand von Solothurn. Mit der Aufhebung der Strafanstalt wurde das Areal für eine neue Nutzung frei. 2010 schrieb der Kanton Solothurn eine Testplanung für das Gelände aus, die ERP Architekten für sich entscheiden konnten. 2016 verkaufte der Kanton das Areal an die AXA Winterthur, die das Projekt mit ERP Architekten weiterentwickelte und umsetzte.

Entwurfsidee

Zwei lange, gekrümmte Gebäudeflügel zeichnen die Topografie des Moränenhügels Gisihübeli nach und fassen den Landschaftsraum. Um die Länge der beiden Baukörper aufzubrechen, sind sie in sechs respektive neun Segmente unterteilt, deren Höhe dem Terrain folgt und zwischen drei und fünf Geschossen variiert. Zwischen den beiden Flügeln entsteht ein extensiv bewirtschafteter Obstgarten mit Magerwiesen und Weideland. Ein neuer öffentlich zugänglicher Fussweg führt durch die Überbauung über die Wiese und verbindet das Gisihübeli mit der Stadt. Der von seiner Geschichte als Strafanstalt belastete Ort wird der Landschaft zurückgegeben und vom Bauland zu Landwirtschaftsland rückgezont. Der Gutshof wird in das Bebauungskonzept integriert, wobei dem Hof sowohl typologisch als auch räumlich eine zentrale Rolle zukommt. Neben der Eingangssituation in das Areal, in der Funktion als Verteiler und als Übergang in die Landschaft liegt hier das atmosphärische Potenzial, das der neuen Wohnüberbauung zu Gute kommt und sich identitätsstiftend auswirkt. Als Auftakt entsteht ein grosszügiger, repräsentativer Platzbereich als Ankunftsort. Der mittige Kiesplatz ist mit hochstämmigen, teils bestehenden Bäumen besetzt und verbindet den alten Gutshof mit den beiden Neubauten.

Projektierung

Die 160 Mietwohnungen mit Grössen von 1,5 bis 5,5 Zimmer bieten Wohnraum für Familien, WGs, Paare und Einzelpersonen und ermöglichen eine hohe Durchmischung der Bewohnerschaft. Dazu gehört auch ein Mehrgenerationenhaus am Kopfende des Ostflügels mit Gemeinschaftsküche. Zusammen mit der AXA wurden die Erstellungskosten optimiert, um die Mieten trotz hohem Ausbaustandard in einem angemessen Rahmen zu halten. Die Räume sind um die Erschliessungskerne und die vorfabrizierte Nasszellen herum angeordnet, wobei das Wohnen immer auf den Landschaftsraum ausgerichtet ist. Auch auf die Nachhaltigkeit wurde in der Planung ein besonderes Augenmerk gelegt, so produziert eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach Strom, die Überbauung ist an das Fernwärmenetz angeschlossen und Minergie-zertifiziert. Die beiden Gebäudeflügel werden über einen ringförmigen Weg erschlossen und von einer waldigen Böschung gesäumt, in die verschiedene Spiel-, Sitz- und Grillplätze eingebettet sind.

Realisierung

Die Fassade ist mit einer vorvergrauten hinterlüfteten Holzschalung verkleidet, die sich mit den fein gerippten Metallpaneelen der Fensterbrüstungen abwechselt. Leichte vertikale Vorsprünge gliedern die Fassade zusätzlich und markieren die in weinroter Farbe gehaltenen Eingangsnischen. Umlaufende Gesimsbänder betonen die Geschossigkeit der beiden Baukörper. Zum Gisihübeli hin mäandriert die Fassade und bildet private Terrassen und Loggien aus, die den Wohnraum erweitern. Die vorgehängte Balkonschicht zieht sich über die ganze Länge der Gebäudesegmente und verleihen der Fassade eine klare Horizontalität.

Besonderheiten

Der Gutshof mit dem gepflasterten Platz und der markanten Linde am nördlichen Rand des Areals bleibt erhalten. Die historischen Gebäude werden bis 2021 saniert und neuen Nutzungen überführt, neben einer Kita sind eine Cafeteria und ein Bioladen geplant. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wird zudem die ehemalige Scheune zu einer Boulderhalle ausgebaut. Mit dem Mehrgenerationenhaus und den Gemeinschaftsräumen am Kopfende der Neubauten wird der Platz zum Treffpunkt für die Bewohnenden der Wohnüberbauung und das ganze Quartier.

192162474